Auf Exorzismus setzender kolumbianischer Polizeichef entlassen
Die kolumbianische Regierung entlässt ihren Polizeichef. Ein umstrittenes Interview über Teufels- und Dämonenaustreibungen soll jedoch nicht der Grund für den Rauswurf sein.
Bogota – Die kolumbianische Regierung hat ihren Polizeichef Henry Sanabria entlassen, der nach eigenen Angaben beim Kampf gegen das Verbrechen auf Exorzismus setzte. Die umstrittenen Äußerungen nannte Präsident Gustavo Petro allerdings nicht als Grund für Sanabrias Entlassung. Er erklärte am Mittwoch lediglich im Kurzbotschaftendienst Twitter, dass er dessen "harte Arbeit für die kolumbianische Polizei" schätze.
Sanabria hatte Mitte März mit einem Interview im Magazin "Semana" für einen Skandal gesorgt, in dem er berichtete, dass er und andere Polizeibeamte auf Teufels- und Dämonenaustreibungen setzten, um Drogenhändler zu fassen. Dies habe der Polizei in den vergangenen 50 Jahren geholfen, darunter auch bei ihrem erfolgreichen Einsatz 1993 gegen den berüchtigten Drogenboss Pablo Escobar.
Gegen Abtreibungen und Kondome
Ein anderer Einsatz gegen einen Verbrecher sei erfolgreich verlaufen, weil der Polizist "beim Schießen gebetet" habe, sagte Sanabria. Gleichzeitig sprach er sich gegen Abtreibungen aus, obwohl sie in Kolumbien zugelassen sind, sowie gegen den Gebrauch von Kondomen. Sein Büro war während des Interviews voller Kruzifixe, Marienfiguren und anderer katholischer Symbole.
Ein anonymer Polizist berichtete zudem in kolumbianischen Medien, dass Sanabria seine Untergebenen immer wieder zur Teilnahme an religiösen Übungen angehalten habe, seit er im vergangenen August an die Spitze der Polizei gerückt war.
Nach gewaltsamem Protest mit Todesopfern in der Kritik
Laut Innenminister Alfonso Prada hat die Entlassung des Generals jedoch nichts mit dessen Interview oder religiösen Überzeugungen zu tun. Präsident Petro habe stets deutlich gemacht, "dass wir die Gedanken- und die Religionsfreiheit respektieren", sagte er. Dies gelte für alle Kolumbianer.
Sanabria war vor kurzem nach einem gewaltsamen Protest gegen ein Ölunternehmen in die Kritik geraten, bei dem zwei Menschen getötet und 78 Mitglieder der Sicherheitskräfte tagelang von Demonstranten als Geiseln gehalten worden waren. Ihm wurde Nachlässigkeit vorgeworfen. Sein Nachfolger als Polizeichef wird der bisherige Generalkonsul in Miami, der pensionierte General William Salamanca. (APA/AFP)