„Super Grand Prix“: Formel 1 und MotoGP planen gemeinsames Motorsport-Event
Der „Super Grand Prix“: Die Königsklassen auf zwei (MotoGP) und vier (Formel 1) Rädern planen ein gemeinsames Motorsport-Event. Die Verhandlungen der beiden Rennserien sind schon am Laufen.
Innsbruck – Seit Jahren geistert rund um König Fußball die Idee der „Super League“ herum. Einer Liga, in der Kaliber wie Real Madrid, Manchester City oder Juventus Turin ihre nationalen Ligen verlassen und in einer eigenen gegeneinander antreten. Ein ähnliches Projekt der Superlative will man nun im Motorsport kreieren.
Der Super Grand Prix: Was im Fußball („Super League“) ein Ligabetrieb sein soll, wird im Motorsport vorerst „nur“ ein einzelner „Super Grand Prix“ sein: ein gemeinsames Renn-Wochenende der MotoGP und der Formel 1. Die laufenden Planungen bestätigte Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta (Betreiber MotoGP) dieser Tage. Der Spanier verriet, dass es Gespräche mit Formel-1-Boss Stefano Domenicali gibt: „Wir denken darüber nach und haben bereits über eine gemeinsame Austragung gesprochen.“
Die Kosten: Eine Idee, die bei so manchem Motorsport-Fan das Herz sofort höherschlagen lässt. Wann bekommt man schon die Chance, die beiden größten PS-Serien an einem Ort erleben zu dürfen? Eine Austragung eines solchen „Super Rennens“ wird auf mehreren Ebenen ins Kleingeld gehen. Die Nachwuchsserien (Formel 2, 3) auf vier Rädern und die Moto-2- und -3-Klassen wären von diesem Event ausgeschlossen. Das ginge schon alleine vom zeitlichen Rahmen her nicht.
Die Transportkosten wären exorbitant: Denn sowohl die Formel 1 als auch die MotoGP bewegen Tonnen an Material über den gesamten Globus. Für zwei Fahrerlager müsste erst einmal Platz geschaffen werden. Und natürlich geht es ebenso um die Kosten, die auf die Zuschauer warten: Aktuell kostet ein Formel-1-Wochenende in Spielberg – ohne Unterkunft – auf der Haupttribüne rund 600 Euro pro Kopf. Die MotoGP kommt einen in dem Punkt mit 210 Euro günstiger. Man muss aber kein Mathematiker sein, um zu erahnen, dass ein exklusives „Super Event“ dementsprechend die Geldtasche um ein Vielfaches mehr belasten dürfte.
Der Ort: Der Austragungsort liegt bereits auf dem Tisch, wenn es nach Ezpeleta („Ich habe bereits mit dem Bürgermeister gesprochen“) geht: Madrid. Hier tut sich jedoch ein Problem auf: Während Max Verstappen und Co. aufgrund des erhöhten Spektakel-Pegels immer mehr zu Stadtrennen tendieren, brauchen Francesco Bagnaia und Co. auf ihren Bikes andere Sicherheitsvorkehrungen.
Denkt man erneut an den Red-Bull-Ring in der Obersteiermark, dann wird die Problematik klar: Die lange Gerade hin zur dritten Kurve bringt für die Formel-1-Boliden viel Platz für Zweikämpfe – bei der höchsten Motorrad-Klasse musste man nach den schweren Unfällen, bei denen Legende Valentino Rossi (ITA/Yamaha) ein Bike über den Kopf donnerte, extra eine Schikane einbauen.
In Madrid wäre an sich aber nur ein Stadt-Auftritt möglich. Das räumte auch Ezpeleta ein, der sich in dem Punkt noch nicht festnageln lassen will.
Das „Sportainment“: 23 Formel-1- und 21 MotoGP-Auftritte – bei der hohen Anzahl an Auftritten fragt man sich, was ein weiteres Event für einen Sinn ergibt. Da fallen einem schnell die Worte von Tirols Formel-1-Teamchef Franz Tost ein, der einst sagte: „Wenn die Saison spannend verläuft, ist die Anzahl der Rennen sekundär.“ Ein solch einzigartiges gemeinsames Spektakel würde bei der Premiere in jedem Fall Zuschauer aus aller Welt anlocken. Das betrifft ebenso zahlungskräftige Sponsoren. Gerade der geöffnete US-Markt hat neue Investoren für die Königsklasse auf vier Rädern generiert, die um jeden Preis Teil der großen Show sein wollen. Und nirgendwo spielen Sport und Entertainment („Sportainment“) eine so große Rolle wie im Motorsport.