„Noch wach?“ von Benjamin von Stuckrad-Barre: Inspiriert von realen Ereignissen
Innsbruck – Schlüsselroman, das sei ein „unangenehmes Wort“. So zitiert Der Spiegel Benjamin von Stuckrad-Barre. Und: Auf „gar keinen Fall“ sei sein neuer Roman ein solcher. „Noch wach?“ heißt das Buch. Seit gestern wird es ausgeliefert. Vorab lesen durften es wenige. Spekuliert wurde trotzdem. Der Roman spielt in der Medienwelt – und er erzählt eine Geschichte, die Parallelen zu dem hat, was sich beim Springer-Verlag, der Bild und Welt herausgibt, zugetragen haben soll. Das Werk, schickt der Autor dem Roman voraus, sei „von realen Ereignissen inspiriert“ und eben doch eine „unabhängige fiktionale Geschichte“. Real sind die Vorwürfe gegen den früheren Bild-Chefredakteur Julian Reichelt. Er soll seine Macht missbraucht haben. Im Roman gibt es einen mächtigen Medienmann, der seine Position schäbigst ausnutzt.
Er habe Literatur geschrieben, „keinen Klatsch“, sagt Stuckrad-Barre – und dass er Reichelt dreimal im Leben getroffen hat, „kein Mal freiwillig“. Nicht der Typ, „sondern ein bestimmter Typus Mensch“ habe ihn interessiert. Reichelts Anwalt prüft „Noch wach?“ trotzdem auf Persönlichkeitsverletzungen. Es wird also auch nach der Lektüre des – so Stuckrad-Barre – „Unsittengemäldes“ spannend bleiben. Beginnen übrigens tut der Roman mit einem hiesigen #MeToo-Fall. Als erstes Motto zitiert Stuckrad-Barre den Österreich-Chef Wolfgang Fellner, der seine Behauptung, ihm zugeschriebene Äußerungen seien erfunden, widerrufen musste. Man lernt früh: Auch „frei erfunden“ kann Fiktion und „Noch wach?“ vielleicht doch ein Schlüsselroman sein. (jole)