Rendi-Wagner, Doskozil oder Babler: SPÖ-Vorsitzwahl ist angelaufen
Die rund 148.000 SPÖ-Mitglieder sind seit Montag aufgerufen, über ihre künftige Parteiführung abzustimmen. Zur Wahl stehen Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner, der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und der Traiskirchener Bürgermeister Andreas Babler. Bis 10. Mai kann die Stimme abgegeben werden.
Wien – Die rund 148.000 SPÖ-Mitglieder können seit heute über ihre künftige Parteiführung abstimmen. Bis 10. Mai dürfen sie kundtun, ob sie an ihrer Spitze Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner, den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil oder den Traiskirchener Bürgermeister Andreas Babler sehen wollen. Letztere beide setzten sich am Montag noch einmal in Szene.
Babler lud kurzfristig zu einer Pressekonferenz nach Wien, wo er einen Plan zur Zusammenführung der Partei präsentierte, der nach einer Basis-Tour zu einem Einigungskongress im November führen soll. Einbinden will er als Vorsitzender alle Proponenten von Rendi-Wagner über Doskozil und Christian Kern bis hin zu Julia Herr: "Als Parteivorsitzender werde ich die Partei vereinen und zusammenführen."
Rendi-Wagner will sich – wenn sie Vorsitzende bleibt – zumindest einmal mit Babler und Doskozil zusammensetzen. Wenn sie "das Vertrauen der Mitglieder" bekommt, würde sie "als Erstes meine zwei Herausforderer zu einem Essen einladen", ließ sie Montagabend in der "ZiB" wissen.
Doskozil wiederum legte im Rahmen seiner "Freundschaft-Tour" in Linz einen "Vertrag zur Demokratisierung der Sozialdemokratie" vor. Mit diesem will er ein verbindliches Angebot abgeben, dass die Mitglieder die Möglichkeit und Macht erhalten, wichtige Entscheidungen wie die Direktwahl des Parteivorsitzes oder die Abstimmung über zukünftige Koalitionsabkommen zu treffen.
Auf der Homepage der Partei konnten die drei Bewerber ebenfalls noch einmal die Werbetrommel rühren. Rendi-Wagner nutzt ihren Bonus als amtierende Chefin durchaus aus. Macht man die Homepage der Partei auf, kommt einem sofort ein bildfüllendes Foto der lächelnden Vorsitzenden entgegen, versehen mit dem Text: „Das Österreich, das wir wollen, ist ein Land, das seine Menschen stärkt und schützt."
Weiter unten geht es dann zur Mitgliederbefragung, wo man mit etwas Geschick jene Stelle findet, an der sich die drei Bewerber mit einem Lebenslauf und einem kurzen Begleittext vorstellen. Rendi-Wagner schildert dort ihre Herkunft (Gemeindebau, alleinerziehende Mutter), betont Solidarität als wichtige Säule sozialdemokratischer Politik, zitiert Kreisky (Leistung, Aufstieg, Sicherheit) und meint zur Situation der Partei: „Stürme kommen, Stürme gehen."
📽️ Video | SPÖ-Mitgliederbefragung gestartet
Doskozil wiederum macht eine Leistungsbilanz seiner Tätigkeit als Landeshauptmann von Mindestlohn über leistbares Wohnen bis Gratiskindergarten und meint, diese Themen müssten „endlich" auch im Bund angegangen werden – „immer auf der Seite jener, die es sich nicht so gut richten können". Versprochen wird von ihm, sich mit ganzer Kraft für eine geeinte Sozialdemokratie einsetzen, die die Mitglieder auch in Zukunft einbeziehe, Wahlen gewinne und ihre Ziele konsequent umsetze. Man müsse von einer Politik der leeren Schlagworte wieder zu einer Politik des Umsetzens kommen, gerade in den Bereichen, wo es um die Lebenswirklichkeit der Menschen gehe, doppelte sein Kampagnen-Team mit Max Lercher und Roland Fürst via OTS nach.
Babler will der Partei „Kraft, Stolz und Würde" zurückgeben. Er erinnert daran, aus einer „Semperit-Familie" zu stammen und selbst Arbeiter gewesen zu sein. Auch er vergisst nicht auf eigene Wahlerfolge hinzuweisen und betont, diese mit „klaren Linien, klarer Sprache, Mut und politischer Verlässlichkeit" erreicht zu haben. Ferner kündigte er am Montag in einer Aussendung einen Einigungskongress im November an.
Der Ausgang des Dreikampfs gilt als offen, auch wenn Rendi-Wagner und Doskozil in der Partei etwas bessere Chancen eingeräumt werden. Die Bewerber repräsentieren die unterschiedlichen Flügel in der SPÖ. Doskozil ist vor allem in der Zuwanderungspolitik rechts angesiedelt, Babler nicht nur dort weit links und Rendi-Wagner pragmatisch in der Mitte.
📽️ Video | ORF-Innenpolitik-Journalistin zur SPÖ-Befragung
Spekuliert wird, dass vor allem viele ältere Parteimitglieder, von denen es in der SPÖ nicht gerade wenige gibt, zu Rendi-Wagner tendieren dürften. Der Erfolg der Amtsinhaberin könnte damit davon abhängen, wie viele von ihnen an der Abstimmung teilnehmen. Doskozil wiederum gilt als Kandidat der Bürgermeister, bei denen abzuwarten ist, inwieweit diese als Multiplikatoren an der Basis dienen können. Bablers Anhänger wiederum dürften die motiviertesten sein. Auch ein großer Teil derjenigen, die für die Befragung in die Partei eingetreten sind, sollte in seinem Lager sein.
Ergebnis frühestens ab 22. Mai
Abgestimmt werden kann sowohl postalisch als auch online. Dabei gibt es elektronisch zudem die Option kundzutun, dass man keinen der angebotenen Kandidaten an der Parteispitze sehen will. Stimmt jemand doppelt ab, wird das elektronische Votum aussortiert.
Jedem Mitglied werden ab heute alle Befragungsunterlagen inklusive Fragebogen und Rücksendekuvert per Post zugeschickt. Die E-Mails mit den Zugangscodes zur sofortigen Online-Teilnahme werden seit heute Früh an alle Mitglieder versendet, deren Mail-Adressen bekannt sind. Begleitet wird der Prozess vom Präsidenten der Notariatskammer.
Ein Ergebnis soll frühestens am 22. Mai vorliegen. Doch selbst dann muss noch nicht klar sein, wer in Zukunft an der Spitze der Partei steht. Denn die letztgültige Entscheidung fällt erst bei einem Parteitag am 3. Juni in Linz. Während Rendi-Wagner und Doskozil angekündigt haben, den Entscheid der Mitglieder jedenfalls zu akzeptieren, will Babler dort kandidieren, sollte keiner der drei Bewerber bei der Basis-Befragung eine absolute Mehrheit erhalten haben. (APA)
Befragung hat begonnen