NBA-Vertrag über 20 Millionen Dollar? „Free Agent" Pöltl favorisiert Toronto-Verbleib
Wien - Basketballer Jakob Pöltl steht vor spannenden Monaten, die er nur teilweise in seiner Heimatstadt Wien verbringen wird. "Der Sommer ist ein bisschen komplizierter", sagte der 27-Jährige, der mit 1. Juli erstmals in seiner NBA-Karriere ein komplett ungebundener "Free Agent" ist und mit allen Teams um einen neuen Vertrag verhandeln darf. Die angenehmste Variante für Pöltl wäre ein Verbleib bei den Toronto Raptors. "Ja, ich würde ihn schon favorisieren", verriet er am Mittwoch.
"Allein, weil mir die letzten Monate in Toronto sehr gut gefallen haben. Ich habe das Gefühl, wir können da wirklich auf etwas aufbauen", sagte Pöltl, der den Raptors auch seinen NBA-Einstieg verdankt. 2016 war der Wiener im Talente-Draft an Position neun von Toronto ausgewählt worden. Nach einem Wechsel zu den San Antonio Spurs im Sommer 2018 verbrachte er gut viereinhalb Jahre in Texas, ehe er im vergangen Februar per Trade zurück zu den Raptors kam. Pöltls aktueller Drei-Jahres-Vertrag, der ihm zuletzt 9,4 Millionen Dollar pro Saison einbrachte, läuft mit Ende Juni aus.
Klarheit über seinen künftigen Arbeitgeber "hätte ich natürlich gerne so früh wie möglich. Offiziell geht es los am 1. Juli, da dürfen dann die Gespräche beginnen, dürfen die ersten Vertragsverhandlungen anfangen. Offiziell unterschrieben wird eine Woche später oder so. Hoffentlich Anfang Juli wird das Ganze relativ schnell erledigt sein", erklärte Pöltl die grundlegenden Fakten. Im Zuge der Gespräche wird er zwischen Österreich und Nordamerika pendeln, auch wenn die Hauptarbeit bei seinem Agenten liegen wird. "Ich werde bis zu einem gewissen Grad auf jeden Fall in den USA sein. Ob das für die Verhandlungen sein wird oder für entsprechende Tests, die durchgeführt werden müssen, oder um den Vertrag zu unterschreiben."
Sein neues Arbeitspapier wird Pöltl finanziell jedenfalls die bisher besten Perspektiven bieten. Als mögliche Größenordnung brachten US-Medien zuletzt rund 20 Mio. Dollar (18,6 Mio. Euro) jährlich ins Spiel. "Was das Geld angeht, ist es für mich nicht so, als wäre mir das Geld egal gewesen. Aber es steht nicht oben auf der Liste", betonte er. "Es ist eine Geldfrage, die Jahre sind wichtig, es gibt verschiedene Optionen - Teamoptionen und Spieleroptionen. Also das wird dann oft sehr komplex", nannte er die wichtigsten Variablen. "Es muss im Endeffekt das Gesamtpaket einfach passen. Wenn es nicht die gewünschten Jahre sind, muss es dafür in einem anderen Bereich wiederum ein bisschen sein."
Aktuell stehen die Toronto Raptors noch ohne Coach da. Falls er bei dem Club aus Kanada bleibt, würde Pöltl auch seinen ersten Trainerwechsel erleben. "Das wird auch für mich und meine Entscheidung eine große Rolle spielen", stellte der Center klar. Eine Option ist offenbar mit Becky Hammon eine Frau, die ihm als Assistentin von Trainer-Legende Gregg Popvich bei den San Antonio Spurs bestens bekannt ist. Hammon wäre der erste weibliche Chefcoach in der NBA. "Soweit ich sie kenne, hat sie auf jeden Fall das Zeug dazu. Ich wünsche ihr das auch."
Nur bei Urlaub wird "mehr Geld rausgehauen"
Ein absolutes Lieblingsteam, bei dem er sofort ohne Zögern unterschreiben würde, habe Pöltl nicht. Früher habe er ein Faible für die Boston Celtics gehabt, die auch sein Tipp für den diesjährigen NBA-Titel sind. Derzeit mühen sich die Celtics noch im Halbfinale der Eastern Conference mit den Philadelphia 76ers ab, die ihrerseits ebenfalls ein Anwärter sind. "Dieses Jahr ist es so offen wie noch nie - oder wie schon lange nicht." Er selber verfolge die Play-offs während des Wien-Aufenthalts nur am Rande.
Seit seinem ersten NBA-Spiel im Oktober 2016 haben sich die Routinen eingeschliffen - der Heimatbesuch samt dortigem Training ist Usus. Auch als Persönlichkeit hat sich Pöltl laut eigener Aussage nicht wesentlich verändert. Er sei immer noch bescheiden, lebe nicht auf großem Fuß, pflege keinen ausschweifenden Lebensstil. Im Vergleich zu NBA-Größen wie James Harden ist auch sein äußeres Erscheinungsbild nicht sonderlich extravagant. "Ich habe auch kein Designer-Gewand, das ich da irgendwie anziehen oder herzeigen könnte."
Einzig beim Urlaub werde allmählich "mehr Geld rausgehauen". Die größte Anschaffung zuletzt war in der vergangenen Saison ein Auto. "Einen Audi habe ich mir gekauft", sagte Pöltl und ergänzte später auf Nachfrage: "Einen Audi RS7." Autos würden ebenfalls zu den Dingen gehören, "die sich die meisten Spieler schon früher leisten. Ich bin da einfach in dem ganzen Prozess ein bisschen weiter hinten nach". (APA)