Gratis Streaming-Plattform Joyn startet: 50 Sender, Mediatheken und mehr
Die neue Plattform von ProSiebenSat.1Puls4 vereint über 50 TV-Sender, Radio-Kanäle und ca. 15 Mediatheken und will auch mit Eigenproduktionen punkten.
Wien – Die ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe ruft eine Streamingplattform namens "Joyn" ins Leben. Sie baut auf der App "Zappn" auf und erweitert diese, um den heimischen Medienstandort im Wettbewerb mit Digitalriesen zu stärken, sagte P7S1P4-Geschäftsführer Markus Breitenecker bei einem Pressetermin. Joyn ist kostenlos und werbefinanziert. Die Plattform umfasst über 50 Livesender – darunter auch der ORF – zahlreiche Radiosender, ca. 15 Mediatheken, Filme und Streaming-Only-Produktionen.
Die Ausgangslage am heimischen Medienmarkt sei "äußerst ungemütlich", werde doch derzeit eine "hitzige, aufgeladene, medienpolitische Diskussion" rund um die ORF-Finanzierung und die Möglichkeiten des öffentlich-rechtlichen Medienhauses im digitalen Bereich geführt. Aber der Fokus gehöre auch auf ausländische Mediengiganten gerichtet, die "den Markt angreifen, wie wir es uns nicht vorstellen konnten", so Breitenecker. Man müsse österreichische Inhalte auf einer Plattform vereinen um gegen Netflix oder auch Amazon Prime zu bestehen, meinte der Geschäftsführer.
Man habe intensiv gearbeitet und könne nun "Österreichs Superstreamer" in Form von Joyn vorstellen, freute sich Breitenecker. Der Name wird auch in Deutschland vom Mutterkonzern ProSiebenSat.1 verwendet. Es handle sich aber trotzdem um ein eigenes Angebot, was auch ein kleiner hochgestellter Vierer am Ende des Logos verdeutlichen soll. "Es ist unser Streamer", betonte der Medienmanager. Man selbst bestimme, was geschehe.
Eigenangebote geplant
Gegen Netflix und Co. will die Puls4-Gruppe speziell mit lokalen Inhalten punkten. Das Motto lautet: "Wir bringen's zam". Aber auch Nachrichten sollen eine wichtige Rolle einnehmen. Für sie ist eine eigene "Newslane" reserviert, die stets die aktuellsten Nachrichtensendungen aufweist, egal ob diese von Puls 24, ServusTV oder ORF 2 stammen. Auch mit eigenen "Originals" – also eigens für die Plattform Joyn produzierte Sendungen, die nur dort zu sehen sind – will man aufzeigen. "Das gehört zu einem guten Streamer dazu", so Breitenecker. So starten etwa zwei Formate namens "Loos Angeles" und "US Aida" der Kabarettistin Aida Loos in nächster Zeit. Auch der Food-Influencer Lukas Galgenmüller ist mit "Food Fellas" am Start. Vom deutschen Joyn kann man etwa "Jerks" oder auch "Blackout" sehen.
"Einfachheit" zeichne das Produkt aus, zeigte sich Fabian Knauseder, Geschäftsleiter Streaming bei Joyn Österreich, überzeugt. Wer bereits Zappn besitze, erhalte ein Update. In einer Übergangszeit bleibe Zappn noch erhalten. Mit Joyn ist es nicht nur möglich, live dem Programm diverser Sender zu folgen, sondern Inhalte auch on demand abzurufen. Manche Sendungen sind zudem eine Woche früher als im TV zu sehen.
Auch ORF dabei
Zum Streamen abrufbar sind neben vielen österreichischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern etwa ProSieben, Kabel eins, Red Bull TV, Laola1, frei zugängliche Kanäle von DAZN, Euronews, N24 Doku oder Welt. Oe24.tv und die deutschen öffentlich-rechtlichen Sender sind nicht abrufbar. Im Mediathekbereich finden sich neben ORF, Puls 4 und ServusTV etwa auch ProSieben, Sat.1, Kabel 1, Sixx, Parlament TV oder auch die ÖFB-Mediathek.
Ziel sei es, noch weitere Sender für die Plattform zu gewinnen, erklärte Breitenecker. Für diese liege eine "Win-Win-Situation" vor. Denn auch wenn die Inhalte und Sendungen in Joyn eingebettet sind, wird die Reichweite dem jeweiligen Medienhaus zugerechnet. Schaut jemand die "ZiB2", zählt die Reichweite für den ORF, wer "Bergwelten" auf Joyn anklickt, liefert Reichweite für ServusTV, veranschaulichte Breitenecker. Die ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe profitiert durch eine Vermarktungsprovision. Die jeweiligen Werbeeinnahmen gehen allerdings an die jeweiligen Sender. Prinzipiell soll Joyn kostenlos bleiben. In zwölf bis 18 Monaten überlege man aber die Einführung einer werbefreien Bezahlvariante, sagte der P7S1P4-CEO.
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann sprach in einer Videobotschaft von einem "Schulterschluss der Medienbranche" über den er sich freue, gelte es doch, den österreichischen Medienstandort gegen internationale Streaminggiganten zu stärken. Auch David Morgenbesser, Bereichsleiter Distribution bei ServusTV, sah "ein wichtiges Zeichen für einen starken heimischen Medienstandort" gegeben.
Joyn ist unter www.joyn.at ansteuerbar, aber auch als Download für diverse TV-Geräte, Smartphones und Tablets verfügbar. Eine Registrierung ist erforderlich, um alle Funktionen nutzen zu können – etwa eine Merkliste, eine eigene Reihung von Programmen oder geräteübergreifendes Streamen von Inhalten. Der offizielle Launch erfolgt am 4Gamechangers-Festival von 15. bis 17. Mai. Dort werden erste Einblicke in die eigene österreichische Joyn-Contentproduktion gegeben. (APA)