Angebot ging zurück: Günstige Autos sind ein rares Gut
Das Angebot von leistbaren neuen Kleinst- und Kleinwagen ging zuletzt deutlich zurück. Die Lage könnte sich mittelfristig verschärfen – doch als Lückenfüller warten schon chinesische Autohersteller.
Innsbruck – Die Künstliche Intelligenz lieferte erwartungsgemäß künstliche und nicht brauchbare Ergebnisse. Befragt nach den günstigsten Neufahrzeugen am österreichischen Markt führte die KI-unterstützte Suchmaschine Bing fünf Modelle an – drei davon befinden sich gar nicht mehr am Markt; nebenbei stammen die angeführten Preise aus einer Zeit, als ganz offensichtlich ein Überangebot herrschte. Den Sandero von Dacia, ein 4,08 Meter langer Kleinwagen, preiste Bing mit 7590 Euro an. Ein Blick auf die Tarifliste von heute zeigt ein anderes Bild: Den Sandero bieten Dacia-Händler ab 11.690 Euro an – noch ohne Klimaanlage und laut offizieller Preisliste.
Der Preisschub bei Kleinst- und Kleinwagen ist die eine offensichtliche Entwicklung; die andere ist der Rückgang des Angebots: Die Volkswagengruppe verzichtet mittlerweile auf die Besetzung des Einstiegssegments, offiziell lassen sich der Up von VW, der Citigo von Škoda und der Mii von Seat nicht mehr konfigurieren. Die Groupe PSA (Stellantis) hat sich nicht mehr dazu bereit erklärt, die Kooperation mit Toyota bei der Produktion von Kleinstwagen fortzusetzen – folglich liefen der C1 von Citroën und der 108 von Peugeot aus. Renault hat den konventionell angetriebenen Twingo aus dem Programm genommen (die wesentlich teurere Elektrovariante bleibt vorerst am Markt), Smart offeriert noch den Fortwo in einer rein elektrischen Variante – doch mit einem nahenden Ablaufdatum.
Der Trend, dass günstige Kleinst- und Kleinwagen vom Markt verschwinden, „wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken“, erwartet Günther Kerle. Er ist Vorstand des Arbeitskreises der österreichischen Automobilimporteure. „Die Bestimmungen der Abgasnorm Euro 7 führen dazu, dass sich für die Hersteller die Entwicklung neuer Motoren nicht mehr rechnet.“ Die neue Regelung dürfte ab 2026 in Kraft treten. Ähnlich sieht dies, zumindest vorläufig, der deutsche Automarktexperte Ferdinand Dudenhöffer: Mit Euro 7 werde sich vor allem der Dieselmotor nicht mehr rechnen.
Allerdings ortet Dudenhöffer mehr eine Art Durststrecke. „Das Ende des Kleinwagens sehe ich nicht. In vier, fünf Jahren werden wir elektrische Modelle zum Preis von unter 20.000 Euro haben. Dann werden sie günstiger sein als vergleichbare Varianten mit Benzinmotoren.“
Wie das nun zusammenpasst mit dem teilweise erfolgenden Rückzug aus den Einstiegssegmenten? „Konzerne wie Stellantis können es sich nicht leisten, keinen Kleinwagen anzubieten. Es gibt Länder, etwa Frankreich, die verlangen nach solchen Fahrzeugen“, ergänzt Dudenhöffer. Wenn sich deutsche Hersteller aus dem Geschäft zurückziehen, dann werden sich Alternativen finden lassen. „Chinesische und japanische Anbieter werden solche Fahrzeuge auf den Markt bringen.“ Davon geht nicht nur Dudenhöffer aus, sondern auch Kerle. „Hersteller aus Asien werden den Markt bedienen.“
Nicht nur auf den Listenpreis achten; es gibt auch Aktionen
Bei der Auflistung links kommen nur Klein- und Kleinstwagen jeweils eines Herstellers in Betracht. Manche Anbieter könnten vom Preis her weitere Modelle anführen, Suzuki beispielsweise das Mini-SUV Ignis.
Nur aktuelle Listenpreise der jeweiligen Importeure kamen für die Grafik links in Betracht – es lohnt sich zusätzlich der Blick auf die jeweiligen Homepages der Importeure oder der Gang zu den Markenhändlern, um Ausschau nach unterschiedlichen Aktionen von monetärer Relevanz zu halten. So werden etwa der Space Star von Mitsubishi oder der C3 von Citroën sowie der Aygo X von Toyota in Verbindung mit diversen Boni günstiger als zum offiziellen Listenpreis angeboten.
Nicht ganz so dramatisch sieht dies mancher Tiroler Händler. Harald Nössig beispielsweise, Inhaber und Geschäftsführer von Fiat Lüftner in Rum, meint: „Bei Klein- und Kleinstwagen sind wir mit dem Panda und dem Cinquecento gut aufgestellt; auch was die Lieferfähigkeit anbelangt.“ Jedoch: Der Panda ist nicht mehr so günstig wie noch vor einigen Jahren. An Sensationspreise wie 6990 Euro (in Deutschland) kann sich Nössig in Österreich nicht erinnern, aber an verlockende Angebote ein Stück weit unter der 10.000-Euro-Marke. Angesichts des Basistarifs von 14.690 Euro für den Panda sagt Nössig: „Das ist der offizielle Listenpreis. Mit Aktionen ist der Panda derzeit unter 12.000 Euro erhältlich.“
Nössig ergänzt, dass sich nicht nur bei den Preisen etwas getan hat, sondern auch bei der Ausstattung, zumal der Panda nun über neue, sparsamere Motoren und Klimaanlage ab Werk verfüge. Eines konnte aber selbst Nössig nicht verhindern: die Einstellung des beliebten Mini-Allradlers Panda 4x4. Damit wird belegt: Selbst Stellantis strafft sein Angebot an Kleinst- und Kleinwagen.