Lukas Norers Text-Klang-Installation: Treu’ und Ehrlichkeit mit Fragezeichen
Innsbruck – Am 5. Mai, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, wird seit 1997 der nationale Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus begangen. Aber anstatt schöne Reden zu schwingen und Kränze niederzulegen, hat der Innsbrucker Gemeinderat 2020 die mit 20.000 Euro dotierten „gedenk_potenziale“ installiert. Um jährlich neu mit den Mitteln zeitgenössischer Kunst zur Auseinandersetzung mit der braunen Vergangenheit aufzufordern.
Sechs KünstlerInnen haben sich diesmal beworben, eine unabhängige Jury, der u. a. der Zeithistoriker Horst Schreiber angehört, hat sich für Lukas Norers Text-Klang-Installation „Üb’ immer Treu’ und Redlichkeit?“ entschieden. Zu hören bzw. sehen an vier Orten im Innsbrucker Stadtraum, die unmittelbar mit der NS-Zeit zu tun haben: der Zentrale der Geheimen Staatspolizei in der Herrengasse, dem Gerichtsgebäude in der Schmerlingstraße, der Polizeidirektion am Südtiroler Platz und dem ehemaligen Lagerkomplex in der Rossau. Vor ihre Eingänge wurde in großen weißen Buchstaben der Satz „Üb’ immer Treu’ und Redlichkeit?“ geschrieben, per Knopfdruck, Bewegungsmelder bzw. gescanntem QR-Code kommen (bis 9. November) Täter wie Opfer zu Wort. Das Gesagte trotz Straßenlärms lückenlos zu verstehen, ist allerdings ein Problem. Schade. (schlo)