Teuerung

Preisschübe kurbelten Umsatz im Lebensmittelhandel an

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Wien – Österreichs Lebensmittelhandel konnte sich im vergangenen Jahr über ein Umsatzplus von 4,3 Prozent auf 25,8 Mrd. Euro freuen, wie das Marktforschungsinstitut RegioData erhoben hat. Grund dafür seien „nicht zuletzt die empfindlich hohen Preissteigerungen im Lebensmittelhandel“, berichten die Marktforscher. Wie hoch die Gewinne waren, geht nicht hervor. Im Jahresdurchschnitt 2022 kosteten Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um 10,7 Prozent mehr als im Jahr davor. Derzeit ist die Teuerung bei Lebensmitteln noch höher: ein Tageseinkauf kostet aktuell 14 % mehr als vor einem Jahr.

Für die im Lebensmittelhandel relevanten Produktgruppen gab jeder Österreicher im Vorjahr durchschnittlich rund 3570 Euro aus (+4,5 %) aus. Produkte wie Gebrauchsgüter, Milchersatzprodukte, Butter und Speiseöl legten kräftig zu, während die Lust auf alkoholische Getränke, Tiefkühlprodukte und Fleisch sank.

Mit dem Wettbewerb sieht es nach wie vor wenig prickelnd aus. Österreichs Lebensmittelhandel wird von drei großen Ketten dominiert. Damit hat der Lebensmittelhandel „die stärkste Konzentration unter den Handelsbranchen“, betonen die Marktforscher. Spar, REWE und Hofer beherrschen zusammen etwa 84 Prozent des gesamten Marktes. Inkludiert man Platz 4 und 5, Lidl und MPreis, kommt der Lebensmittelhandel auf einen Konzentrationsgrad von 95 %. „Es bleibt wenig Spielraum für die restlichen Marktteilnehmer“, meint RegioData.

Auch die Hagelversicherung betrachtet den heimischen Lebensmittelhandel kritisch. Konsumenten zahlen in Österreich für Lebensmittel laut einer Studie der Europäischen Zentralbank im Durchschnitt 14 % mehr als in Deutschland, rechnet die Versicherung vor: „Der Hauptgrund liegt darin, dass Österreich die höchste Anzahl an Supermärkten pro 100.000 Einwohner in der ganzen EU hat.“

So gebe es in Österreich 60 Lebensmittelgeschäfte pro 100.000 Einwohner, während es in Deutschland nur 40 seien. „Erhalt und Betrieb dieser Verkaufsflächen sind auch durch die Energiepreissteigerungen große Kostenfaktoren. Je mehr Märkte, je mehr Verkaufsfläche, desto teurer. Und diese Kosten zahlen am Ende auch die Konsumenten“, kritisiert die Hagelversicherung. Zudem sei in Österreich durch großzügige Baugenehmigungen für Supermärkte samt großen Parkplätzen an den Ortsrändern „massiv zubetoniert und die Landschaft unwiederbringlich verschandelt“ worden. Gleichzeitig sterben Ortskerne aus. „Es ist daher höchste Zeit, diese Verfehlungen in Österreichs Bodenpolitik zu korrigieren.“ (mas)

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