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Lage in der Ostukraine verschärft sich

Zerstörungen ohne Ende
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In den hart umkämpften Gebieten im Osten der Ukraine verschärft sich die Lage weiter. Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, deutete nach versprochenen Munitionslieferungen am Sonntag einen Verbleib seiner Kämpfer in der seit Monaten hart umkämpften Frontstadt Bachmut an. IAEA-Chef Rafael Grossi warnte indes angesichts der Evakuierung einer Stadt nahe des von Russland besetzten AKWs Saporischschja vor der Gefahr eines "ernsten atomaren Unfalls".

In weiten Teilen des Landes - einschließlich der Hauptstadt Kiew - wurde Sonntagabend kurzzeitig Luftalarm ausgelöst. Über der Hafenstadt Odessa im Süden des Landes waren Explosionen zu hören, berichtete die Staatsagentur Ukrinform. In der Nacht auf Montag wurde über russische Angriffe auf Kiew und Odessa berichtet. "Es hat einen feindlichen Raketenangriff gegeben", danach seien Explosionen zu hören gewesen, schrieb Serhiy Bratchuk, Sprecher der Militärverwaltung des Gebiets, auf Telegram. Der ukrainische öffentlich-rechtliche Sender Suspilne meldet ein Feuer nach einer Explosion in Odessa und das Geräusch von Explosionen in Cherson.

Verstärkt hat Russland ukrainischen Militärangaben zufolge den Beschuss von Bachmut. "Die Russen hoffen immer noch, die Stadt bis zum 9. Mai zu erobern. Unsere Aufgabe ist es, dies zu vereiteln", sagte Generaloberst Oleksandr Syrskyj, Befehlshaber der Bodentruppen, nach einem Besuch an der Frontlinie in Bachmut. Die ukrainischen Streitkräfte würden alles tun, um dies zu verhindern.

Bachmut ist das Epizentrum des ukrainischen Kampfs gegen Moskaus Streitkräfte. Die Gruppe Wagner führt den seit Monaten andauernden russischen Angriff auf Bachmut an und hat die Stadt beinahe eingenommen. Deren Chef Prigoschin sagte in einer von seinem Pressedienst veröffentlichten Audio-Botschaft: "Sie haben uns versprochen, uns all die Munition und Ausrüstung zu geben, die wir brauchen, um die Aktionen fortsetzen zu können." Er hatte die russischen Militärbefehlshaber zuvor wegen der Situation in Bachmut scharf kritisiert und gedroht, seine Kämpfer von dort abzuziehen und dies mit unzureichenden Munitionslieferungen begründet.

IAEA-Chef Grossi erklärte unterdessen, die Situation im Gebiet rund um das Kraftwerk Saporischschja werde "immer unberechenbarer und potenziell gefährlich". "Diese große Atomanlage muss geschützt werden", forderte der IAEA-Chef. Der Bürgermeister von Melitopol, Ivan Fedorow, erklärte auf Telegram, die von den russischen Behörden angekündigte "Evakuierung" der Stadt, in der die meisten Mitarbeiter des Kernkraftwerks leben, verlaufe zu schnell. Am Kontrollposten Schongar an der Straße von Melitopol zur Krim hätten sich sehr lange Warteschlangen gebildet.

Kurz nach Mitternacht waren laut russischen Angaben bereits rund 1.700 Menschen, darunter 660 Kinder, evakuiert. Sie seien aus den umliegenden Gebieten des AKW zum temporären Unterbringungszentrum in Berdjansk gebracht worden, teilt der von Moskau eingesetzte Gouverneur des von Russland kontrollierten Teils der Region Saporischschja, Jewgeni Balizki, auf seinem Telegramm-Kanal mit.

Der von Russland eingesetzte Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschajew, meldete am Sonntag einen Angriff auf die Hafenstadt der Krim. "Flugabwehreinheiten und Einheiten der elektronischen Kriegsführung haben einen weiteren Angriff auf die Stadt abgewehrt", erklärte Raswoschajew. Die Ukraine habe mehr als zehn Drohnen auf die Stadt abgefeuert, fügte er hinzu.

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Nach ukrainischer Einschätzung ist Russland derzeit nicht in der Lage, größere Offensivoperationen durchzuführen. "Heute hat Russland weder militärisch, noch wirtschaftlich oder politisch das Potenzial, um einen weiteren Versuch einer ernsthaften Offensive irgendwo in der Ukraine zu starten", sagte der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes Kyrylo Budanow in bei Yahoo News veröffentlichten Interview. Allerdings sei Russland weiter stark genug, um die Verteidigung der besetzten Gebiete zu organisieren.

Russische und ukrainische Streitkräfte bereiten sich derzeit auf eine erwartete Gegenoffensive der Ukraine vor. Gleichzeitig häuften sich zuletzt Drohnenangriffe, Sabotageakte und mutmaßliche Anschläge auf russischem Gebiet. In Russland wird am Dienstag der Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg gefeiert.

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