67. Eurovision Song Contest

Noch Fragen zum Song Contest? Dann hier die Antworten

Die österreichischen Vertreterinnen Teya & Salena gehen erst beim zweiten Halbfinale am Donnerstag an den Start.
© EVA MANHART

Weshalb Andorra, Montenegro und Tschechien zu den Song-Contest-Flops gehören und warum heuer schon wieder Australien mit an Bord ist.

Was ist dieser Eurovision Song Contest jetzt nochmal ganz genau?

Im Jahr 1955 beschloss die Europäische Rundfunkunion (EBU) – ein Zusammenschluss der staatlichen und öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten diesseits des Eisernen Vorhangs – ein gemeinsames Projekt: den Grand Prix of the Eurovision. 1956 wurde der Musikwettbewerb erstmals in der Schweiz veranstaltet – mit nur sieben teilnehmenden Ländern. Österreich hätte damals eigentlich schon teilnehmen können und wollen – verpasste aber den Anmeldeschluss. Tja...

Wieso heißt der Song Contest eigentlich nicht mehr Grand Prix?

Der Wettbewerb hat viele Namen: Im deutschsprachigen Fernsehen nannte man ihn anfangs Grand Prix Eurovision de la Chanson oder auf Deutsch Großer Preis der Eurovision, die erste Ausgabe in Lugano trug den italienischen Titel Gran Premio Eurovisione Della Canzone Europea. Schon 1960 hieß der Wettbewerb in Großbritannien Eurovision Song Contest. 1992 wurde dieser Titel dann international anglisiert vereinheitlicht. Wer also unbeirrt von Grand Prix spricht, verrät damit ein Geburtsdatum aus dem vorigen Jahrtausend...

Nach welchen Kriterien wird über den Austragungsort entschieden?

Nach den ersten drei Wettbewerben in der Schweiz, in Deutschland und den Niederlanden (1956/1957/1958) wurde die Regel eingeführt, dass jeweils das Siegerland den nächsten ESC ausrichten darf. In der Vergangenheit wurde allerdings auch schon auf diese Ehre verzichtet – meist, um Kosten zu sparen. Die Niederlande (1960), Frankreich (1963), Monaco (1972) und Luxemburg (1974) ließen etwa Großbritannien ran und Israel überließ 1980 den Niederlanden den ESC. Und die Ukraine musste heuer angesichts des russischen Angriffskrieges und der damit verbundenen Unmöglichkeit, ein solches Megaevent im eigenen Land auszurichten, Großbritannien den Vortritt lassen.

Das heißt also, der Song Contest findet immer in der Hauptstadt des jeweiligen Gastgeberlandes statt, richtig?

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Weit gefehlt! Oder ist Liverpool etwa die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs?! Eben. Der ESC-Zirkus gastiert sogar gerne außerhalb der großen Metropolen: So finden sich weniger glamouröse Austragungsorte wie Harrogate, Brighton, Millstreet, Düsseldorf oder Malmö auf der Liste der ESC-Städte. Aber auch wenn Liverpool heuer zum Song-Contest-Pflaster abseits capitalen Flairs gehört, bleiben die Hauptstädte bei den Austragungsorten klar in der Mehrheit und führen mit 41:26.

Liverpool trägt heuer den ESC für den Vorjahressieger Ukraine aus, da in der Ukraine Krieg herrscht.
© PAUL ELLIS

Wie viele Länder haben bisher teilgenommen?

Insgesamt 52 Länder finden sich in den Ergebnislisten des ESC, darunter auch Kleinstaaten wie Andorra, Monaco und San Marino. Marokko ist das einzige afrikanische Land, das bis dato mit von der Partie war (1980), Australien ist seit 2015 mit dabei. Und schließlich gibt es mit Jugoslawien oder dem kurzzeitigen Staatendoppel Serbien & Montenegro Länder in der ESC-Historie, die heute gar nicht mehr existieren. Von den unabhängigen Staaten Europas haben bis dato einzig Liechtenstein und der Vatikan noch nie einen Kandidaten ins Rennen geschickt. Allerdings bemühte sich der liechtensteinische 1 FL TV wiederholt um eine EBU-Mitgliedschaft und um eine Teilnahme am ESC. Dranbleiben!

Gibt es Top- und Flopnationen?

Aber hallo! Irland ist mit sieben Siegen weiterhin top, auch wenn der letzte Gewinn 27 Jahre zurückliegt; Deutschland hingegen liegt bei den Teilnahmen vorne: Zum 66. Mal wird die Bundesrepublik heuer dabei sein (Österreich zum 55. Mal). Der heurige Gastgeberstaat Großbritannien ist auch Tonangeber unter den Ausrichtern, neunmal war der ESC inklusive 2023 auf der Insel zu Gast. Auf der anderen Seite kann man wohl jene Nationen als Flopländer bezeichnen, die nie gewonnen haben – das sind immerhin 25 von 52 Partizipanten. Von diesen ist Andorra das schlechteste: Das Minifürstentum hat 0 Punkte auf seinem Eurovisionsfinalkonto. Das wird sich heuer mangels Teilnahme auch nicht ändern.

Wie kann es sein, dass Israel, Marokko oder Aserbaidschan beim ESC teilnehmen? Das sind doch keine Europäer!

Die Teilnehmerländer des Eurovision Song Contests richten sich nicht nach der geografischen Lage in Europa, sondern nach der Mitgliedschaft in der Rundfunkunion EBU (European Broadcasting Union) mit Hauptsitz in Genf. Die 1950 gegründete EBU hat derzeit 112 Mitglieder in 56 Ländern, wozu auch Nationen in Nordafrika und dem Nahen Osten gehören.

Guy Sebastian aus Australien begeisterte 2015 beim ESC in Wien.
© GEORG HOCHMUTH

Und wie kommt dann Australien so einfach ohne EBU-Mitgliedschaft zu ESC-Ehren?

Daran trägt Österreich die Schuld. Australien – seit vielen Jahren mit einer der fanatischsten ESC-Fan-Communitys gesegnet – wurde auf Betreiben des ORF eigentlich nur als Ausnahme zum Jubiläums-ESC in Wien 2015 eingeladen. Aufgrund des Erfolges des sympathischen Teilnehmers Guy Sebastian wurde die Idee aber auch in den Folgejahren immer weitergetragen. Österreichische Provisorien halten eben auch auf internationaler Ebene am längsten. (APA)

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