Tag der Pflege

Österreichweit sind 2775 Spitalsbetten gesperrt, Spitalsgipfel gefordert

In Österreich fehlen derzeit 2200 Pflegekräfte.
© APA/Techt

2200 Stellen sind in der Pflege unbesetzt, 700 Ärzte fehlen. Die Gewerkschaft sprach bei einer Pressekonferenz in Wien von einem Notstand.

Wien – Österreichweit sind aktuell 2.775 Spitalsbetten (Stand Mai 2023) gesperrt. Diese Zahlen präsentierten die GÖD-Gesundheitsgewerkschaft und younion am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien. Vorsitzender Reinhard Waldhör sprach von einem „Notstand". Er forderte einen Spitalsgipfel von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Das Ministerium stellte gegenüber der APA jedoch noch am Vormittag klar, dass es einen solchen Krisengipfel nicht geben werde.

Erstmals in Österreich wurden von der Gewerkschaft bundesweite Zahlen zum Pflege- und Ärztemangel erhoben. „Die hohe Arbeitsbelastung und der Mangel an medizinisch pflegerischem Personal hat dazu geführt, dass aktuell weit mehr Betten gesperrt sind, als es im AKH mit 1732 gibt", agte Waldhör. Die Zahlen beziehen sich laut GÖD auf alle länder- und gemeindegeführten Spitäler in Österreich (33.000 Betten). Österreichweit sind damit 8,41 Prozent der Betten gesperrt. Die Zahlen zeigten laut Göd deutlich, wie hoch die Arbeitsbelastung im Gesundheitssektor mittlerweile sei und verdeutlichten den Engpass an Personal, so Waldhör.

Die Zahlen zeigten laut Göd deutlich, wie hoch die Arbeitsbelastung im Gesundheitssektor mittlerweile sei und verdeutlichen den Engpass an Personal, so Waldhör. „Es ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für den Gipfel, denn zur Zeit laufen die Verhandlungen zum Finanzausgleich", ergänzte Edgar Martin, younion-Vorsitzender der Hauptgruppe II. „Der Herr Minister und die Landeshauptfrauen- und männer müssen dabei auch Farbe bekennen: Wollen sie ein funktionierendes Gesundheitswesen, oder so Zustände wie in Großbritannien?", hieß es bei dem Medientermin.

Leistungsdichte in Zukunft nicht mehr möglich

Martin wies auf 2200 fehlende Pflegekräfte in Österreich hin. Beim Verwaltungspersonal seien 200 Stellen frei. Die Rede war von einem Notstand. „Wir werden die Leistungsdichte, die wir jetzt erbringen, nicht mehr in Zukunft erbringen können", ergänzte Waldhör.

Es sei unerlässlich, Bund und Ländern die Situation im Gesundheitswesen vor Augen zu führen. „Patientinnen und Patienten müssen auf Behandlungen und Operationen warten, was unweigerlich nicht nur zu verlängertem Leid führt, sondern auch zu höheren Kosten. Für das gesamte Personal bedeutet dies eine noch höhere Arbeitsbelastung und noch weniger Zeit für die individuelle Betreuung der PatientInnen", kritisierte Katarzyna Resch, ebenfalls younion.

Personal schwer belastet

Auch Gerlinde Buchinger (GÖD-Gesundheitsgewerkschaft - Ausbildung) mahnte am Podium, dass die Patientenversorgung auf dem bisher gewohnt hohen Niveau nicht mehr sichergestellt werden könne. „Das Personal ist durch den täglichen Arbeitsdruck so schwer belastet, dass auch die Aufgaben der praktischen Ausbildung vor Ort nicht adäquat durchführbar sind. Es braucht daher die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Verringerung des Arbeitsdrucks zeitgleich mit der Vermehrung der Ausbildung", so Buchinger.

Buchinger verwies auf Mängel bei Praktikumsplätzen im Bereich Pflegeausbildung und eine Aufstockung der Praxisanleiter. Derzeit sieht ein Praktikant den Anleiter nur am Beginn und am Ende seiner Ausbildung. Derzeit gebe bei der Ausbildung im Pflegebereich eine kumulierte Drop-out-Rate von 25 Prozent.

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Protestaktion vor Gesundheitsministerium

Am Freitag fand zudem eine Protestaktion der Gewerkschaft vor dem Gesundheitsministerium statt. Das Ministerium erteilte der Forderung nach einem eigenen Spitalsgipfel jedoch noch am Freitagvormittag eine Absage. Die Lage sei selbstverständlich bekannt. „Gerade deswegen sind Reformen aktuell auch Gegenstand von Verhandlungen im Rahmen des Finanzausgleich. Daher braucht es aus Sicht des Gesundheitsministeriums keinen Spitalsgipfel", hieß es auf APA-Anfrage. Man befinde sich ohnehin in laufendem Austausch mit den Ländern.(APA)

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