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Iran-Revolte und „Mitten in die Presse": Das zweite Journalismusfest Innsbruck

„Unser Schwert ist Liebe - die feministische Revolte im Iran" in der Stadtbibliothek und der Reporterslam im Treibhaus-Keller.
© Jarosch/Ausserdorfer/Klinger

Bis Sonntag stehen rund 50 Veranstaltungen in ganz Innsbruck auf dem Programm.

Innsbruck - Am Freitag startete das Journalismusfest Innsbruck in seine zweite Ausgabe. An 15 Orten finden bis Sonntag über 50 großteils frei zugängliche Veranstaltungen statt, wobei Mitwirkende aus 20 Ländern von drei Kontinenten anreisen. Dabei sind unter anderem Vertreter russischer Exilmedien, Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga und der polnische Intellektuelle Adam Michnik. Das Festival will Qualitätsjournalismus stärken und für alle erfahrbar machen.

Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler traf beim Journalismusfest die russischen Punk-Predigerinnen von "Pussy Riot".
Buchautor Fabian Sommavilla und TT-Sportchef Florian Madl sprachen über Sportereignisse, die die Welt verändert haben.
Filmemacher Harry Putz stellte seinen Film "Bis zum letzten Tropfen" im ausverkauften Cinematograph vor.
Der transalpine Podcast "Servus. Grüezi. Hallo" wurde am Samstagabend im Treibhaus aufgezeichnet.
LH Anton Mattle lies sich die Podcastaufzeichnung von "Servus. Güezi. Hallo" nicht entgehen.
Die Schriftstellerin, Filmemacherin, Essayistin und Tsitsi Dangarembga, der Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels 2021, im Gespräch mit Bascha Mika (l.).
Großes Interesse gab es an der Veranstaltung zur feministischen Protestbewegung im Iran: Dunja Ramadan, Gilda Sahebi, Shoura Hashemi und Mina Khani (v. l.).

Bei der Eröffnung am Treibhaus gab es virtuelle Grußworte von Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Auch Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi sprach einleitende Worte. Das Programm des Festivals wird von Benedikt Sauer und Veronika Vogel verantwortet.

In einer der ersten Veranstaltungen warfen Vertreter verschiedener Regionalmedien, darunter Alois Vahrner, Mitglied der Chefredaktion der Tiroler Tageszeitung, einen Blick auf die Situation in der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino.

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Bei der Planung des Festivals sei wichtig gewesen, aktuellen Themen viel Raum einzuräumen, erklärt Co-Programmleiterin Vogel. „In manchen Staaten ist die Situation für Medienschaffende aktuell prekär bis bedrohlich – in Russland bekanntlich oder in Belarus. Redaktionen mussten das Land verlassen. Manche investigativ arbeitenden Kolleginnen bzw. investigative Plattformen – denken wir an Bellingcat oder an die Ermordung von Daphne Caruana Galizia (Anm.: maltesische Journalistin) - riskieren ihr Leben", unterstreicht Festivalgründer Benedikt Sauer. Thematische Schwerpunkte sind etwa Panels zur Ukraine, Russland und Belarus, Klimajournalismus, investigative Recherchen, internationale Politik oder auch grenzüberschreitender Regionaljournalismus.

Tag 1 in Bildern

Bundespräsident Alexander Van der Bellen schickte virtuelle Grußworte ins Treibhaus.
Treibhaus-Chef Norbert Pleifer bei der Eröffnung des Journalismusfests.
Großer Besucherandrang prägte schon den ersten Tag des Festivals.
Festivalgründer und Programmleiter Benedikt Sauer.
Im Zentrum der ersten Veranstaltung stand die politische Situation in Polen.
Alle Veranstaltungen im Treibhaus werden simultan übersetzt.
Samstagfrüh im Innsbrucker Cafe Munding: Pressefrühstück mit Daniela Kraus, Generalsekretärin des Presseclubs Concordia, und Rainer Schüller, stellvertretender der Tageszeitung "Der Standard".
Reportagen über Tiere waren am Freitagabend in der Innsbrucker Buchhandlung Wagner´sche Thema: Der Chefredakteur des Schweizer Magazins "Reportagen" diskutierte mit Journalistin Barbara Bachmann.
„Immer mitten in die Presse rein!" war das Motte des Reporterslams am Freitagabend im restlos ausverkauften Treibhaus-Keller. Journalistinnen und Journalisten berichteten darin auf unterhaltsame und ungewöhnliche Art von ihren Recherchen.
Die Performance der russischen Punk-Predigerinnen von "Pussy Riot" im Treibhausturm beschloss den ersten Journalismusfest-Tag.
In der Stadtbibliothek Innsbruck wurde über die Situation von Frauen im Iran diskutiert. Am Podium: Die Juristin Shoura Hashemi, die Autorin und Aktivistin Mina Khani und Gilda Sahebi, Autorin von "Unser Schwert ist Liebe - die feministische Revolte im Iran". Es moderierte Süddeutsche-Journalistin Dunja Ramadan.
Vertreter großer, lokaler Medien, darunter der langjährige TT-Chefredakteur Alois Vahrner, sprachen über die Euregio Tirol-Südtirol-Trentino.

Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga am Samstag

„Auch der Blick zum Nachbarn Afrika ist uns ein Anliegen: Es kommen Kolleginnen und Kollegen aus dem Kongo, die über den Stellenwert des Radios und den Raubbau an Bodenschätzen berichten. Und wir freuen uns auf Tsitsi Dangarembga, eine der prononcierten feministischen Stimmen des Afrikanischen Kontinents", so Sauer über die Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels. Die politisch verfolgte Autorin wurde erst vor wenigen Tagen in Simbabwe freigesprochen und tritt am Samstag um 17 Uhr im Treibhaus auf.

Vogel liegt besonders eine Veranstaltung zu feministischen Protesten im Iran, die am Freitag um 17 Uhr in der Stadtbibliothek Innsbruck über die Bühne geht, am Herzen. „Ich bewundere es, mit welcher Ausdauer die Rednerinnen sich für die Bewegung einsetzen und nicht nachlassen, auch wenn das mediale Interesse langsam abebbt", so die Co-Programmleiterin.

Aus dem Exil in Riga kommen die Herausgeberin des größten russischen Exilmediums, „Meduza", Galina Timtschenko, und die Chefredakteurin des russischen Online-Mediums „Takie Dela", Maria Bobyleva, nach Innsbruck. Erwartet werden auch Vertreter des belarussischen Exilmediums „NEXTA", jetzt mit Hauptsitz in Warschau, und Roman Stepanovych vom selbstfinanzierten ukrainischen Online-Portal „Zaborona".

Premiere von Reporter Slam

Bisher unbekannte Hintergründe zum „Ibiza-Video" will die Redaktion des Standard-Podcast „Inside-Austria" liefern. Erstmals in Österreich gibt es beim Festival einen Reporter Slam. Das Festival wird größtenteils öffentlich finanziert, vor allem durch Stadt Innsbruck, Land Tirol, Innsbruck Tourismus, die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino, Tirol Werbung und die Universität Innsbruck.

Ob es eine dritte Ausgabe im nächsten Jahr geben wird, hängt laut Sauer von den finanziellen Möglichkeiten ab. Es sei nicht einfach, vorauszuplanen. „Wir sind ein kleines Kernteam mit einigen wenigen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und das Festival ist keine kleine Sache." Schön und wichtig sei, dass sich mehrere Organisationen des Innsbrucker Kulturlebens daran beteiligen. (APA, jole)

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