Schwerpunkt Tiroler Künstler

Aus der Grafiksammlung des Ferdinandeum: Zertrümmerer der realen Form

„Unheil“, Holzschnitt von Ernst Nepo, 1920.
© TLM/Johannes Plattner

Vom Ab- zum Sinnbildhaften aus Tirol und anderswo: Das Ferdinandeum zeigt expressionistische Grafik aus seiner Sammlung.

Innsbruck – Im Depot der Tiroler Landesmuseen schlummern allein an Grafik Hunderte von Blättern, die es wert wären, wenigstens für ein paar Wochen ins – gedämpfte – Licht der Öffentlichkeit gerückt zu werden. Weshalb die Auswahl, die der Hüter der Grafiksammlung, Ralf Bormann, für seine thematisch reizvoll zelebrierte Objekte expressiver „Formzertrümmerung“ treffen musste, letztlich eine „schmerzliche“ gewesen sei.

Es sind schwerpunktmäßig Arbeiten Tiroler Künstler und Künstlerinnen, die hier zu sehen sind. Sicherer Beweis dafür, wie sehr das Wesen des Expressiven, das konkret Sichtbare dem spontan Gefühlten unterzuordnen, offensichtlich dem tirolischen Naturell entspricht. Fand diese ab den 1910er-Jahren international aufpoppende Strömung in Tirol doch schon sehr früh begeisterte AnhängerInnen.

Der in den musealen Grafikkabinetten inszenierte Parcours expressiver Formzertrümmerung könnte unterschiedlicher kaum daherkommen. Wobei die Beispiele Tiroler Kunst reizvoll mit jenen überregional renommierter „Stars“ der Kunstgeschichte wie Max Beckmann, Oskar Kokoschka oder Rudolf Wacker kombiniert werden. Um gerade in diesem direkten Nebeneinander klarzumachen, auf welch hohem Niveau einige der heimischen ExpressionistInnen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unterwegs waren.

Schlaffen doch die wunderbar in der Fläche ausgebreiteten Kohlezeichnungen und Holzschnitte von Ernst Nepo gegen die etwa gleichzeitig entstandenen – schwächeren – Arbeiten etwa eines Herbert Boeckl und Johannes Itten, aber auch von Gustav Klimt und Schiele in keinster Weise ab. Vom Switchen vom Ab- zum Sinnbildlichen erzählen auch die Arbeiten von Gerhild Diesner, Theodor Prachensky und Arthur Nikodem, so unterschiedlich ihre Handschriften sein mögen. In der Schau werden aber auch einige KünstlerInnen vor den Vorhang geholt, die leider mehr oder weniger in der Versenkung verschwunden sind. Wie Walter Honeder, Josef Prantl, Norbert Strolz oder eine Gretl Kapferer, an die sich offenbar niemand mehr erinnert.

Im letzten der Grafikkabinette wird es großformatig. Hier hängt eine Landschaft von Hans Weber-Tyrol, die von der Ferne fast wie ein weiblicher Akt daherkommt, neben zwei delikaten Monotypien. Einer von Hilde Goldschmidt und einer von Herbert Brandl, die zeigen, wie zeitlos die Haltung des Expressiven sein kann.

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