Aktivistin „betonierte“ sich auf Autobahn: „Letzte Generation“ kam mit Autos zur Blockade
Aktivisten der "Letzten Generation" erhielten Montagfrüh Unterstützung von heimischen Kabarettisten bei ihrem Protest: Laut den Klimademonstranten hat sich eine Aktivistin auch auf den Asphalt "betoniert", was die Polizei dementierte.
Wien – Die Klimaschutzgruppe "Letzte Generation" hat Montagfrüh erneut den Wiener Verkehr an mehreren Stellen aufgehalten. Unterstützt wurde sie bei der Reichsbrücke von den "Kabarettist:innen For Future", wo u.a. Martin Puntigam und Robert Palfrader die Straße blockierten. Laut Polizei weiters betroffen waren die Praterbrücke auf der Südosttangente (A23), Floridsdorfer Brücke und Nordbrücke sowie Getreidemarkt und Schwarzenbergplatz. Am Nachmittag war die Schwedenbrücke blockiert.
Es kam zu umfangreichen Staus und teils bis zu einer Stunde Zeitverlust, teilte der ÖAMTC der APA mit. Gegen 9.00 Uhr waren die Blockaden beendet, twitterte die Landespolizeidirektion Wien. Laut Polizeisprecher Philipp Haßlinger gab es 78 Anzeigen und 40 Festnahmen unter den Aktivistinnen und Aktivisten, die im Gegensatz zu den Kabarettisten nicht der Aufforderung nachkamen, den unangemeldeten Protest aufzulösen.
Aktivistin "betonierte" sich auf Autobahn
Eine festgenommene Person wurde vorübergehend zur gesundheitlichen Abklärung von der Wiener Berufsrettung in ein Spital gebracht. Die Aktivistin hatte sich nicht wie üblich bei derartigen Protesten mit Superkleber auf der Handfläche auf die Fahrbahn geklebt, sondern laut "Letzter Generation" ihre Hand "an die Autobahn betoniert", was für den Körper sehr gefährlich sein kann. Es handelte sich laut Haßlinger jedoch nicht um Beton oder Zement, sondern um ein Sand-Kleber-Gemisch. Die Sondereinheit WEGA habe die junge Frau mit mehr Aufwand, aber unverletzt abgelöst. Es wurde laut Berufsrettung lediglich eine Hautrötung festgestellt.
Die Klimaschützer verwendeten zudem erstmals auch eigene Autos, um die A23 zu blockieren. Außerdem folgte gegen 13 Uhr eine weitere unangekündigte Protestaktion auf der Schwedenbrücke zur Innenstadt beim Schwedenplatz. Hier nahm die Polizei laut Haßlinger sechs weitere Aktivisten fest.
Die "Letzte Generation" sprach in einer Aussendung von rund 60 beteiligten Aktivistinnen und Aktivisten sowie 50 Teilnehmern aus der Zivilgesellschaft, darunter die weiteren Kabarettisten Günther Paal alias "Gunkl", Benedikt Mitmannsgruber, Christoph Fritz, Antonia Stabinger und David Scheid. Die Politik sei "derartig im Verzug selbst nur mit dem Umsetzen der Maßnahmen, die im Pariser Klimaabkommen stehen, und das ist ja eh schon in Wirklichkeit ein Minimalkompromiss", begründete Martin Puntigam gegenüber der APA die Solidaritätsaktion mit den Aktivisten.
Er verstehe die Leute, die hinter den Protesten im Stau stehen und sich aufregen, betonte Robert Palfrader. Andererseits bleibe den Klimaschützern "auch keine andere Wahl, ihre Inhalte zu transportieren". Ein Offener Brief von Verkehrswissenschaftern, die sich zur raschen und einfachen CO2-Reduktion für ein Limit von 30 km/h im Ortsgebiet, 80 km/h auf Freilandstraßen und 100 km/h auf Autobahnen ausgesprochen haben, sei von der Politik "nicht einmal ignoriert worden", kritisierte Palfrader. "Nachdem ich mich mit der Wissenschaft solidarisch zeigen möchte, bin ich hier." (APA)