„La Paloma oder das Ende der Welt“: Die Welt vergeht, Paloma predigt
Innsbruck – Angekündigt ist „La Paloma oder das Ende der Welt“, die dritte Produktion des heurigen Dramatiker*innenfestivals, als Satire. Doch das von Judith Keller verfasste und im Innsbrucker Brux selbst in Szene gesetzte Stück ist – jedenfalls in seiner finalen Volte – eher Belehrtheater als beißender oder wenigstens bissiger Spott: Da predigt eine aus Treibgut upgecycelte Möwe, die Paloma, also und warum auch immer Taube, heißt, was man, selbst als im Wegschauen geübter Erdenbewohner mitgekriegt haben dürfte, dass nämlich der Mensch am Ende einer halbwegs bewohnbaren Welt mehr als mitschuldig ist. Diese unbequeme Botschaft wird mit Enthauptung bestraft. Belehrung bleibt auch in apokalyptischer Zeit eher unpopulär.
Davor wird auf der von der Außenwelt abgeschnittenen Insel, die sich Keller für „La Paloma“ ausgedacht hat, Endspiel gespielt: Drei Figuren bindet das Schicksal aneinander. Zwei (Anne Clausen und Markus Oberrauch) betreiben eine abgewirtschaftete Wirtschaft, eine dritte (Nik Neureiter) wird bei einigermaßen ramponiert angeschwemmt. Die drei umkreisen einander, fallen sich ins Wort und übereinander her. Die Szenerie – Ausstatterin Salha Fraidl hat aus allerlei Abfall und Altbestand einen schmucken Müllhaufen gezimmert – ist eindrücklich. Die Szenen allerdings wirken auch wie aus andernorts Gefundenem zusammengebastelt: Ein bisschen Tennesse-Williams-Terror hier, Tschechows Pistole da – und der Kontext kommt aus dem Radio.
Manche Ideen auf dem Weg zur Eskalation gehen auf. Und das Ensemble geht beherzt „all in“. Mitunter wird es drastisch, übergriffig und grausam. Einiges bleibt rätselhaft. Ein echtes Geheimnis, etwas, das an- oder aufregen – oder wenigsten überraschen – könnte, gibt es hier aber schon vor der predigenden Paloma nicht. (jole)