Schauspieler Peter Simonischek im Alter von 76 Jahren verstorben
Der Schauspieler Peter Simonischek ist laut Medienberichten verstorben. Er wurde 76 Jahre alt.
Graz – Der in Graz geborene Schauspieler Peter Simonischek ist im Alter von 76 Jahren verstorben. Er starb laut Medienberichten im Kreis seiner Familie nach einer schweren Krankheit. Er verkörperte in seiner langen Karriere zahlreiche Rollen, darunter etwa den Jedermann bei den Salzburger Festspielen. Zuletzt war Simonischek im Februar bei der Berlinale zu Gast gewesen.
Dem Schauspieler ist in seiner langen Karriere das Kunststück gelungen, sowohl den Liebhabern der schweren Dramatik als auch den Freunden leichter Komödien, den Theatergängern wie den Kinofans, Radiohörern wie Fernsehcouchbewohnern ans Herz zu wachsen – und das ohne anbiederische Volkstümelei. In der Nacht auf Dienstag starb das österreichische Ausnahmetalent, wie die Bundestheater bestätigten.
Seine große Popularität beim Publikum verdankte der am 6. August 1946 geborene Grazer nicht zuletzt seiner frappanten Fähigkeit, in verschiedenste Charakterfächer zu schlüpfen und sich diese ganz zu eigen zu machen. So ist etwa seine Interpretation eines Pariser Lebemannes an der Seite von Udo Samel in Klaus Michael Grübers Wiederentdeckung des Labiche-Stücks "Die Affäre Rue de Lourcine" an der Berliner Schaubühne legendär. Zugleich bleibt er als Herr des Salzburger Domplatzes unvergessen, wo Simonischek 2002 bis 2009 eine Rekordzahl prägnanter Auftritte als "Jedermann" absolvierte.
Diese eindrucksvolle Karriere nahm ihren Ausgang in der österreichischen Provinz, wuchs der junge Peter Simonischek nach der Geburt in Graz doch in Markt Hartmannsdorf auf und ging im Konvikt St. Paul im Lavanttal in die Schule. Nach einigen Diskussionen über die Berufswahl mit dem Vater besuchte Simonischek danach schließlich die Akademie für Musik und darstellende Künste in Graz.
Nach Auftritten am Schauspielhaus der steirischen Landeshauptstadt ging es über St. Gallen, Bern, Darmstadt und Düsseldorf schließlich nach Berlin, wo Peter Simonischek ab 1979 für 20 Jahre lang dem Ensemble der Schaubühne angehörte. Dort wurde er zum Star und arbeitete mit Peter Stein, Luc Bondy oder Andrea Breth zusammen. Dennoch riss auch in dieser Zeit die Verbindung zu Österreich nicht ab, war Simonischek doch etwa wiederholt auch bei den Salzburger Festspielen zu erleben, so etwa in Handkes "Prometheus, gefesselt" und in Tschechows "Kirschgarten".
Seine Antrittsrolle am Burgtheater, der John Gabriel Borkman, war nicht nur ein Neuanfang am neuen Haus mit Beginn der Direktion Klaus Bachler 1999. Es war gleichzeitig auch die Rückkehr in die Heimat. Seither war Simonischek nicht nur Ensemblemitglied des Hauses am Ring, sondern seit 2019 auch dessen Ehrenmitglied. Er spielte auf der legendären Bühne viel, von Nestroy und Tschechow über Thomas Bernhard und Edward Albee bis hin zum selbstverliebten Frauenhelden Gustav Heink in Hermann Bahrs "Das Konzert" oder den todkranken Professor in der Adaption von Sally Potters "The Party". Nicht unpassend erscheint da der Titel seiner 2007 erschienenen und erstaunlich freimütigen Erinnerungen: "Ich stehe zur Verfügung."
Der ORF würdigt Peter Simonischek
Am heutigen Dienstag erinnert Teresa Vogl in "Studio 2" (17.30 Uhr in ORF 2) an Simonischek, bevor am Mittwoch (31. Mai) ab 6.30 Uhr Burgtheater-Ensemblekollege Roland Koch bei Patrick Budgen über den Verstorbenen spricht. Am Abend dann würdigt ORF 2 mit der TV-Produktion "An seiner Seite" (20.15 Uhr) und dem Kinohit "Toni Erdmann" (22.30 Uhr) das Schaffen des Schauspielers.
Am Donnerstag (0.05 Uhr) ist in ORF 2 das Roadmovie "Dolmetscher" zu sehen, dem sich um 11.30 Uhr das TV-Drama "Alles Glück dieser Erde" von Otto Retzer anschließt. Und auch das Wochenende steht in ORF 2 im Zeichen des Verstorbenen, wenn um 9.05 Uhr eine Folge der Porträtreihe "Orte der Kindheit" wiederholt wird, bevor um 9.35 Uhr die TV-Komödie "Der Kaktus" und am Sonntag um 23.35 Uhr Jo Baiers Drama "Bergfried" anschließen. In ORF 2 beschließt ein "Feierabend"-Porträt unter dem Titel "Peter Simonischek - Ein Fest des Augenblicks" am 8. Juni um 19.55 Uhr das Gedenken.
ORF III widmet am heutigen Dienstag Peter Simonischek eine Spezialausgabe von "Kultur Heute" ab 19.45 Uhr, wobei weitere Programmänderungen noch in Planung sind.
Auch im Radio würdigt man Peter Simonischek und seine markante Stimme nochmals in aller Ausführlichkeit. Im Rahmen des "Ö1 Hörspiel" wird am 3. Juni ab 14 Uhr "Der Theatermacher" mit dem Verstorbenen wiederholt. Am 4. Juni ab 8.15 Uhr interpretiert Simonischek unter dem Titel "Du holde Kunst" seine Lieblingsgedichte, und am selben Tag ab 14.05 Uhr porträtieren die "Menschenbilder" Simonischek.
Simonischek, der seit 1989 mit seiner Kollegin Brigitte Karner verheiratet war und mit Max Simonischek einen ebenfalls erfolgreich schauspielernden Sohn in der Beziehung mit Charlotte Schwab zeugte, hatte das gestandene Mannsbild ebenso im Repertoire wie den großgewordenen Buben, dem noch immer der Schalk im Nacken sitzt, verkörpert durch sein charakteristisches Lächeln. Für die TV-Verfilmungen der Daniel-Käfer-Romane Alfred Komareks bediente er sich bei dieser sympathischen Bubenhaftigkeit, in der Verfilmung des Robert-Schindel-Romans "Gebürtig" machte er aus dem nach New York ausgewanderten KZ-Häftling Hermann Gebirtig eine eindrucksvolle Zentralfigur.
Eine große Altersrolle als Dirigent vor dem Ruhestand neben Senta Berger brachte ihm "An seiner Seite" von Felix Karolus oder im Kino auch Götz Spielmanns "Oktober November" 2013. Den Höhepunkt von Simonischeks Kinokarriere bedeutete jedoch Maren Ades gefeierte Dramödie "Toni Erdmann", in der er mit falschen Zähnen und Perücke verzweifelt um die Liebe seiner von Sandra Hüller gespielten Tochter kämpft. Dieser Part brachte ihm unter anderem die Hauptdarstellertrophäe beim Europäischen Filmpreis ein.
Zuletzt stellte Peter Simonischek noch persönlich seinen letzten Film "Der vermessene Mensch" von Regisseur Lars Kraume vor, in dem er einen Ethnologen am Ende des 19. Jahrhunderts spielt. "Etwas Belangloses zu machen, auch wenn es ganz schöne Rollen sind, da ist es schade um die Zeit, wenn man so alt ist wie ich", begründete Simonischek im Februar gegenüber der APA seine Entscheidung, wählerisch zu sein. (APA/TT.com)
Würdigungen aus Politik und Kultur
💬 Bundespräsident Alexander Van der Bellen:
"Wer kannte Peter Simonischek nicht? [...] Peter Simonischek war ein Künstler, der sich in jeder Verwandlung treu blieb. [...] Heute ist dieser große österreichische Charakterdarsteller verstorben."
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💬 Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler (Grüne):
"Wer je auf der Bühne, im Kino oder im TV sein feinfühliges, unprätentiöses Spiel gesehen hat, weiß, dass Österreich einen wahrhaft Großen verloren hat. Zeit seines Lebens hat dieser Schauspieltitan die Bodenhaftung nicht verloren und ist auf berührende Art seiner steirischen Heimat verbunden geblieben."
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💬 Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Christian Kircher:
"Protagonisten wie Peter Simonischek begründen den Stellenwert des Burgtheaters, dessen Ehrenmitglied der Schauspieler seit 2019 war. Bis zuletzt nahm der auch international gefeierte Publikumsliebling Anteil am Geschehen seines Hauses. [...] Eine große Stimme ist verstummt."
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💬 Burgtheater über sein Ehren- und Ensemblemitglied:
"Das Burgtheater verliert einen vielschichtigen, vielseitigen und großartigen Künstler. Mit Peter Simonischek verliert das Burgtheater aber auch einen liebevollen, fürsorglichen Kollegen, einen Freund, einen Herzensmenschen, eine überragende Persönlichkeit. Einen Menschen, der Stellung bezog, der Interesse an den Themen der Zeit hatte und für seine Meinung eintrat."
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💬 Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne):
"Mit seiner charismatischen Präsenz und seinem feinfühligen Können war er über Jahrzehnte in Theater wie auch in Film und Fernsehen einer der ganz Großen der gegenwärtigen Schauspielkunst. Bei jedem seiner Auftritte hat er sein Publikum seine unbändige Lust an der Schauspielerei spüren lassen - und mit unnachahmlicher Authentizität alle Facetten der menschlichen Emotionsklaviatur bespielt. [...] Peter Simonischeks Tod ist ein riesiger Verlust für die gesamte Kunst- und Kulturszene und erschüttert mich persönlich sehr. Unsere Gesellschaft braucht Menschen wie ihn, die durch ihr unverwechselbares Können berühren und inspirieren und sich nicht davor scheuen sich kritisch am gesellschaftlichen Diskurs zu beteiligen."
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💬 Steiermarks Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) und LH-Stellvertreter Anton Lang (SPÖ):
"Peter Simonischek war eine der ganz großen Persönlichkeiten des Kulturlandes Steiermark. Trotz des großen Erfolges [...] hat Peter Simonischek seine Bodenständigkeit, Nahbarkeit und sein herzliches, offenes Wesen immer bewahrt. Peter Simonischek ist darüber hinaus auch eines immer geblieben: Verwurzelt und stark verbunden mit seiner Heimat."
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💬 FPÖ-Kultursprecher Thomas Spalt:
"Die Kulturnation Österreich verliert eine Schauspielikone. [...] Er war ein großartiger Charakterdarsteller, konnte aber auch in Komödien überzeugen. Mimik, Gestik und seine unnachahmliche Stimme haben ihn zu einem Ausnahmeschauspieler gemacht, der viele junge Schauspieler inspiriert hat, ebenfalls in diesem Beruf Fuß zu fassen."
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💬 Salzburgs Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser:
"Peter Simonischek war über fast ein Jahrzehnt ein vergleichsloser Jedermann. Mit seiner einzigartigen Bühnenpräsenz füllte er die beeindruckenden Dimensionen des Domplatzes mit Leichtigkeit, mit jeder Zelle seines Körpers war er der Jedermann. Peter Simonischek war mit einer Überfülle an Qualität gesegnet, er war das, was man im besten Sinne des Wortes einen Publikumsliebling nennt - und das vollkommen zu Recht."
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💬 Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ):
"Der Tod von Peter Simonischek ist ein immenser Verlust für die Welt des Theaters und des Films." Simonischek sei ein "besonders wandlungsreiche und differenzierte Schauspieler" sowie ein "überragender Künstler und ungemein sympathischer Mensch" gewesen.
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💬 ÖVP-Kultursprecherin Maria Großbauer:
"Wenn Peter Simonischek auf der Bühne stand, dann hat einen das immer berührt - mit seiner bekannten, intensiven Stimme, mit seinem authentischen, intensiven Schauspiel. Obwohl er so erfolgreich war auf der Theaterbühne, im Film und auch im Fernsehen, war er im wahrsten Sinne trotzdem ein Schauspieler 'für jedermann'. [...] Menschen wie er sind der wahre Schatz des Kulturlandes Österreich: er hat die Kultur geliebt und das Feuer weitergegeben."
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💬 NEOS-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger:
"Das ist sehr traurig und ein großer Verlust an Stimme, an Charakter, an Persönlichkeit: Danke Peter Simonischek für so viel!"
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💬 SPÖ-Kultursprecherin Gabriele Heinisch-Hosek:
"Mit Peter Simonischek verlieren wir einen ebenso bedeutenden wie vielseitigen Charakterdarsteller, der sich mit seinen Bühnen- und Fernsehrollen in die Herzen des Publikums und ins kulturelle Gedächtnis gespielt hat. [...] Peter Simonischek war ein Schauspielgigant, der mit seiner Kunst viele Menschen berührt hat.