Rendi-Wagner bei Abschied: „Es braucht neues Verständnis von politischer Führungsstärke“
In ihrer Abschiedsrede im Parlament prangert die scheidende SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner die „Bewunderung männlicher Machtrituale“ an und wirbt um Zusammenarbeit.
Wien – Vor ihrem Abschied aus der Politik hat die scheidende SPÖ-Klubchefin Pamela Rendi-Wagner Donnerstagnachmittag bei der Sondersitzung des Nationalrats ihre letzte Rede im Parlament gehalten und dabei für Zusammenarbeit aller Parteien geworben. Gleichzeitig nahm sie indirekt Bezug auf den Führungskonflikt in der eigenen Partei: "Es braucht ein neues Verständnis von politischer Führungsstärke, das sich nicht nur in der Bewunderung männlicher Machtrituale erschöpft."
Gerade der Klimawandel mit all seinen Auswirkungen erscheint Rendi-Wagner ein Thema, wo die Parteien aufeinander zugehen müssten. Doch auch in Fragen, die die unmittelbare Gegenwart der Menschen betreffen, brauche es mehr Zusammenarbeit, sprach Rendi-Wagner die Teuerung an.
Die SPÖ blockiert ja aktuell Zwei-Drittel-Materien, weil sie ihre Vorschläge gegen die Inflation im Gegenzug umgesetzt haben möchte. Auch das sprach die scheidende Klubobfrau indirekt an: "Eine konstruktive Oppositionspolitik setzt etwas wesentliches voraus – eine konstruktive Regierungspolitik." Dass man aufeinander zugehen könne, habe sich ja schon gezeigt – nämlich zu Beginn der Corona-Pandemie.
📽️ Video | Rendi-Wagners letzte Rede im Nationalrat
Es war zwar nicht Rendi-Wagners letzter Auftritt im Nationalrat, bleibt sie doch noch bis Monatsende und damit während der kommenden Plenarwoche im Hohen Haus. Doch war es, wie sie betonte, die letzte Rede nach sechs Jahren im Parlament. Ihr Verständnis sei immer gewesen, Zusammenarbeit zu suchen. Es brauche Respekt, Ehrlichkeit und Mut zur Verantwortung. Rendi-Wagner sprach vom Abschied von einer großen Aufgabe, von lieben Freundinnen und Freunden sowie von "schwierigen, aber dennoch interessanten Kollegen" – was für Gelächter unter den Abgeordneten sorgte.
Das Plenum dankte der abgehenden SPÖ-Vorsitzenden mit Standing Ovations, einzig die Freiheitlichen beließen es – wenn überhaupt – bei Beifall.
„Großer Respekt“ von Grünen und NEOS
"Großen Respekt" für Rendi-Wagner äußerte Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer. Sie sei Untergriffen einer Art ausgesetzt gewesen, "mit denen sich kein Mann in der Politik auf diese Weise befassen muss". Sie werde Rendi-Wagner, die sie als herzlich erlebt habe, vermissen. Ganz ähnlich äußerte sich als NEOS-Erstrednerin Karin Doppelbauer: "Sie haben sich unseren Respekt verdient. Wir werden sie sehr vermissen. Rendi-Wagners zweiter Vorname sollte Resilienz sein – Chapeau".
Grundsätzlich freundlich äußerte sich auch VP-Klubchef August Wöginger. Es habe "doch immer wieder ganz konstruktive Zusammenarbeit" mit der SPÖ und Rendi-Wagner gegeben: "Über weite Strecken hat das auch gut funktioniert", speziell in der Pandemie. Wögingers Wunsch: "Mögen wieder ruhigere Zeiten in der SPÖ einkehren."
Der heutige Auftritt Rendi-Wagners wird wohl einer ihrer letzten Redebeiträge als Politikerin sein, da sie am kommenden Samstag den außerordentlichen SPÖ-Parteitag auslässt. (APA, TT.com)
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