Abschiedsrede im Nationalrat

Rendi-Wagner bei Abschied: „Es braucht neues Verständnis von politischer Führungsstärke“

SPÖ-Klubchefin Pamela Rendi-Wagner richtete am Donnerstag letzte Worte an ihre Kolleginnen und Kollegen im Nationalrat.
© GEORG HOCHMUTH

In ihrer Abschiedsrede im Parlament prangert die scheidende SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner die „Bewunderung männlicher Machtrituale“ an und wirbt um Zusammenarbeit.

Wien – Vor ihrem Abschied aus der Politik hat die scheidende SPÖ-Klubchefin Pamela Rendi-Wagner Donnerstagnachmittag bei der Sondersitzung des Nationalrats ihre letzte Rede im Parlament gehalten und dabei für Zusammenarbeit aller Parteien geworben. Gleichzeitig nahm sie indirekt Bezug auf den Führungskonflikt in der eigenen Partei: "Es braucht ein neues Verständnis von politischer Führungsstärke, das sich nicht nur in der Bewunderung männlicher Machtrituale erschöpft."

Es braucht ein neues Verständnis von politischer Führungsstärke, das sich nicht nur in der Bewunderung männlicher Machtrituale erschöpft.
SPÖ-Klubchefin Pamela Rendi-Wagner

Gerade der Klimawandel mit all seinen Auswirkungen erscheint Rendi-Wagner ein Thema, wo die Parteien aufeinander zugehen müssten. Doch auch in Fragen, die die unmittelbare Gegenwart der Menschen betreffen, brauche es mehr Zusammenarbeit, sprach Rendi-Wagner die Teuerung an.

Die SPÖ blockiert ja aktuell Zwei-Drittel-Materien, weil sie ihre Vorschläge gegen die Inflation im Gegenzug umgesetzt haben möchte. Auch das sprach die scheidende Klubobfrau indirekt an: "Eine konstruktive Oppositionspolitik setzt etwas wesentliches voraus – eine konstruktive Regierungspolitik." Dass man aufeinander zugehen könne, habe sich ja schon gezeigt – nämlich zu Beginn der Corona-Pandemie.

📽️ Video | Rendi-Wagners letzte Rede im Nationalrat

Es war zwar nicht Rendi-Wagners letzter Auftritt im Nationalrat, bleibt sie doch noch bis Monatsende und damit während der kommenden Plenarwoche im Hohen Haus. Doch war es, wie sie betonte, die letzte Rede nach sechs Jahren im Parlament. Ihr Verständnis sei immer gewesen, Zusammenarbeit zu suchen. Es brauche Respekt, Ehrlichkeit und Mut zur Verantwortung. Rendi-Wagner sprach vom Abschied von einer großen Aufgabe, von lieben Freundinnen und Freunden sowie von "schwierigen, aber dennoch interessanten Kollegen" – was für Gelächter unter den Abgeordneten sorgte.

Das Plenum dankte der abgehenden SPÖ-Vorsitzenden mit Standing Ovations, einzig die Freiheitlichen beließen es – wenn überhaupt – bei Beifall.

„Großer Respekt“ von Grünen und NEOS

"Großen Respekt" für Rendi-Wagner äußerte Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer. Sie sei Untergriffen einer Art ausgesetzt gewesen, "mit denen sich kein Mann in der Politik auf diese Weise befassen muss". Sie werde Rendi-Wagner, die sie als herzlich erlebt habe, vermissen. Ganz ähnlich äußerte sich als NEOS-Erstrednerin Karin Doppelbauer: "Sie haben sich unseren Respekt verdient. Wir werden sie sehr vermissen. Rendi-Wagners zweiter Vorname sollte Resilienz sein – Chapeau".

Rendi-Wagners zweiter Vorname sollte Resilienz sein – Chapeau.
NEOS-Erstrednerin Karin Doppelbauer

Grundsätzlich freundlich äußerte sich auch VP-Klubchef August Wöginger. Es habe "doch immer wieder ganz konstruktive Zusammenarbeit" mit der SPÖ und Rendi-Wagner gegeben: "Über weite Strecken hat das auch gut funktioniert", speziell in der Pandemie. Wögingers Wunsch: "Mögen wieder ruhigere Zeiten in der SPÖ einkehren."

Herzlicher Abschied von Kolleginnen – im Bild mit NEOS-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger.
© GEORG HOCHMUTH

Der heutige Auftritt Rendi-Wagners wird wohl einer ihrer letzten Redebeiträge als Politikerin sein, da sie am kommenden Samstag den außerordentlichen SPÖ-Parteitag auslässt. (APA, TT.com)

Mehr zum Thema:

undefined

Spannung vor Parteitag

Pendel schlägt aus für Doskozil: Wiener SPÖ-Chef Ludwig gibt die Abstimmung frei

undefined

Zwei Lager vor Parteitag

Doskozil oder Babler? Unter Tirols SPÖ-Delegierten ein Kopf-an-Kopf-Rennen

undefined

Babler doch „kein Marxist"

Wie links darf man in der SPÖ sein?

undefined

War parteiintern umstritten

Christian Deutsch geht als SPÖ-Manager: „Blicke auf bewegte Zeiten zurück”

undefined

Führungswechsel in der SPÖ

SPÖ legt mit Doskozil und Babler in der Wählergunst leicht zu