20 Jahre nach Deal

Verdacht auf Geldwäsche: Investor Siegfried Wolf in Causa Eurofighter angeklagt

Der milliardenschwere Eurofighter-Deal sorgt auch nach 20 Jahren noch für Turbulenzen.
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Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft dem Erstangeklagten vor, 6,8 Millionen Euro nicht deklariert und deren Herkunft verschleiert zu haben. Wolf als Zweitangeklagter soll dabei behilflich gewesen sein.

Graz – Entschlagung und damit keine Antwort, weil ein Verfahren anhängig sei: So beantwortete der Auto-Manager Siegfried Wolf im April 2022 im ÖVP-Untersuchungsausschuss die Frage des SPÖ-Abgeordneten Kai Jan Krainer, ob gegen ihn wegen des Transportes von Gold über die österreichische Grenze ermittelt werde. Seither ist das Verfahren gediehen: Am Montag gab die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) bekannt, dass sie gegen zwei Unternehmer eine Anklage wegen des Vorwurfs der Geldwäscherei eingebracht habe. Die Namen dazu bestätigte das zuständige Landesgericht Graz. Neben Wolf handelt es sich um einen früheren Manager des Auto-Zulieferers Magna.

Die WKStA betont, dass ihre Anklage alle Instanzen bis hin zum Justizministerium und dem so genannten „Weisungsrat“ durchlaufen habe. Es geht um 6,8 Millionen Euro, die der Erstangeklagte verborgen und verschleiert habe. Dieser Erstangeklagte ist offenbar Hubert H., eine Bestätigung der WKStA für den Namen gibt es nicht.

Geld an Gesellschaften und Privatstiftungen?

Das Geld stamme jedenfalls vom Eurofighter-Produzenten EADS und soll über Scheinverträge und die Briefkastenfirma Vector Aerospace an Gesellschaften und Stiftungen gegangen sein, die H. zugerechnet werden.

Der Zweitangeklagte – offenbar Wolf – wiederum soll bei der Verschleierung des Geldes behilflich gewesen sein. Er habe Teile davon in Form von Gold erhalten oder Gold darum gekauft. Das habe er in die Schweiz gebracht und bis zur Rückgabe an den Erstangeklagten verwahrt.

Schillernde Persönlichkeit: Siegfried „Sigi“ Wolf.
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Die Geschäfte von Hubert H. waren bereits vor vier Jahren Thema in einem Eurofighter-Untersuchungsausschuss des Nationalrats. Die Abgeordneten konfrontierten H. damals mit den Details der Geldflüsse.

H. war in den fraglichen Jahren neben seinem Job bei Magna auch für EADS tätig. Die Zahlungen will er für die Anbahnung von Gegengeschäften erhalten haben. 1,3 Mio. Euro gingen über eine Firma „Orbital“ an eine Gesellschaft namens „Inducon“.

5,5 Mio. Euro soll H. über die Gesellschaft „Domerfield“ bekommen haben. 3,7 Mio. Euro davon gingen an die „Calone“-Stiftung der Familie H. in Liechtenstein. Von der Stiftung seien dann 1,8 Millionen Euro in bar abgehoben und über die Grenze gebracht worden. „Das klingt sehr abenteuerlich“, merkte ein Abgeordneter im Ausschuss an.

Mit dem Einbringen der Anklage in Graz dürfte rund 20 Jahre nach dem milliardenschweren Eurofighter-Deal das nächste Verfahren vor der Tür stehen. Noch können beide Beschuldigte die Anklagen beeinspruchen. Die Sprecherin des Landesgerichts Graz kann daher auch noch keinen Prozesstermin nennen. Für Wolf und H. gilt die Unschuldsvermutung.

Siegfried „Sigi“ Wolf (65) ist eine schillernde Unternehmer-Persönlichkeit. Er machte Karriere im Magna-Konzern des Austrokanadiers Frank Stronach, er wurde dort Europa- und später internationaler Chef. 2010 wechselte Wolf nach Russland. Vor zwei Jahren übernahm er in Steyr (Oberösterreich) das Lkw-Werk der VW-Tochter MAN.

Eng waren Wolfs Kontakte zur Politik. Er war Aufsichtsratschef der damaligen Staatsholding ÖIAG. Später pflegte er ein gutes Verhältnis zu Sebastian Kurz (ÖVP). Der frühere Generalsekretär im Finanzministerium, Thomas Schmid, sprach vor der ­WKStA von Interventionen Wolfs in einem Steuerverfahren. Gegen Wolf laufen Ermittlungen, weil er der zuständigen Beamtin bei deren Karriere behilflich gewesen sein soll.

In der Geschichte der Eurofighter-Beschaffung tauchte Wolf erstmals 2001 auf. Als Magna-Chef hatte er gute Kontakte zu Daimler-Mercedes, damals Hauptaktionär des Luftfahrtkonzerns EADS. Dessen Chef wiederum soll ihn gebeten haben, den damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser zu einem Betriebsbesuch nach Bayern zu bringen.

Bisherige Prozesse in dem Gesamtkomplex endeten unterschiedlich. Im Juni 2022 wurden zwei Angeklagte vom Vorwurf der Untreue gegenüber EDAS freigesprochen – auch in ihrem Fall ging es um Geldflüsse über eine Briefkastenfirma. Rüstungslobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly hingegen fasste im September 2022 wegen Geldwäscherei sechs Monate bedingt aus.

Bereits im November 2020 eingestellt hat das Oberlandesgericht Wien ein Betrugsverfahren gegen die Eurofighter-Lieferanten, die zwischenzeitlich im Airbus-Konzern aufgegangen sind.