Umrüstung beschlossen

Nach TT-Forum im Zillertal: Landesregierung sagt Ja zur Wasserstoffbahn

Beim TT-Forum in Fügen wurde gestern Abend über die weiteren Schritte diskutiert, um die Zillertalbahn auf die Ökoschiene zu bringen. Auch die Vor- und Nachteile eines Wasserstoffantriebs wurden beleuchtet.
© Böhm Thomas

Die Zillertaler forderten am Montag bei TT-Forum konkrete Beschlüsse, damit die Zillertalbahn rasch auf Wasserstoffantrieb umgerüstet werden kann. Am Dienstag fasste die Landesregierung dazu den Grundsatzbeschluss.

Fügen – Zuletzt ging es politisch plötzlich ganz schnell: Am Montagabend diskutierten nämlich beim TT-Forum in Fügen im Zillertal der Vorstand der Zillertalbahn Helmut Schreiner, der Aufsichtsratsvorsitzende und Nationalratsabgeordnete Franz Hörl (ÖVP), Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ) sowie Universitätsassistent Peter Brandl, Experte für den öffentlichen Personennahverkehr und Dekarbonisierung, über die Umrüstung der Zillertalbahn auf Wasserstoff.

📽️ Videostream | Das TT-Forum in voller Länge

Wegen geschätzter Mehrkosten zwischen 80 und 180 Millionen Euro gegenüber einer Elektrifizierung der 32 Kilometer langen Strecke – gerechnet auf 30 Jahre – geriet die 2016 ausgerufene Vision von der „Wasserstoffregion Zillertal“ zuletzt ins Wanken. Und der Protest im Zillertal nahm zu.

Landesregierung beschließt Dekarbonisierung der Zillertalbahn

Am Dienstag erteilte schließlich die schwarz-rote Landesregierung den Auftrag zur Umrüstung der Zillertalbahn auf Wasserstoff. „Die Landesregierung bekennt sich zum Ausbau des gesamten öffentlichen Verkehrs im Zillertal mit dem Rückgrat Zillertalbahn sowie zu der Einführung eines innovativen, auf Brennstoffzellen und Wasserstoff beruhenden elektrischen, emissionsfreien Antriebes sowie der umweltfreundlichen und klimaschonenden Produktion des erforderlichen Wasserstoffs im Tal durch eigene Wasserkraft“, heißt es dazu.

Auf der 32 Kilometer langen Strecke der Zillertalbahn sollen jährlich 900.000 Liter Diesel eingespart werden.

Wasserstoffstrategie für das gesamte Zillertal

Gleichzeitig beauftragt die Regierung die Landesbaudirektion unter Einbindung sämtlicher relevanten Fachabteilungen des Landes mit der Ausarbeitung eines gesamthaften Konzepts zur Projektstruktur und Umsetzung. Zudem will die Landesregierung eine detaillierte Wasserstoffstrategie für das gesamte Zillertal erarbeiten, welche die Potenziale und konkrete Umsetzungsmöglichkeiten für den Einsatz von Wasserstoff – neben der Zillertalbahn – aufzeigt.

Die vom Verkehrsverbund gegründete Schienenfahrzeuge Tirol GmbH übernimmt im Wasserstoffkonzept eine zentrale Rolle. Sie wird eine Finanzierung ausarbeiten und den Ankauf der fünf Wasserstoffzüge bei der Schweizer Firma Stadler ausverhandeln. Die Kosten dafür betragen rund 100 Mio. Euro.

Mattle: "Braucht Mut für ein Pilotprojekt"

Für Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) ist es eine bewusste Entscheidung für Innovation. „Wir wissen, dass Innovationen auf den ersten Blick mehr Kosten als Standardprodukte verursachen und es bei neuen Wegen immer unbekannte Abzweigungen gibt. Am Ende überwiegen aber die Vorteile und das Zukunftspotenzial. Tirol muss beim Thema Wasserstoff Vorreiter werden. Dafür braucht es Mut für ein Pilotprojekt, um zu beweisen, wie viel Potenzial in Wasserstoff steckt.“

Auch LHStv Georg Dornauer zeigte sich von der Wasserstoffregion Zillertal und dem neuen Antrieb der Zillertalbahn überzeugt: :„Wir haben in Tirol beste Voraussetzungen für eine mutige und innovative Energiepolitik. Mit der Wasserkraft verfügen wir heute schon über eine saubere und zukunftsfähige Energiequelle. Diese Ausgangslage müssen wir nutzen. Durch die intelligente Integration von alternativen Kraft- und Brennstoffen wie dem Wasserstoff in unseren Energiemix, kann Tirol zu einem europaweiten Vorreiter werden und nicht nur von den positiven Umwelteffekten, sondern auch wirtschaftlich profitieren."

„Der Regierungsbeschluss ist der nächste Schritt bei der Dekarbonisierung der Zillertalbahn und legt die weiteren Handlungsschritte fest“, betont Landesrat René Zumtobel. Es gehe nun darum, die Lieferverträge für die Fahrzeuge zu finalisieren sowie den Instandhaltungsvertrag auszuschreiben. „Ein wesentlicher Schritt wird dann der Finanzierungsbeschluss sein, für welchen wir sicherlich die Unterstützung des Bundes benötigen“, nimmt Zumtobel die Bundesregierung unmissverständlich in die Pflicht.

Mitfinanzierung des Bundes angestrebt

Ob der Bund die Zillertalbahn über die üblichen 30 Prozent für Nebenbahnen hinaus fördern wird, ist jedoch noch fraglich. Das Land strebe eine Mitfinanzierung für das innovative Projekt der Wasserstoffbahn an. Die zuständigen Abteilungen der Landesverwaltung würden in Zusammenarbeit mit der Tiroler Landesregierung die Verhandlungen mit dem Bund zur Mitfinanzierung umgehend aufnehmen, heißt es.

„Wir wissen, dass Innovationen auf den ersten Blick mehr Kosten als Standardprodukte verursachen und es bei neuen Wegen immer unbekannte Abzweigungen gibt. Am Ende überwiegen aber die Vorteile und das Zukunftspotential. Dafür braucht es auch die Unterstützung des Bundes“, betonte LH Mattle.

Hörl: "Wichtiger Schritt der Politik"

Wirtschaftsbundobmann Franz Hörl drängte schon seit Monaten auf eine Entscheidung der Regierung. „Das ist jetzt ein wichtiger Schritt der Politik, auf den wir schon lange gewartet haben.“ (pn, TT.com)

Für Sie im Bezirk Schwaz unterwegs:

Angela Dähling

Angela Dähling

+4350403 3062