Augustin Grieninger bei Innsbrucker Abendmusik: Gefallen, die Gefallen fanden
Erst jüngst entdeckte Werke des Südtiroler Klostermusikers Augustin Grieninger wurden bei der Innsbrucker Abendmusik aufgeführt.
Innsbruck – Viel lässt sich über Augustin Grieninger nicht in Erfahrung bringen. Er wurde 1638 in Magreid an der Südtiroler Weinstraße geboren und starb 1692 in Oberbayern. Ein „Poetisches Leben Jesu“ hat er geschrieben und in Versen über König Salomons Zepter. Zeitgenössische Quellen weisen ihn aber nicht nur als „unermüdlichen Schriftsteller“ aus, sondern sie würdigen auch einen „berühmten Musiker“. Sein musikalisches Schaffen allerdings galt lange als verloren. Franz Gratl, Kustos der Musiksammlung der Tiroler Landesmuseen, hat sich auf die Suche gemacht – und wurde fündig. Unter anderem in Krakau.
In abenteuerlicher Archiv- und Detektivarbeit hat er drei Vokalwerke Grieningers aus verstreuten Quellen rekonstruiert. Im Rahmen der Innsbrucker Abendmusik kamen sie nun – 350 Jahre nach ihrer Entstehung – in der Innsbrucker Hofkirche zur Aufführung. In exquisiter Besetzung: Die Solisten Melanie Hirsch, David Feldman, Raphael Höhn und Dominik Wörner haben sich emotional ausdrucksstarke, ganz klar konturierte Wege durch die sakralen Stücke erarbeitet. Das Ensemble vita & anima um Abendmusik-Leiter Peter Waldner begleitete präzise. In den instrumentalen Intermezzi – durchwegs Kompositionen vom Matthias Kelz (1635–1695) – kam bisweilen in den Raum übergreifende Spielfreude auf.
Auch Augustin Grieningers Kompositionen erlauben sich – trotz der schmerzensreichen Texte, schon im Titel „Suspiria Mariana“ wird groß geseufzt – als verspielt und bisweilen beinahe italienische luftig. Der Komponist selbst übrigens verstand sich in dem, was an Geschriebenen überliefert wurde, aufs Tiefstapeln. Seine in Details originellen und im Ganzen kunstvoll-eingängigen Stücke habe er für im Musizieren ungeübte Klosterfrauen geschrieben. Als Gefallen. Sollte er Gefallen finden, werde er „ein wenig bedeutendere Werke“ folgen lassen. Die müssten jetzt nur noch gefunden werden.
Nah am Leben, nah an der Welt
Mit „Lebens – Bilder – Welten“ hat der künstlerische Leiter der Innsbrucker Abendmusik Peter Waldner das Programm der kommenden Konzertsaison überschrieben. Es soll den Blick weiten für das, was Alte Musik, als sie noch ganz zeitgenössische war, eben auch war: kunstvoller Ausdruck sozialer Energien nämlich, nah am Leben, nah an der Welt.
Acht Abokonzerte hat Waldner angesetzt. Den Auftakt macht am 15. Oktober im Haus der Musik das Concerto Stella Matutina mit „Wasserspielen“ von Händel und Teleman. Waldner selbst beschäftigen am 26. November in Hall Meisterwerke barocker Tastenmusik. Später stehen u. a. Streifzüge durch die Hansestadt Lübeck (28. Jänner) und die Gärten von Versailles (1. März) an. Die Orgel-Reise führt diesmal Anfang Mai in die Toskana. Das Programm im Detail: innsbrucker-abendmusik.at