Umgestürzte Bäume, Felsstürze, Straßen- und Bahnsperren: Unwetter hielten Tirols Einsatzkräfte in Atem
Gewitter mit Starkregen und Sturmböen hielten in der Nacht auf Mittwoch in Tirol die Feuerwehren auf Trab. Allein in Innsbruck gab es mehr als 70 Einsätze, tirolweit waren es rund 350.
Innsbruck – Umgestürzte Bäume, abgebrochene Äste und Wasserschäden hielten Dienstagabend und in der Nacht auf Mittwoch die Feuerwehren im ganzen Land auf Trab. Tirolweit gab es laut Feuerwehrsprecher Anton Wegscheider 350 Einsätze, 111 Feuerwehren mussten ausrücken. Besonders heftig wurden die Bezirke Schwaz mit 94 Alarmierungen und Imst mit 57 Einsätzen getroffen. Auch in den übrigen Bezirken hatte die Feuerwehr immer wieder zu tun – nur Reutte und Lienz blieben verschont.
Laut Wegscheider nahmen die Unwetter gegen 22 Uhr ihren Ausgang im Tiroler Oberland. Eine der Hauptaufgaben der Florianis bestand darin, wegen umgestürzter Bäume die verlegten Verkehrswege wieder zu befreien und zu säubern.
Bis Donnerstagfrüh könnten weitere Einsätze bevorstehen: Nach wie vor gilt Warnstufe „Orange", die zweithöchste Stufe der vierstufigen Skala. Vor allem ab Mittwochnachmittag ist wieder mit Unwettern samt Sturmböen und Starkregen zu rechnen.
Wetter beruhigt sich
Insgesamt 460 Unwetter-Einsätze in Tirol: Nacht auf Donnerstag ruhiger, Trinkwasser-Ausfälle in Roppen
Mehr als 70 Einsätze in Innsbruck
Um etwa 23 Uhr hat ein Gewitter mit starkem Sturm auch Innsbruck erreicht. Insgesamt wurden mehr als 70 Einsätze registriert, zog die Stadt Mittwochvormittag in einer Aussendung eine erste Bilanz. Dabei handelte es sich hauptsächlich um umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste, aber auch umgestürzte Bauzäune, Straßenschilder und Wasserschäden.
Ein besonders herausfordernder Fall ereignete sich auf der Höhenstraße, wo ein Wasserhydrant abgerissen wurde und eine erhebliche Menge Wasser austrat. Auch offen stehende Türen von Lebensmittelgeschäften wurden gemeldet. Verletzt wurde laut ersten Meldungen niemand. Sieben Freiwillige Feuerwehren, die Berufsfeuerwehr, Mitarbeiter der MÜG sowie der Leitstelle standen mit insgesamt 170 Personen im Einsatz.
„Seit den frühen Morgenstunden sind wir auch im Naturraum mit vier Trupps unterwegs, um umgestürzte Bäume von Forst- und Wanderwegen zu beseitigen und die Zugänge zu Almen und Bergbahnen freizumachen", so Vizebürgermeister Johannes Anzengruber. „Zudem wird der Wald begutachtet, um das Ausmaß von etwaigen flächendeckenden Windwürfen und den Gesamtschaden zu ermitteln."
📽️ Video | Unwetter sorgten für Schäden
Stromausfälle in Tirol
Wegen der Unwetter hatten auch die Störtrupps der Tinetz alle Hände voll zu tun. „Die ersten Störungen sind gegen 22 Uhr im Oberland aufgetreten. Seitdem waren unsere Servicemannschaften die ganze Nacht im Einsatz, um die Störstellen zu beseitigen und die Wiederversorgung durchzuführen“, zieht der zuständige Abteilungsleiter Christian Ammer eine erste Zwischenbilanz.
Zur Spitzenzeit waren rund 14.000 Netzkunden bei über 300 Stationen in 22 Gemeinden von Stromausfällen betroffen. Gegen 0.45 Uhr kam es zu einem Ausfall der beiden 110-kV Leitungen bei Kirchbichl. Dadurch waren die Umspannwerke Brixen und Hopfgarten betroffen. Zwischenzeitlich konnte eine Ersatzversorgung über die Mittelspannung hergestellt werden. Die Störstelle auf der 110kV Leitung wird derzeit noch lokalisiert und sollte im Laufe des Vormittags behoben werden.
Gegen 11 Uhr waren noch 236 Haushalte in vier Gemeinden (Kaunertal, Umhausen, Reith im Alpbachtal, Hopfgarten) von den Stromausfällen betroffen. Einen aktuellen Status gibt es HIER.
📽️ Video | Unwetter über Zirl
Gegenverkehr übersehen: Zwei Verletzte bei Unfall in Imst
Die durch Regen und Sturm getrübte Sicht dürfte gegen 22.15 Uhr zu einem Unfall auf der Tiroler Straße (B171) in Imst geführt haben. Laut Polizei wollte eine 25-Jährige ihr Auto in Richtung Autobahnzubringer lenken, darum blieb sie auf der Abbiegespur stehen. Als sie wieder losfuhr, übersah sie den entgegenkommenden Wagen eines 31-Jährigen und prallte dagegen. Beide Lenker zogen sich Verletzungen zu und mussten ins Krankenhaus Zams gebracht werden.
Baum stürzte unmittelbar vor Reisebus auf Inntalautobahn
Glück im Unglück hatten die 66 Insassen eines Reisebusses bei Münster. Der Bus war gegen Mitternacht auf der Inntalautobahn in Richtung Italien unterwegs, als kurz vor dem Parkplatz Münster Nord aufgrund des Sturmes mehrere Bäume umstürzten – einer davon landete unmittelbar vor dem Fahrzeug auf der Straße.
Die Windschutzscheibe wurde dadurch zerstört, der linke Außenspiegel beschädigt. Fahrer und Insassen blieben jedoch unverletzt. Unter Begleitung der Feuerwehr und der Polizei konnte der Bus noch auf den Parkplatz fahren.
Gerlos Bundesstraße bleibt auf unbestimmte Zeit gesperrt
Kurz nach Mitternacht kam es auch in Zell am Ziller, Gerlosberg und Hainzenberg zu einem heftigen Gewitter mit Starkregen und Sturmböen. Mehrere Bäume und Geröll stürzten unterhalb der Kirche Maria Rast auf die Gerlos Bundesstraße ( B 165). Zudem wurde ein Sicherungsnetz massiv geschädigt. Die B 165 bleibt bis auf weiteres für den gesamten Verkehr gesperrt, bestätigte das Land Tirol in einer Aussendung am Mittwoch.
Die Straßenmeisterei Zell am Ziller und Landesgeologe Roman Außerlechner machten sich am Vormittag ein Bild der Lage. „Aktuell laufen bereits die Aufräum- und Sicherungsarbeiten. Aufgrund des schwierigen Geländes müssen die umgefallenen Bäume mitunter per Hubschrauber aus dem Bereich geflogen werden. Erst anschließend kann das Steinschlagnetz saniert und die Straße wieder für den Verkehr freigegeben werden“, so Außerlechner. Wie lange die Aufräum- und Sicherungsarbeiten andauern, könne aktuell nicht eingeschätzt werden.
Eine örtliche Umleitung besteht nur für Einsatzfahrzeuge sowie für dringende Einzelfahrten bis 3,5 Tonnen. Der Urlauberverkehr muss großräumig über Mittersill (Salzburg) ausweichen.
Felsbrocken traf Wohnhaus, Brucker Straße bei Reith gesperrt
Gegen 1 Uhr Früh kam es aufgrund des Unwetters zu einem Felssturz in Reith i. A. Dabei wurde ein Wohnhaus von mehreren Felsbrocken getroffen und beschädigt. Mehrere Felsbrocken stürzten außerdem auf die Brucker Straße (L 294). Aufgrund möglicher weiterer Felsstürze wurde ein Gebäude evakuiert und die Straße zwischen St. Getraudi und Bruck am Ziller in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Personen kamen keine zu Schaden.
Laut Land Tirol dürfte die Straßensperre voraussichtlich bis Donnerstagvormittag anhalten, aktuell beurteilt die Landesgeologie die Lage. Die Gemeinde Bruck am Ziller ist über den Ortsteil Imming erreichbar.
Zugstrecke zwischen Salzburg und Kufstein wieder offen
Wegen Unwetterschäden waren zwischen Salzburg Hbf und Kufstein (DB Korridor) vorübergehend keine Fahrten möglich. Gegen 10.30 Uhr konnte die Sperre aufgehoben werden.
Die Mittenwaldbahn war aufgrund umgestürzter Bäume bei Innsbruck/Allerheiligen blockiert. In der Reichenauerstraße war die IVB-Straßenbahnlinie unterbrochen, informierte der für die Sicherheit und für das Feuerwehrwesen in Innsbruck zuständige Vizebürgermeister Anzengruber in einem ersten Lagebericht.
Streckensperre der Bahn bei Imst-Pitztal aufgehoben
Wegen einer Oberleitungsstörung waren zwischen Imst-Pitztal Bahnhof und Schönwies bis 8.15 Uhr keine Fahrten möglich. Für die S-Bahnen und den Regionalverkehr wurde ein Schienenersatzverkehr zwischen Landeck-Zams Bahnhof und Imst-Pitztal Bahnhof eingerichtet. Die Reisezeit verlängerte sich dadurch bis zu 120 Minuten. Die Sperre ist inzwischen aufgehoben.
Auch Südtiroler Einsatzkräfte gefordert
Bis spät in die Nacht waren auch die Feuerwehren in Südtirol unterwegs. Sie berichteten von rund 50 Einsätzen von Wasser in Wohnungen und Garagen über Rauchentwicklungen nach Blitzschlägen bis zu kleineren Überschwemmungen. Außerdem gingen große Hagelkörner nieder. Am stärksten betroffen war laut Landesfeuerwehrverband das Eisacktal.