Apotheker kritisieren Vorstoß

Ärztemangel: Kammer trommelt für Hausapotheken in Praxen

Die Ärztekammer fordert erneut Hausapotheken für neue Arztpraxen. (Symbolfoto)
© IMAGO/Florian Gaertner/photothek.de

Wien – Die Ärztekammer (ÖAK) plädiert für liberalere Regeln bei Hausapotheken. Die Standesvertretung meint, darin ein alternatives Rezept gegen den Ärztemangel gefunden zu haben. Die Ärztekammer untermauert ihr Begehren mit einer Studie. Demnach würde durch finanzielle Anreize auch die Zahl der niedergelassenen Praxen um 400 steigen, hieß es.

Im Schnitt wurden laut der Untersuchung im vergangenen Jahr 10.000 Einwohner und Einwohnerinnen von 2,6 Apotheken versorgt. Damit sei das Verhältnis geringer als in Deutschland. Diese „Lücke“ könnte durch Hausapotheken gefüllt werden. Insgesamt fehlten in Österreich 570 Apotheken.

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Kritikpunkte sind aber auch die Wartezeiten und beschränkten Öffnungszeiten der Apotheken. Auch Bereitschaftsdienste seien aufgrund der längeren Wege keine Lösung. Finanziell wäre eine Änderung den Apotheken zumutbar, meint Studienautor Andreas Kreutzer. Für die Ärztekammer bedeutet dies, ein weiteres Mal die Hausapotheken für neue Praxen zu fordern. Beschere der Betrieb einer solchen dem niedergelassenen Arzt oder der Ärztin doch ein Zusatzeinkommen von etwa 30.000 Euro vor Steuer. Das könnte das Interesse wecken, eine Arztpraxis am Land zu eröffnen.

„Es geht uns wirklich primär um die Versorgung der Patienten, es geht nicht ums Geld“, meinte ÖÄK-Vizepräsident Edgar Wutscher zur Intention. „Wir wollen das System im Sinne der Bevölkerung verbessern.“ Silvester Hutgrabner, Leiter des Referats für Hausapotheken und Medikamentenangelegenheiten in der Kammer, betonte, dass man „überhaupt keine Apotheken wegbringen“ wolle. „Es können ja auch Hausapotheken neben öffentlichen Apotheken bestehen.“

Es geht uns wirklich primär um die Versorgung der Patienten, es geht nicht ums Geld.
ÖÄK-Vizepräsident Edgar Wutsche

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hatte sich bereits im Vorfeld eher dagegen ausgesprochen. „Das zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht“, sagte er. „Ich höre die Botschaft, aber erkenne die Absicht dahinter. Es sind alle Vorschläge herzlich willkommen im Zuge dieser Gesundheitsreform, aber sie sollten nicht in erster Linie davon getrieben sein, das eigene Einkommen zu erhöhen.“ Laut einer Untersuchung zu den Ärzteeinkommen würde diese Maßnahme den Medizinern ein Umsatzvolumen von 70.000 Euro pro Jahr bescheren. „Das dürfte dann wohl der Treiber sein.“

Alle Vorschläge sind herzlich willkommen, sie sollten aber nicht in erster Linie davon getrieben sein, das eigene Einkommen zu erhöhen.
Gesundheitsminister Johannes Rauch

Auch die Apothekerkammer, mit der die Ärztekammer nicht zuletzt wegen dieser Debatte seit Jahren im Clinch liegt, findet die Forderung nach mehr Hausapotheken „unglaubwürdig“. Die Studie basiere auf falschen Daten, fehlerhaften Berechnungen und bringe zentrale Begrifflichkeiten des Arzneimittelrechts durcheinander, hieß es. Autor Kreutzer verteidigte diese. Die Berechnungen basierten auf Zahlenmaterial der Statistik Austria.

Erstellt wurde die Studie durch das Beraternetzwerk Kreutzer Fischer & Partner auf eigene Kosten, wie Kreutzer betont, die Ärztekammer habe sich aber finanziell beteiligt. (TT.com, APA)