💡 Darauf muss man achten

Gut zu wissen: So erkennt man, ob ein Gütesiegel vertrauenswürdig ist

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Nicht jedes Gütezeichen spricht für Qualität. Manche sind sogar schlecht für die Umwelt. Wir haben nachgefragt, worauf man als Konsumentin oder Konsument achten sollte.

Innsbruck – Die Menge an Gütesiegeln, die einen „guten“ Konsum versprechen, hat in den vergangenen Jahren relativ unübersichtliche Ausmaße erreicht. Doch nicht jedes Gütezeichen ist vertrauenswürdig. Manche sind sogar kontraproduktiv, wenn es um den Nutzen für die Umwelt geht. Die TT hat bei Greenpeace nachgefragt, worauf man als Konsumentin oder Konsument achten sollte:

❓ Welche rechtlichen Unterschiede sollte ich als KonsumentIn kennen?

Die globalisierte Warenproduktion ist intransparent. Um KonsumentInnen die Möglichkeit zur Orientierung zu geben, sind Gütezeichen prinzipiell eine gute Idee: Unabhängige Einrichtungen überprüfen, ob Unternehmen in ihrer Produktion gute Umwelt- und Menschenrechtsstandards einhalten. Doch die Sache hat einen Haken: Im Vergleich zu Gütesiegeln, die behördlich anerkannt und rechtlich geregelt sind, basieren Gütezeichen auf Kriterien, die private Organisationen erstellen und kontrollieren. Dabei gibt es auf internationaler Ebene keine rechtlichen Rahmenbedingungen für Gütezeichen.

❓ Wer vergibt die Gütezeichen?

Gütezeichen können von unabhängigen Laboren, von Staaten, von Forschungsinstituten, aber auch von Unternehmen selbst gegründet werden. Dieser fehlende gesetzliche Rahmen hat dafür gesorgt, dass der Markt der Gütezeichen immer unübersichtlicher wurde – sowohl qualitativ als auch quantitativ. Mittlerweile gibt es über 460 internationale Gütezeichen, die in etwa 200 Ländern operieren.

❓ Wo kann ich mich als Konsument informieren?

Um zu erkennen, ob ein Produkt wirklich umweltfreundlich und sozialverträglich produziert wurde, ist es wichtig, das aufgedruckte Gütezeichen genauer unter die Lupe zu nehmen. Vor allem internationale Zertifizierungen, die maßgeblich von der Industrie angetrieben werden, sind kritisch zu betrachten, wie zum Beispiel RSPO (Roundtable on Sustainable Palmoil*), FSC (Forest Stewardship Council) und PEFC (Pan European Forest Certification).

Wir fordern ein starkes EU-Lieferkettengesetz für hohe Umwelt- und Sozialstandards, verbindliche Vorgaben für Langlebigkeit und ein Verbot für Nachhaltigkeits-Behauptungen, die nicht über die gesetzlichen oder marktüblichen Vorgaben hinausgehen und nicht durch unabhängige Audits kontrolliert werden.
Jasmin Dregger, Greenpeace-Sprecherin

❓ Was ist der Unterschied zwischen einem Gütesiegel und der CE-Bewertung eines Produktes?

Die CE-Bewertung gibt nur an, ob ein Produkt den geltenden Gesetzen in der EU entspricht. Die Bewertung ist primär für Exportwaren gedacht und wird überwiegend bei Non-Food-Produkten verwendet. Die damit bewerteten Produkte entsprechen gesetzlichen Regelungen, z. B. den geltenden Schadstoffgrenzwerten bei Spielzeug oder Möbeln. Die CE-Bewertung ist jedoch kein Gütesiegel oder -zeichen.

❓ Wer vergibt Gütesiegel bzw. Qualitätssiegel in Österreich?

Es gibt einige wenige staatlich geregelte Gütesiegel in Österreich, wie etwa das Österreichische Umweltzeichen oder AMA. Ein paar Zeichen basieren auf einer gesetzlichen Grundlage, wie etwa „ohne Gentechnik hergestellt”. Die meisten anderen Gütezeichen in Österreich werden privat vergeben bzw. basieren auf einem privaten Standard wie etwa Donausoja. Viele private, österreichische Zeichen sind jedoch, im Gegensatz zu vielen globalen Standards, unabhängig kontrolliert und daher trotzdem vertrauenswürdig.

Besonders auffallend ist, dass das Hauptproblem der Warenproduktion – die riesige Produktionsmenge, schnelllebige Trends, Kurzlebigkeit von Produkten – von vielen Gütezeichen fast überhaupt nicht berücksichtigt wird. Dabei sind gerade Entschleunigung und Langlebigkeit die zentrale Beiträge zum Ressourcenschutz. Die wichtigste Empfehlung für KonsumentInnen ist deshalb ganz unabhängig von Gütezeichen: weniger zu kaufen, auf Langlebigkeit zu achten, Güter zu reparieren, zu tauschen und statt neue Waren auch Second Hand einzukaufen

Südwind-Gütesiegel-Check

  • Einen Überblick in das aus Siegeln, Zertifikaten, Titulierungen oder sonstigen Merkmalen bestehende Sammelsurium, das Produkte oder Produktionsprozesse als „nachhaltig" kennzeichnen will, versucht der Südwind-Gütesiegel-Check zu bieten.
  • Die Label wurden nach deren Gründungsinitiative, Zielgruppe und die Untersparten Qualitätssiegel, Eigenmarken von Unternehmen, Unternehmens- sowie Multi-Stakeholder-Initiativen unterteilt. 40 davon wurden dann per Ampelbewertung in den drei Kategorien „Ökologie", „Soziales" und „Transparenz und Wirksamkeit" bewertet. Am Ende waren es neun Siegel und Initiativen, die in mindestens einer Kategorie mit dem Maximum „anspruchsvoll" (grün) bewertet wurden, vier Siegel erhielten in mindestens einer Kategorie hingegen die schlechteste Wertung „mangelhaft" (rot).
  • Südwind hat in Kooperation mit der NGO Global 2000 und der deutschen Romero Initiative (CIR) ein 127-Seiten umfassendes Booklet erstellt, die darin enthaltenen Ergebnisse können auch direkt beim Einkauf in Form eines Online-Tools abgerufen werden.

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