Muren und Überflutungen

Erneut schwere Unwetter in Tirol: Brücke mitgerissen, 17 Wanderer von Alm gerettet

Mehrere Muren – wie hier im Stubaital – gingen am Feiertag in Tirol ab.
© zeitungsfoto.at/Liebl Daniel

In Kirchbichl stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto. Im Stubaital waren die Einsatzkräfte gefragt, es kam zu mehreren Einsätzen. Zu Vermurungen kam es im Pitztal und im Kaunertal. Schwer getroffen wurde auch Südtirol.

Neustift, Kaunertal, Kirchberg, Fulpmes, St. Leonhard i. P. – Am Dienstagnachmittag zogen wieder schwere Unwetter über Tirol und führten zu Murenabgängen und Hangrutschungen. Im Stubaital hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun.

Am Mischbach kam es am Dienstagabend in Neustift zu Vermurungen und Verklausungen. Die Ranalter Straße musste deswegen vorübergehend gesperrt werden. Der Finstertalbach trat nach Verklausungen über die Ufer. Das mitgerissene Material verlegte die Gemeindestraße. In den Keller eines Hotels trat Wasser ein. Die Feuerwehr Neustift musste das Schmutzwasser abpumpen.

Im Bereich des Sulzenau Parkplatzes wurde die Gletscherstraße verlegt. Der Staßendienst der Stubaier Gletscherbahn konnte die Fahrbahn räumen.

Gruppe musste von Alm gerettet werden

17 Personen gerieten im Bereich der Oberiss-Alm im Oberbergtal in die Gewitterfront. Aufgrund des Starkregens konnten sie nicht mehr selbständig den Oberrissbach überqueren, berichtet die Polizei. Sie wurden von der Bergrettung Neustift sowie der Feuerwehr Neustift sicher ins Tal gebracht. Verletzt wurde niemand.

In Fulpmes wurde nach einem heftigen Gewitter die Brücke über den Omesbach von Wassermassen weggerissen. Menschen kamen nicht zu Schaden. Der Starkregen sorgte auch in der Gemeinde Neustift für einen Einsatz der Feuerwehr.

Fahrendes Auto von Baum getroffen

Großes Glück hatte die Insassen eines Autos in Kirchbichl: Ein 18-jähriger Österreicher lenkte das Fahrzeug auf der Tiroler Straße in westliche Richtung, als aufgrund eines schweren Unwetters ein Baum umstürzte und das Dach des Wagens traf. Lediglich der Lenker des vollbesetzten Fahrzeuges zog sich eine leichte Verletzung zu. Am Pkw entstand schwerer Sachschaden.

Im Gemeindegebiet von Neustift kam es nach starkem Regen zu einem Erdrutsch.
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Mure ging auf Kaunertaler Gletscherstraße ab

Gegen 15 Uhr ging eine Mure auf Höhe der „Rödgarten“-Rinne auf die Kaunertaler Gletscherstraße ab. Fahrzeuge oder Personen wurden nicht verschüttet. Rund vier Stunden später war die Straße geräumt. Die Autos, die sich hinter der Mure befunden hatten, konnten passieren.

Laut Polizei wurde die Straße anschließend ab der Wolfskehre bis zur Gletscherbahn wieder für den gesamten Fahrzeugverkehr gesperrt. Wie lange die Sperre aufrecht bleibt, war vorerst nicht bekannt.

Bis in den Abend wurde im Stubaital aufgeräumt.
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Mure im hinteren Pitztal

Am Dienstag, kurz vor 16 Uhr, schreckte nach ersten kräftigen Regenschauern eine Leitstellenmeldung die Feuerwehr- und Einsatzkräfte im Pitztal: Bei Mittelberg sei eine Mure abgegangen, möglicherweise seien zwei Personen involviert. Auch Feuerwehr-Abschnittskommandant Christian Melmer machte sich auf den Weg.

Die Unglücksstelle befindet sich am Fahrweg zwischen der Gletscherexpress-Talstation in Mittelberg und der Gletscherstube, etwas taleinwärts ins Mittelbergtal. Kurz vor 17 Uhr konnte Melmer schon Entwarnung geben: Die Mure sei nicht besonders groß, man habe mit dem Hubschrauber das Gelände abgeflogen und keine Beteiligung von Personen feststellen können.

Im Unterland wurde die Partie der tt.com Regionalliga Tirol zwischen Ebbs und St. Johann abgesagt. Der Grund: Zu viel Wasser am Platz.

Überschwemmungen und Muren auch in Südtirol

Ein Bild der Zerstörung zeigte sich auch in Teilen Südtirols. Hintermartell, Sulden, Gadertal, Lüsen, Pflersch und das Ahrntal waren besonders stark von den Unwettern betroffen. In diesen Gebieten kam es zu Vermurungen und Überschwemmungen.

Im oberen Vinschgau verwandelte sich laut stol.it der Rosimbach in Sulden in ein reißendes Gewässer, das mehrere Brücken zerstörte. Mehrere Personen mussten aus dem Gebiet gerettet werden. In Kasern in Prettau wurde die Kehrer Alm von der Ahr überschwemmt. Die Personen, die sich auf der Alm befanden, wurden vorsorglich von der Feuerwehr evakuiert.

📽️ Video | Kehrer Alm in Kasern überschwemmt

Im Zuge der Gewitter wurden laut Landesmeteorologe Dieter Peterlin insgesamt rund 1700 Blitze in Südtirol registriert. Verletzt wurde niemand, die Schäden seien noch nicht zu beziffern.

Unwetter tobte auch in Salzburg

In Rauris im Pinzgau ist am Dienstagabend eine Mure auf die Rauriser Landesstraße abgegangen. Die Straße wurde im Ortsteil Bucheben verschüttet und auf einer Länge von 400 Metern gesperrt. Auch in Mittersill kam es zu mehreren Einsätzen. Die örtliche Feuerwehr wurde am Dienstagnachmittag alarmiert, weil es auf der Felbertauernstraße zu Verklausungen gekommen ist.

Gewitter mit Sturmböen hielten am Dienstag auch die Wasserrettungen im Flachgau auf Trab. Der Landesverband meldete zahlreiche Einsätze, verletzt wurde niemand. Am Obertrumersee mussten Boote abgeschleppt werden. Hier stand die Wasserrettung Seeham im Einsatz. Am Wolfgangsee galt ein Ruderboot samt Besatzung als vermisst. Die Wasserrettung St. Gilgen am Wolfgangsee und die Freiwillige Feuerwehr St. Wolfgang konnten nach einer Suchfahrt am See sowohl Boot als auch Besatzung wohlauf auffinden.

116 Feuerwehren in Oberösterreich im Einsatz

In Oberösterreich waren 116 Feuerwehren bei rund 90 Einsätzen gefordert. Vor allem in den Bezirken Braunau, Vöcklabruck, Gmunden und Kirchdorf hatten sie zu tun. Am Attersee und am Mondsee mussten Boote geborgen werden, am Irrsee kenterte ein Segelboot. Die Segler konnten sich unverletzt ans Ufer retten, berichtete das Landesfeuerwehrkommando am Mittwoch.

In Unterach und Buchenort am Attersee kam es zu Überflutungseinsätzen, Murenabgängen und Hangrutschungen. Aufgrund eines Hangrutsches mussten in Buchenort rund 40 Gäste eines Lokals evakuiert werden. In Unterach geriet ein Elektro-Auto in Brand. Es wurde in einem Wasserbad gelagert, um das Feuer optimal bekämpfen zu können.

In Oberwang und Altmünster schlug der Blitz in ein Gasthaus und ein Haus ein, es kam zu keinen Bränden und blieb bei Sachschäden. Die meisten Einsätze betrafen Verkehrswege, die durch umgestürzte Bäume blockiert waren, Vermurungen von Straßen und das Auspumpen von Kellern. Außerdem galt es nach Stromausfällen einige Personen aus steckengebliebenen Aufzügen zu befreien. (TT.com)

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