Conference League

Austria scheitert nach Krimi an Legia, Rapid bleibt im Rennen

Austria-Spieler rund um Tormann Christian Früchtl.
© GEORG HOCHMUTH

Die Austria schied trotz eines 1:2 Erfolgs im Hinspiel gegen Legia Warschau in der dritten Runde der Conference-League-Qualifikation aus. Die Polen setzten sich gegen die Veilchen im Rückspiel am Donnerstag mit 5:3 durch, wobei der entscheidende Treffer in der letzten Minute fiel.

Wien – Rapid hat das Play-off um die Fußball-Conference-League erreicht. Nach dem 0:0 im Drittrunden-Qualifikationshinspiel ließen die Wiener am Donnerstag in Debrecen ein souveränes 5:0 (2:0) folgen. Dank Toren von Matthias Seidl (15.), Oleksandr Romantschuk (43./Eigentor), Marco Grüll (51.), Guido Burgstaller (72.) und Ante Bajic (90.) bleibt Rapid im Rennen um die UEFA-Geldtöpfe. Als letzte Hürde vor der Gruppenphase wartet nun aber der italienische Vorjahresfinalist Fiorentina.

Das Hinspiel in Wien steigt schon in der kommenden Woche. Rapid war nach Tagen der grassierenden Sommergrippe im Osten Ungarns mit Personalsorgen angekommen. Nicolas Kühn und Patrick Greil standen Trainer Zoran Barisic deshalb nicht zur Verfügung. Moritz Oswald durfte sich auf der für ihn unbewohnten Rechtsaußen-Position versuchen. Auf links war Grüll wieder fit.

Die gut 1000 mitgereisten Rapid-Fans bezogen hinter Goalie Niklas Hedl Position. Und sahen den Ball zunächst oft nur aus der Ferne. Denn ihre Mannschaft attackierte früh und kam in der Anfangsphase ein ums andere Mal zu hohen Ballgewinnen. Nach einem solchen fiel das 1:0. Seidl fing einen ungarischen Rückpass ab und ließ Goalie Balazs Megyeri mit einem präzisen Abschluss ins kurze Eck keine Chance (15.). Die Gäste-Führung hatte sich abgezeichnet.

© APA/EVA MANHART

Kuriose Schiedsrichter-Entscheidungen

Das Wiener Anfangsfurioso verstummte aber mit der Führung. Das Duell verlor sich im Geplänkel mit teils kuriosen Schiedsrichterentscheidungen. Nach 34 Minuten hatte der nordmazedonische Referee Aleksandar Stavrev viermal Gelb gezückt - alle vier gingen an Rapid. Sein Assistent an der Linie hob in der 32. Minute entscheidend den Arm, Debrecen-Stürmer Dorian Babunski hatte eine Freistoßflanke aus Abseitsposition über die Linie bugsiert.

Der Drittplatzierte der ungarischen Vorsaison präsentierte sich offensiv völlig harmlos und patzte defensiv entscheidend: Burgstaller düpierte an der Torauslinie Rechtsverteidiger Erik Kusnyir und beim folgenden Stanglpass zwang Grüll im Zentrum Oleksandr Romantschuk zum Eigentor (43.).

Die Vorentscheidung fiel früh in Hälfte zwei. Ein Einwurf von Thorsten Schick und ein Pass von Roman Kerschbaum reichten, damit Grüll aufs Tor ziehen konnte und Goalie Megyeri zum 3:0 umkurvte (51.). Selbst der zuvor noch zurückhaltende Barisic klatschte ob der an den Tag gelegten Effizienz seiner Elf gelöst mit seinem Betreuerstab ab.

Trotz Verwaltungsmodus legte Rapid gegen die in der Club-Rangliste der UEFA um 192 Plätze schlechter platzierten Ungarn noch einmal nach: Ein Stangenschuss von Oswald prallte von Megyeris Rücken kommend Burgstaller vor die Füße (72.). Im Anschluss wurden Vielspieler geschont und vorbelastete Akteure ersetzt. So kam etwa Maximilian Hofmann anstelle von Leopold Querfeld zu seinem Comeback nach langwieriger Hüftverletzung. Und der eingewechselte Bajic freute sich nach Seidl-Vorarbeit über sein Premierentor in Europacup (90.).

Austria scheiterte gegen Legia in 100. Minute

Andreas Gruber (FK Austria Wien) und Reinhold Ranftl (FK Austria Wien) nach dem Tor zum 3:4.
© GEORG HOCHMUTH

Für die Austria sind die internationalen Auftritte in dieser Saison beendet. Die Wiener mussten sich am Donnerstag im Drittrunden-Rückspiel der Conference-League-Qualifikation daheim gegen Legia Warschau nach einem dramatischen Finish mit 3:5 (0:2) geschlagen geben. Ein Tor von Reinhold Ranftl in der 96. Minute rettete die Austria nicht in die Verlängerung, weil Ernest Muci in der zehnten Minute der Nachspielzeit noch einmal für Legia traf.

Die Austria musste nach dem 2:1 in Warschau vor einer Woche eine bittere Niederlage einstecken. Nach 0:3-Rückstand beförderte Andreas Gruber die Austria per Doppelpack (69., 82.) zwischenzeitlich in die Verlängerung. Legia legte vor 10.288 Zuschauern durch Tore von Juergen Elitim (39.), Marc Gual (45.), Tomas Pekhart (58.) und Maciej Rosolek (87.) aber immer vor. Austrias Aleksandar Jukic kassierte im Finish nach einem Kopfstoß gegen die Brust seines Gegenspielers völlig unnötig die Rote Karte (89.).

Michael Wimmer schritt nach kräfteraubenden Minuten wie seine Schützlinge gezeichnet vom Feld. Der Austria-Coach hatte auf Bewährtes gesetzt, ließ Kapitän Manfred Fischer wieder auf der Bank. Bis auf den in Polen verletzt ausgefallenen Tin Plavotic begann jene Elf aus dem Hinspiel. Erneut musste die Austria jedoch einen frühen Ausfall wegstecken: Marvin Potzmann zwickte schon nach drei Minuten der Oberschenkel, Manuel Polster ersetzte ihn links außen.

1500 Legia-Fans vor Spiel von Polizei gestoppt

Bei den Gästen fiel vorerst ein leerer Auswärtssektor auf. Die in einem Fanmarsch Richtung Stadion gezogenen Polen strömten erst eine knappe Viertelstunde vor Anpfiff langsam herein. Die rund 1500 Legia-Anhänger waren von der Polizei angehalten worden, ein Transparent wurde angeblich beanstandet.

Wimmer hatte angekündigt, den Vorsprung nicht nur verwalten zu wollen. Sein Team begann forsch, als sich die Legia-Fans nach einer halben Stunde erstmals Gehör verschafften, hatte sich deren Team jedoch eine Überlegenheit erarbeitet. Die Austria brachte sich mit Patzern im Spielaufbau oft in Bedrängnis. Gruber deutete mit einem Abschluss am langen Eck vorbei zwar erste violette Torgefahr an (38.), in den folgenden Minuten bis zur Pause schlug Polens Vizemeister aber noch doppelt zu.

Beim 0:1 schnappte die Abseitsfalle nicht zu, die folgende Flanke landete vor den Füßen von Elitim, der Christian Früchtl mit einem Knaller aus der Distanz keine Chance ließ. Die Austria hätte die Antwort geben können, James Holland traf nach einem Eckball per Kopf die Latte (41.). Statt 1:1 stand es kurz vor Pausenpfiff 0:2 aus Austria-Sicht. Matthias Braunöder ließ sich im Mittelfeld den Ball abluchsen, Gual drückte die Hereingabe am langen Eck über die Linie.

Personell unverändert ging es nach Seitenwechsel weiter. 13 Sekunden waren gespielt, als Früchtl mit den Fingerspitzen das 0:3 verhinderte. Die Austria warf nun mehr nach vorne, sah gegen die resolut agierenden Gäste aber in den Zweikämpfen wenig Land. Nach nicht einmal einer Stunde folgte der nächste Nackenschlag: Legia spielte einen Konter wie aus dem Bilderbuch, Pekhart vollendete.

Gruber hielt die Austria am Leben. Der Angreifer setzte entscheidend nach und vollendete nach Doppelpass mit Dominik Fitz unter die Latte. Durch Violett ging ein Ruck, Legia schien nicht unverwundbar. Mit Alexander Schmidt kam noch ein echter Mittelstürmer für Muharem Huskovic. Der Neuzugang war kaum dabei, jubelte die Austria erneut. Fitz fand mit einem Zuckerpass Gruber, der mit Gefühl vollendete.

Die Austria witterte Höhenluft, agierte defensiv aber weiter entscheidend unachtsam. Der eingewechselte Rosolek konnte im Zentrum abschließen. Trotz Jukic' Kurzschluss raffte sich die Austria noch einmal hoch, Ranftl verwertete einen Querpass des aufgerückten Johannes Handl. Die Abwehrpatzer summierten sich jedoch im entscheidenden Gegentor. Muci ließ Sekunden vor dem Abpfiff nach einem hohen Ball mit einem Trick die ganze Hintermannschaft aussteigen und Früchtl erneut keine Chance. (APA)