Sensationsfund

Bei ÖBB-Bauarbeiten gefundener Goldschatz ist „eine große Sensation“

Der fünfteilige Goldschatz galt als Highlight der Ausgrabungen.
© GEORG HOCHMUTH

In den Jahren 2019 und 2020 wurde im niederösterreichischen Erbreichsdorf eine spätbronzezeitliche Siedlung ausgegraben – darunter auch ein Goldschatz. Dieser ist nun im Naturhistorischen Museum Wien zu bestaunen.

Wien – Ein einzigartiger Goldschatz aus der späten Bronzezeit glänzt seit gestern im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien. Archäologen bargen den Fund in Ebreichsdorf (NÖ) 2019 und 2020, nachdem ein Linienausbau der ÖBB prähistorische Objekte im Gebiet offenbarte. Bei einer Pressekonferenz am Freitag präsentierte das NHM offiziell die restaurierten Objekte, bis Sonntag (20. August) soll sie eine Konferenz anhand neuester Urzeit-Forschung kontextualisieren.

Seit 2019 untersuchten Archäologen ganze 70.000 Quadratmeter Fläche in Ebreichsdorf und konnten so eine spätbronzezeitliche Siedlung, die circa 3000 Jahre alt sein soll, freilegen. Als Highlight der Ausgrabung galt ein fünfteiliger Goldschatz – darunter eine in Mitteleuropa einzigartige Goldschale. Die goldenen Artefakte wurden inzwischen durch das Bundesdenkmalamt restauriert und gingen am Freitag offiziell per Schenkungsvertrag durch die ÖBB an das NHM über.

Teil des Schatzes ist auch diese in Mitteleuropa einzigartige Goldschale.
© GEORG HOCHMUTH

Als sich bei Ausbauarbeiten der Pottendorfer Linie abzeichnete, dass sich wertvolle Artefakte unter der Erde befinden könnten, gaben die ÖBB eine archäologische Untersuchung durch die Novetus GmbH in Auftrag. Die bronzezeitlichen Schätze seien für die ÖBB überraschend gekommen, so Infrastruktur-Vorständin Judith Engel, und sind daher "für uns jedenfalls eine große Sensation".

Bedeutende Funde

Zum Schatzkomplex zählen neben der Goldschale mehrere goldene Drähte und Fäden, die als Fragmente einstiger Schmuck- und Kleidungsstücke gedeutet werden. Die Schale könnte für die Forschung vor allem dank ihres Fundortes von Relevanz sein, denn bisher wurde noch kein Objekt dieser Art in Mitteleuropa gefunden. Zugleich dürfte das Gold laut Karina Grömer, Direktorin der Prähistorischen Abteilung im NHM Wien, aus der circa 400 Kilometer entfernten Böhmischen Masse stammen und so von prähistorischem Handel zeugen.

Bei den goldenen Drähten dürfte es sich um Fragmente von Schmuck- und Kleidungsstücken handeln.
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Darüber hinaus seien solche Goldobjekte Zeugnis "der Beziehung zwischen Mensch und Mensch" sowie Mensch und Ressource, so die Forscherin, und brächten Erkenntnisse zu Fragen wie "Wie wird Wissen transferiert?" oder "Wie zeigen Menschen ihre Identität und ihren Status?". Für Bundesdenkmal-Präsident Christoph Bazil sei außerdem wichtig, die Funde durch das NMH einem großen Publikum zu präsentieren, um unser "kulturelles Erbe" zu wahren.

Die Objekte werden laut Grömer nun das zentrale Ausstellungsstück im Goldkabinett des NHM bilden. Über das Wochenende finden Vorträge im Rahmen des NHM-Symposiums "The Gold Treasure of Ebreichsdorf" statt, und Besucher können zukünftig die rund hundertseitige Publikation "Die Geschichte des Goldfundes von Ebreichsdorf" erwerben. (APA)

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