15 Jahre nach Lehman-Pleite: „Banken besser aufgestellt“
Vor 15 Jahren ist die US-Bank Lehman Brothers in den Konkurs geschickt worden. Das hat eine globale Krise ausgelöst.
Wien – Als am 15. September 2008 Lehman Brothers Insolvenz anmeldete, schickte dies Schockwellen rund um den Globus und löste eine veritable Banken- und schlussendlich eine Finanzkrise aus. In Europa musste sogar Griechenland vor dem Bankrott gerettet werden. So eine Krise wie damals drohe heute nicht mehr, sagen Bankexperten. Zu stark wurden Kontrollen und Regulierung der Banken ausgebaut. Grundsätzlich könne man aber Krisen nicht ausschließen.
„Wir haben absolut aus Lehman etwas gelernt“, sagt Wifo-Experte Thomas Url und verweist unter anderem auf die wesentlich höheren Kapitalvorgaben für heimische Banken, aber auch auf zweijährliche Stresstests für systemrelevante Banken. In der EU seien mehrere Institutionen zur Kontrolle von Finanzinstituten geschaffen worden, darunter das „Finanzmarktstabilitätsgremium“, das als Teil des europäischen „Systemic Risk Board“ eine vorausschauende Risikoabschätzung macht. Zuletzt führte dies zur Verschärfung der Regeln für die Kreditvergabe in Österreich (KIM-VO).
Auch der Finanzmarktexperte und frühere Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek ist überzeugt, dass Lehren aus der Lehman-Pleite gezogen wurden. Abgesehen von strengeren Kapitalvorschriften, etwa die„Basel III“ genannten Vorgaben für Banken, habe das Risikomanagement einen „viel, viel höheren Stellenwert“ gewonnen und man wisse nun, dass es „fatal“ sei, zu glauben, dass der Wert von Immobilien immer nur steigen kann. Die Banken hätten auch aktuell bewiesen, dass sie einen plötzlichen starken Zinsanstieg gut wegstecken können.
Url glaubt, dass Krisen heute jedenfalls anders aussehen würden. Ein „Bank Run“ wie damals, dass also Menschen vor dem Bankschalter oder Bankomat Schlange stehen, würde heute ganz anders ablaufen. Heute gehe das mit Electronic Banking viel schneller und weniger sichtbar. Außerdem könnten gerade die großen Einlagen von Menschen mit Fachwissen bei den ersten Gerüchten blitzartig abgezogen werden – das sei etwa der kalifornischen Silicon Valley Bank zum Verhängnis geworden: In wenigen Wochen seien enorme Mengen Kapital abgeflossen.
„Es ist aber keine Bankenkrise, sondern eine Krise von Spezialbanken, die jedem Anfänger hätte auffallen müssen“, meint Brezinschek. Es sei kein Zufall, dass die betroffenen Institute in Kalifornien beheimatet seien, die dortige Aufsicht sei sehr expansiv und auf niedrige Zinsen eingeschworen. Die US-Bankenstruktur habe sich seit 2008, als riesige Investmentbanken ohne Kundeneinlagen wie Lehman Brothers ins Wanken gerieten, grundlegend geändert. Mit Morgan Stanley und Goldmann Sachs gebe es nur noch zwei große Investmentbanken, und diese seien viel strenger reguliert als damals. Auch das damalige Schattenbankensystem mit unregulierten Zweckgesellschaften gebe es so nicht mehr. (APA)