Seilbahn-Unglück am Lago Maggiore: Prozess gegen sechs Personen beantragt
Die Spitze des Südtiroler Seilbahn-Herstellers Leitner soll vor Gericht. Das Unternehmen selbst geht zuversichtlich in den Prozess: Man habe volles Vertrauen in die Justiz. Unter anderem geht es um den Vorwurf von mehrfacher fahrlässiger Tötung und schwerster fahrlässiger Körperverletzung.
Verbania, Sterzing, Innsbruck – Für das Seilbahnunglück am Lago Maggiore im Jahr 2021 mit 14 Toten hat die Staatsanwaltschaft der norditalienischen Stadt Verbania die Eröffnung eines Prozesses gegen sechs Personen beantragt, darunter drei Vertreter des Südtiroler Seilbahnbauers Leitner. Die Entscheidung über die Eröffnung des Prozesses liegt nun beim Voruntersuchungsrichter. Leitner zeigte sich gegenüber der APA weiter von der Unschuld überzeugt und zuversichtlich.
Angeklagt sind der Eigentümer des Seilbahnbetreibers "Ferrovie del Mottarone", der Betriebsleiter, der technische Leiter, der Vorstandsvorsitzende des Seilbahnbauers Leitner, Anton Seeber, sowie zwei weitere Mitarbeiter des Südtiroler Unternehmens. Ihnen wird mehrfache fahrlässige Tötung und schwerste fahrlässige Körperverletzung, Gefährdung der Verkehrssicherheit und vorsätzliche Beseitigung oder Unterlassung von Sicherheitsvorkehrungen gegen Arbeitsunfälle vorgeworfen.
Leitner: Unternehmen „in keiner Weise belastet"
Leitner meinte unterdessen in einer Reaktion, dass das Unternehmen in Bezug auf die Vorwürfe "in keiner Weise belastet" werden könne. „Im Laufe der Ermittlungen hat sich nämlich erwiesen, dass der Unfall auf das vorsätzliche Verhalten Dritter zurückzuführen ist, welche die an der Seilbahn von Mottarone vorhandenen Sicherheitsvorrichtungen entfernt haben", hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Das Unternehmen habe jedenfalls „volles Vertrauen in die Justiz und ist zuversichtlich, dass diese den Sachverhalt vollständig und auch im Sinne der eigenen Unschuld aufklären wird."
Am 23. Mai 2021 war das Zugseil der Seilbahn kurz vor der Bergstation gerissen. In diesem Moment hätten die Notbremsen am Tragseil eigentlich greifen müssen. Diese waren den bisherigen Ermittlungen zufolge aber mit Klammern blockiert, da sie im laufenden Betrieb für Störungen gesorgt haben sollen. Die Gondel raste talwärts, sprang an einer Seilbahnstütze aus der Verankerung und schlug auf dem Boden auf.
14 Menschen starben bei dem Unglück. Der einzige Überlebende war ein fünfjähriges Kind israelischer Herkunft. Seine israelischen Eltern, sein jüngerer Bruder und seine beiden Urgroßeltern kamen alle ums Leben. Nach dem Unglück brach ein Streit zwischen Angehörigen um das Fürsorgerecht des Kindes aus, das dann von einem Gericht einer in Norditalien lebende Tante väterlicher Seite anvertraut wurde. (APA)
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