Nachfolgebuch „Abseits 2“

Constantini kämpft gegen das Demenz-Tabu: „Auch junge Menschen können erkranken”

Teilt ihre Geschichte: Johanna Constantini bei „Tirol Live“.
© Thomas Böhm

Ihr Vater, Didi Constantini, erkrankte 2019 an Demenz. In ihrem zweiten Buch teilt die Psychologin nun ihre Erfahrungen als Tochter.

Innsbruck – Auf ihr erstes Buch über die Demenzerkrankung ihres Vaters im Jahr 2020 bekam Johanna Constantini zahlreiche Reaktionen. „Es war ein wirklich großer Zulauf“, blickte die Psychologin bei „Tirol Live“ mit TT-Chefreporter Peter Nindler zurück. Nun kommt Mitte Oktober mit „Abseits 2“ (Seifert) das Nachfolgebuch heraus.

Der Grund dafür war zum einen, dass die Psychologin den vielen Zuschriften gerecht werden wollte. „Zudem bin ich in meinem ersten Buch sehr auf die Rolle meines Vater als Sportler eingegangen und darauf, was ihn in seinem Berufsleben ausgezeichnet hat“, meinte Johanna Constantini. Nun wollte sie mehr auf die Erfahrungen rund um die Krankheit und das Leben der Angehörigen damit eingehen.

Es geht dabei um Fragen wie „Welche Wege gilt es zu gehen?“ oder auch „Welche Unterstützungsmaßnahmen gibt es?“, die für die Leserinnen und Leser beantwortet werden.

📽️ Video | Johanna Constantini in „Tirol Live”

Die aktuelle Versorgungssituation hält Constantini für mangelhaft: „Es gibt derzeit zu wenig Pflegeplätze und es gibt darüber hinaus viel zu wenig leistbare Pflege an sich“, kritisierte sie im Interview. Ein Blick nach vorne zeigt, dass gehandelt werden muss. Derzeit leiden laut Alzheimer Gesellschaft rund 100.000 Österreicherinnen und Österreicher an einer demenziellen Erkrankung. Bis 2050 soll diese Zahl auf rund 230.000 Betroffene ansteigen. Ein Engpass ist absehbar.

Ein Thema, das oft übersehen wird, will Johanna Constantini mehr in den Fokus rücken. „In der Regel trifft Demenz ältere Menschen“, meinte sie, aber es gebe Ausnahmen. „Auch junge Menschen können erkranken. Und für sie und ihre Angehörigen gibt es kaum ein Angebot.“

Grundsätzlich gehe die Enttabuisierung zwar voran, doch noch sei es schleppend. „Wir leben nun einmal in einer leistungsorientierten Gesellschaft“, meint die Psychologin, da habe eine Krankheit, die diesem Prinzip entgegenläuft, nur schwer Platz.

In ihrem Privatleben hat Constantini in den letzten drei Jahren ihrer erstgeborenen Tochter dabei zugesehen, wie sie vieles erlernt hat. Mit ihrem Vater erlebte sie das Gegenteil. Sie musste ihm beim „Verlernen“ zusehen, wie sie das nennt.

In ihrem Buch skizziert sie nun diese Erlebnisse und will Menschen einen Ratgeber an die Hand geben: „Ich hoffe, dass ich Angehörige damit noch intensiver erreichen und in ihrer Entscheidungsfindung begleiten kann.“ (aw)

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