Reaktion auf Vorwürfe

Streit über „Gletscher-Zerstörung“ in Sölden: Alpenverein fordert absoluten Schutz

Bagger im Skigebiet Kaunertaler Gletscher.
© Franz Güntner/DAV

Nachdem Greenpeace am Montag die aktuellen Arbeiten am Rettenbachferner für die Ski-Weltcup-Piste als „Gletscherzerstörung“ kritisierte, meldete sich der Alpenverein am Mittwoch ebenfalls zu Wort. Er weist auf die Dringlichkeit des Gletscherschutzes hin. Die Söldener Bergbahnen bezeichneten die Behauptung als „böswillig".

Sölden – Am Montag entfachte sich ein Streit zwischen der Umweltschutzorganisation Greenpeace und den Tiroler Bergbahnen. Greenpeace behauptete, dass derzeit der Rettenbachferner teilweise von Baggern zerstört werden würde, um die Ski-Weltcup-Strecke optimieren zu können. Die Söldner Bergbahnen wiesen die Behauptung als „böswillig" zurück. Am Mittwoch meldete sich Österreichische Alpenverein diesbezüglich zu Wort.

„Bei Baggerarbeiten wie am Rettenbachgletscher handelt es sich um übliche Instandhaltungsmaßnahmen, die regelmäßig in einem Gletscherskigebiet anfallen, wenn man es betreiben will", hieß es da. Trotzdem würde es sich dabei um „naturzerstörende Maßnahmen" handeln, um den Skibetrieb wieder aufnehmen zu können.

Die Hochgebirgslandschaft wird für die intensive touristische Nutzung regelrecht gezähmt und das Jahr für Jahr
Liliana Dagostin, Österreichischer Alpenverein

Den ganzen Sommer über seien Bagger aufgefahren, um den Skibetrieb am Gletscher zu gewährleisten, so der Alpenverein. „Die Hochgebirgslandschaft wird für die intensive touristische Nutzung regelrecht gezähmt und das Jahr für Jahr“, so Liliana Dagostin, Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz des Alpenvereins. Die Gletscherschmelze in Österreich würde jedoch rasch voranschreiten. Laut dem Gletscherbericht des Alpenvereins könnten die österreichischen Alpen spätestens in 50 Jahren eisfrei sein.

Der Alpenverein warnte vor Neuerschließungen von Gletscherskigebieten und betonte einmal mehr den „den dringenden und ausnahmslosen Schutz der Gletscher".

Sommerbetrieb im Skigebiet Kaunertaler Gletscher.
© Franz Güntner/DAV

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Für den Alpenverein umschließt der Gletscherschutz neben den Gletscherflächen auch die Vorfelder und Moränen. „Gerade in einem für die Gletscher besonders ungünstigen Ausnahmesommer wie dem heurigen muss der Gletscherschutz, wie er im Tiroler Naturschutzgesetz vorgesehen ist, ausnahmslos gelten. Das bedeutet, dass jene Flächen, die heute noch für weitere Erschließungsvorhaben zur Verfügung stehen, endlich geschützt werden müssen", so Dagostin.

Hochtour am bisher unverbauten Gepatschferner im August 2023.
© Franz Güntner/DAV

Neue Gletscher für Ausbaupläne zu erschließen sei für den Alpenverein eine rote Linie. Als Beispiel wurde in der Aussendung der Ausbauplan des Skigebiets am Pitztaler Gletscher angeführt, wo mit dem Hangenden Ferner, dem Karlesferner und dem Mittelbergferner drei bisher skitechnisch unerschlossene Gletscher verbaut werden könnten.

Auch die Erweiterungspläne des Skigebiets Kaunertaler Gletscher wurden genannt, wo dem Alpenverein zufolge ebenfalls ein Eingriff in eine noch unverbaute Hochgebirgslandschaft erfolgen könnte und mit dem Gepatschferner sogar eine der größten noch verbliebenen Gletscherflächen der Ostalpen erschlossen werden würde. „Solche Großprojekte sind in Zeiten der Klimakrise einfach nicht mehr zeitgemäß, das sensible Hochgebirge darf nicht zur Dauerbaustelle werden. Jetzt haben wir noch die Chance, zerstörerische Neuerschließungen zu verhindern. Wir brauchen ein Umdenken hin zu einem naturverträglichen Tourismus statt einem weiteren Raubbau an der Natur“, hieß es abschließend von Diagostin. (TT.com)