Causa ÖOC

Athletenvertreter Guggenberger: „Schaden für den Sport ist groß“

Sieht die Integrität des Sports gefährdet: Athletensprecher Matthias Guggenberger.
© APA

Bei der heutigen Wahl in Österreichs Olympischem Komitee (ÖOC) gipfelt ein monatelanger Streit zwischen Gegnern und Befürwortern des amtierenden Präsidiums.

Innsbruck – Simmering gegen Kapfenberg, das nannte der Wiener Kabarettist Helmut Qualtinger in Anspielung auf legendäre Fußballschlachten Brutalität. Aber die Vehemenz, mit der sich seit Ende Mai zwei Lager im Österreichischen Olympischen Komitee bekämpfen, lässt ebenfalls nichts an Härte vermissen. Es fällt Stimmberechtigten schwer, sich neutral zu verhalten – erst recht heute um 13 Uhr, wenn im Wiener Marriott-Hotel die Neuwahl ansteht. Seit vor einer Woche gegen ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel und das ÖOC-Präsidium eine Strafanzeige eingebracht wurde (Verdacht auf Untreue), gehen die Wogen hoch.

Sieht sich mit einer Anzeige konfrontier­t: ÖOC-Generalsekretär Pete­r Mennel.
© APA

„Ich hoffe, dass die Wahl über die Bühne geht. Der Schaden für den Sport ist groß, dabei wollen sich die Athleten auf Olympia 2024 konzentrieren“, meinte gestern Athletenvertreter Matthias Guggenberger (Skeleton). Der Tiroler glaubt an einen „Rachefeldzug“ einiger Verbände, die sich von der Verbandsspitze nicht eingebunden fühlen und Informationen verlangen. Welche Szenarien sind denkbar?

  1. Die Wahl findet statt, der Wahlvorschlag wird angenommen. Es wäre der letzte Tag als Funktionär für den langjährigen ÖSV-Präsidenten Peter Schröcksnadel, der im ÖOC noch als Vizepräsident fungiert. Und nachfolgen würde ihm in diesem Amt Rodelpräsident Markus Prock.
  2. Die Wahl findet statt, der Wahlvorschlag wird nicht angenommen. Dafür bräuchte der designierte ÖOC-Vorstand zumindest eine einfache Mehrheit, Präsident Karl Stoss laut Satzung zumindest zwei Drittel der 47 Stimmen.Würden dem Vorarlberger 16 Verbände die Gefolgschaft verweigern, bliebe der 66-Jährige zwar weiterhin im Internationalen Olympischen Komitee, nicht aber im nationalen. Eine kuriose Situation und dem heimischen Sport nicht zuträglich.
  3. Die Wahl findet nicht statt. Es wäre nach einer monatelangen Auseinandersetzung zwischen den sich gegenüberstehenden Lagern die nächste Eskalationsstufe und in jeder Hinsicht problematisch. Der alle vier Jahre neu zu wählende Vorstand wurde pandemiebedingt schon einmal (ohne Wahl) um zwei Jahre verlängert. Angesichts der Olympischen Sommerspiele 2024 stünde der Kahn führungslos im Meer der Sportpolitik.

Fragen über Fragen – und auch jene der Entlastung des Vorstands stellt sich: „Bei all den offenen Fragen müsste ich einen Vogel haben, wenn ich mit meiner Stimme den alten Vorstand entlaste und dann noch dafür sorge, dass der Präsident eine weitere Amtszeit erhält. Würde ich das tun, könnte man mir Fahrlässigkeit vorwerfen“, meinte unlängst ASKÖ-Präsident Hermann Krist.

Muss für eine Wiederwahl auf zwei Drittel der Stimmen hoffen: ÖOC-Präsident Karl Stoss.
© APA

Die Skepsis begleitet auch Arno Pajek, Vizepräsident im Österreichischen Schwimmverband, der am Mittwoch mit einem Steuerberater beim ÖOC in die Bilanzen Einsicht nehmen wollte: „Man hat uns fast nichts gezeigt.“

Zur Situation

Die Hauptversammlung des Österreichischen Olympischen Komitees ist heuer dazu aufgerufen, in Wien über die Besetzung der Spitzenfunktionen abzustimmen.

Nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Entwicklungen inklusive schwerer Vorwürfe gegen Generalsekretär Peter Mennel und die ÖOC-Spitze ist es fraglich, ob die Wahl überhaupt wie geplant abgehalten wird.

Besonders schwer wiegen wohl nicht zufällig kurz vor der Neuwahl aufgetauchte Vorwürfe im Zusammenhang mit einer Crowdfunding-Plattform gegen Generalsekretär Peter Mennel und die ÖOC-Spitze um Präsident Karl Stoss. Diese weisen die Untreue-Anschuldigungen zurück.

Mehr zum Thema:

undefined

Analyse

Sportfunktionäre und ihr Demokratie-Verständnis

undefined

Causa ÖOC

ASKÖ-Präsident Krist: „Nicht alle Infos kommen beim Vorstand an“

undefined

StA: Hinreichender Anfangsverdacht

ÖOC gerät weiter in Bedrängnis: Garantiert ist nur der Imageschaden

undefined

Mitgleider geschädigt?

ÖOC-Präsidium trat Vorwurf der Untreue entgegen: „Haltlos"

Verwandte Themen