Start in heiße Herbst-Lohnrunde

Metaller-KV: Gewerkschaften fordern 11,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt

Chefverhandler Reinhold Binder (PRO-GE) und der Obmann der Metalltechnischen Industrie in der Wirtschaftskammer, Christian Knill (rechts).
© APA/Jäger

Seit heute Vormittag verhandeln Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter der Metaller-Branche. Die Chefverhandler der Arbeitnehmer wollen um 11,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Sechste Urlaubswoche soll leichter erreichbar werden.

Die rund 120.000 Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie (FMTI) fordern eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 11,6 Prozent, bei einer zurückliegenden Jahresinflation von 9,6 Prozent. Im Vorjahr lag diese bei 6,4 Prozent, die Lohnforderung betrug 10,6 Prozent, geeinigt hat man sich schließlich auf ein Plus von 7,4 Prozent. Die Arbeitgeber zeigten sich heute leicht erstaunt, sie hatten mit höheren Forderungen der Gewerkschaften gerechnet.

Wenig überraschend sind FMTI-Obmann Christian Knill trotzdem die Wünsche der Gewerkschaften GPA und PRO-GE noch zu hoch. Die Metallindustrie stecke in einer Rezession und würde durch hohe Lohnabschlüsse als besonders exportorientierte Branche gegenüber dem Mitbewerbern im Ausland geschwächt.

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Die Chefverhandler auf Gewerkschaftsseite - Karl Dürtscher (GPA) und Reinhold Binder (PRO-GE) - betonten, es gehe nun die Teuerung für die Arbeitnehmer abzugelten, die Bundesregierung habe hier versagt. Neben mehr Lohn und Gehalt solle es leichter sein, die sechste Urlaubswoche zu erreichen und es solle die Möglichkeit geben, dass das Mehr an Einkommen gegen Freizeit getauscht werden könne. Eine generelle Arbeitszeitverkürzung sei kein Thema.

Die Gewerkschaften begründen ihre Forderung nach 11,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt mit der Sicherung der Kaufkraft, denn die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hätten in den vergangenen Monaten einen der größten Reallohnverluste in der Geschichte der zweiten Republik erlitten. "Die Arbeit der Beschäftigten wurde massiv entwertet. Sie können sich um rund zehn Prozent weniger leisten als noch vor einem Jahr. Das ist gleichbedeutend mit einem Monat gratis arbeiten", rechneten Binder und Dürtscher vor. Die Metallindustrie habe in den vergangenen Jahren und bis zuletzt Gewinnausschüttungen für die Aktionäre in Milliardenhöhe getätigt.

Deutliche Besserstellung von Lehrlingen

Weitere Gewerkschafts-Forderungen heute betreffen unter anderem die rund 8000 Lehrlinge in der Metallindustrie. Nach Abschluss ihrer Lehre sollen sie künftig bei der Einstufung dem Gehaltsschema von Absolventinnen und Absolventen höherer berufsbildender Schulen gleichgestellt werden. Zurzeit betrage der Einkommensunterschied in der Grundstufe 390 Euro brutto.

Stefan Ehrlich-Adám, einer der Chefverhandler auf Arbeitgeberseite, betonte heute schon im Vorfeld der Forderungsübergabe: "Die Inflation ist enorm, gleichzeitig bricht die Konjunktur ein und eine Rezession steht ante portas. Am Standort kämpfen wir mit hohen Energiepreisen, Produktionskosten und Lohnnebenkosten. Gleichzeitig werden wie schon im Vorjahr hohe Lohnabschlüsse gefordert. In Summe ist das ein giftiger Cocktail für den Industriestandort."

Lohnkosten bei 10 Milliarden Euro im Jahr

Laut Industrievertretern betragen die Lohnkosten in der Metalltechnischen Industrie rund zehn Milliarden Euro pro Jahr, entsprechend hoch wären die Mehrkosten selbst bei nur einem Prozent mehr Entgelt.

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Das gewerkschaftsnahe Momentum Institut hat heute vorgerechnet, dass die Kaufkraft der Löhne so niedrig ist wie vor 11 Jahren. "So wenig konnten sich Arbeitnehmer:innen zuletzt im Oktober 2012 um ihren Lohn kaufen", so das Institut mit Verweis auf Zahlen der Statistik Austria.

Vor Beginn der Verhandlungen beim obligatorischen Shakehand der Sozialpartner hatte Binder zu seinem Gegenüber auf Arbeitgeberseite, FMTI-Obmann Knill, gemeint: "Auf faire Verhandlungen in schwierigen Zeiten, aber wir wissen beide welche Verantwortung wir tragen." (TT.com, APA)

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