Papst öffnet Türspalt für die Segnung Homosexueller
Franziskus’ Antwortschreiben gibt homosexuellen Paaren Hoffnung. Bei der Berufung von Frauen ins Priesteramt bleibt der Papst vage.
Vatikanstadt – Am heutigen Mittwoch beginnt die Weltsynode in Rom. Kritiker glauben nicht, dass das Treffen eine Erneuerung der Kirche bewirkt. Trotzdem gibt es vor und hinter den Mauern des Vatikans am Vorabend der Weltsynode ein Aufhorchen. Der Papst lehnt Segnungen für homosexuelle Paare nicht grundsätzlich ab. Zumindest ein Türspalt ist offen.
Der Hauch von Öffnung lässt sich aus einem Antwortschreiben des Papstes auf einen kritischen Brief mit kontrovers diskutierten Fragen ableiten. Der Brief wurde dem Kirchenoberhaupt von fünf konservativen Kardinälen geschickt.
Es handelt sich dabei um ein so genanntes Dubia- Schreiben. Hierbei werden theologische Fragen als Zweifel formuliert, auf die der Papst üblicherweise in einem „Ja oder Nein“-Format antwortet. In dem bekannt gewordenen Brief, an dem auch der deutsche Kardinal Walter Brandmüller beteiligt war, wollten die Kirchenmänner etwa wissen, ob Segensfeiern für homosexuelle Paare sowie die Frauenordination weiter verboten bleiben sollen. Die Kardinäle gelten als Kritiker der Reformansätze des Papstes. Neben dem 94 Jahre alten Brandmüller haben die Kardinäle Raymond Burke aus den USA, Juan Sandoval aus Mexiko, Robert Sarah aus Guinea sowie der emeritierte Bischof von Hongkong, Joseph Zen, den Brief verfasst.
Antwortschreiben lässt aufhorchen
Nun hat der Vatikan das Antwortschreiben veröffentlicht. Vor allem Franziskus’ Antwort zu Segnungen für homosexuelle Paare ließ aufhorchen, denn er lehnte diese nicht grundlegend ab. Wer um einen Segen bitte, erbitte im Vertrauen auf Gott dessen Hilfe, um besser leben zu können. Man müsse daher abschätzen, ob es Formen der Segnung geben könne, ohne eine falsche Vorstellung von der Ehe zu vermitteln. Offizielle Regelungen dazu durch Bistümer oder Bischofskonferenzen lehnte der Papst aber ab. Er betonte erneut, die Ehe sei eine Verbindung zwischen Mann und Frau.
Was das Priesteramt für Frauen angeht, blieb der Pontifex vage. Er äußerte sich zwar nicht klar, ließ aber anklingen, dass das zurzeit geltende strikte Verbot zumindest ein weiteres Mal überprüft werden könnte.
Dass der Vatikan die Antworten des Papstes veröffentlichte, wird unter Vatikan-Kennern als bemerkenswerter Schritt gesehen. Seine Replik wurde – wie der Brief der Kardinäle – im Juli verfasst. Es waren die fünf konservativen Kirchenmänner, die ihr Schreiben bewusst zwei Tage vor Beginn der Weltsynode an die Öffentlichkeit gespielt haben.
Der Papst hatte den Kardinälen mitgeteilt, dass es zwar nicht immer ratsam sei, an ihn gerichtete Fragen direkt zu beantworten. Angesichts der Nähe zur Synode habe er es jedoch für angebracht gehalten, dies zu tun. Papst Franziskus stellt die Weltsynode als großes Mitbestimmungsprojekt dar. An der Konferenz bis zum 29. Oktober nehmen 365 stimmberechtigte Mitglieder teil. Die große Mehrheit sind zwar Bischöfe, es sind aber auch Laien dabei. Erstmals in der Geschichte der Kirche werden auch 54 Frauen als stimmberechtigte Mitglieder teilnehmen. (dpa, TT)