Binnen Stunden zwei Frauen in Wien mutmaßlich von Partnern getötet
Eine 34-Jährige wurde mutmaßlich von ihrem Lebensgefährten getötet. Auch beim Tod einer 54-Jährigen steht der Ehemann unter Verdacht. Ein Mann nahm sich das Leben, der andere schwebt nach einem Suizidversuch in Lebensgefahr.
Wien – In Wien sind erneut zwei Frauen Opfer von Tötungen durch ihre Partner geworden. Eine 54-Jährige wurde am Freitag leblos mit Stichverletzungen in einer Wohnung in Leopoldstadt aufgefunden, ihr 64 Jahre alter Ehemann beging Suizid. Am Donnerstagnachmittag hatten sich ähnliche Szenen in Liesing abgespielt: Dort lagen eine 34-Jährige und ihr 63-jähriger Lebensgefährte mit Schnittverletzungen in einem Haus. Die Frau ist tot, der Mann nach einem Suizidversuch in Lebensgefahr.
54-Jährige mit Stichverletzungen
Die Wiener Polizei gab die beiden Tötungsdelikte Freitagmittag kurz nacheinander in Aussendungen bekannt. Bei dem Fall in Leopoldstadt hatten besorgte Verwandte der Frau um 9.15 Uhr die Einsatzkräfte alarmiert. Die Sondereinheit WEGA öffnete die Tür zu der Wohnung am Mexikoplatz und fand das Opfer leblos mit Stichverletzungen auf. Kurz sprang der 64-jährige Ehemann aus einem Fenster im zweiten Stock. Er wurde noch von der Berufsrettung Wien notfallmedizinisch versorgt, sein Leben konnte jedoch wie jenes der Frau nicht mehr gerettet werden.
📽️ Video | 54-Jährige von Ehemann erstochen
Die 54-Jährige wies mehrere Messerstiche auf, erläuterte Polizeisprecher Markus Dittrich an Ort und Stelle. Das Tatmesser lag am frühen Nachmittag noch in der Wohnung und sollte kriminaltechnisch untersucht werden. Vorerst gingen die Ermittler von einem Tötungsdelikt durch den 64-Jährigen an seiner Frau aus.
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34-Jährige tot, Partner in Lebensgefahr
Zuvor war in Liesing eine 34-Jährige offenbar von ihrem 63-jährigen Partner getötet worden. Hier hatten Angehörige des Mannes am Donnerstag gegen 17.00 Uhr die Polizei verständigt. Mit Hilfe der Feuerwehr verschafften sich Beamte Zutritt zu der Doppelhaushälfte des Paares im Bezirksteil Inzersdorf. Im ersten Stock fanden sie "sowohl die Frau als auch den Mann am Boden liegend vor", berichtete Dittrich. Der Körper der 34-Jährigen wies Schnitt-und Stichverletzungen auf. Der Notarzt konnte nur mehr den Tod der Frau feststellen.
Auch der 63-Jährige hatte Schnittverletzungen, die offensichtlich von einem Suizidversuch stammten. Er war aber am Leben und wurde von der Berufsrettung Wien notfallmedizinisch versorgt, berichtete Dittrich. Die Feuerwehr unterstütze mit einer Drehleiter den Abtransport des Schwerverletzten aus dem Obergeschoß des Haues. Anschließend wurde der Mann mit dem Wiener Rettungshubschrauber in ein Spital gebracht. Er lag mit lebensgefährlichen Verletzungen auf der Intensivstation.
In unmittelbarer Umgebung der beiden Personen wurden zwei Messer sichergestellt. Aufgrund der bisherigen Erkenntnisse gingen die Ermittler von einem Gewaltverbrechen aus, das der 63-Jährige begangen haben dürfte, schilderte Dittrich. Als Motiv wurden vorerst Geldprobleme vermutet. In beiden Fällen gab es keine unmittelbaren Tatzeugen, die weiteren Ermittlungen übernahmen die zuständigen Stellen des Landeskriminalamtes Wien.
Mutmaßlich 18. und 19. Femizid in diesem Jahr
Laut Auflistung des Vereins Autonome Frauenhäuser in Österreich (AFÖ) handelt es sich um die 18. und 19. mutmaßlichen Femizide in diesem Jahr in Österreich. Gezählt werden tödliche Bluttaten an Frauen durch (Ex-)Partner oder Familienmitglieder oder durch Personen mit Naheverhältnis zum Opfer.
74 Prozent der Femizide durch (Ex-)-Partner
Die mit Abstand meisten Femizide werden in Österreich von (Ex-)-Partnern der Opfer begangen. Laut einer Studie des "Instituts für Konfliktforschung", die die Femizide in Österreich untersucht hat, waren die Partner in 74 Prozent der Fälle die Täter. Bei rund 30 Prozent dieser Morde war demnach eine Trennung ausschlaggebend.
In etwa 30 Prozent der Fälle von Frauenmorden und -mordversuchen war eine mitunter jahrelange Gewaltvorgeschichte aktenkundig. Etwa ein Viertel der Opfer hatte den gewalttätigen (Ex-)Partner bereits angezeigt. Rund zehn Prozent der Täter waren bereits einmal wegen Gewalt gegenüber der (Ex-)Partnerin verurteilt.
"Wir sind tief betroffen über die Männergewalt in Österreich. Die Frauenministerin muss alle notwendige Ministerien und Expertinnen und Experten in Sachen Gewalt- und Opferschutz an einen Tisch holen und den Nationalen Aktionsplan Gewaltschutz umsetzen", forderte SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner in einer Aussendung. Die SPÖ-Frauen verwiesen auch auf den kürzlich veröffentlichten Rechnungshof-Bericht "Gewalt- und Opferschutz für Frauen", der Mängel im Gewaltschutz angeführt hatte. Die Wiener Grünen forderten einen Gewaltschutzgipfel für Wien mit Fokus auf Femizide. "Fünf von 19 Femiziden im Jahr 2023 wurden in Wien verübt", berichtete Viktoria Spielmann, Frauensprecherin der Grünen Wien. (APA, TT.com)
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