Abo-Steigerung nach Sharing-Verbot: Netflix erhöht nun Preise
Nach der Abschaffung der gemeinsamen Account-Nutzung hat der Streaming-Dienst Netflix zahlreiche NeukundInnen gewonnen. Jetzt kommen auch noch Preiserhöhungen auf die NutzerInnen zu.
Los Gatos – Netflix fühlt sich nach dem erfolgreichen Vorgehen gegen Passwort-TrittbrettfahrerInnen so sicher, dass der Dienst nun auch Preiserhöhungen ankündigt. Zunächst werden einige Abo-Varianten in den USA, Frankreich und Großbritannien teurer. Für die Zuversicht sorgt der kräftige Schub im vergangenen Quartal: Das Vorgehen gegen das Teilen von Zugangsdaten und das günstigere Abo mit Werbeanzeigen ließen die Kundenzahl um 8,76 Millionen steigen.
Die Anleger waren begeistert: Die Aktie stieg im nachbörslichen Handel am Mittwoch um mehr als zwölf Prozent, am Donnerstagmorgen vorbörslich um gut 13 Prozent.
Netflix geht seit dem Sommer dagegen vor, dass NutzerInnen einen Account über einen Haushalt hinaus teilen. Dafür wird zusätzliches Geld fällig – entweder zahlen die MitbenutzerInnen für ein eigenes Konto, oder der bisherige Account-Inhaber bzw. die -inhaberin fügt sie für 4,99 Euro im Monat als Zusatzmitglied hinzu.
Netflix-Wandel trägt Früchte
Nach früheren Berechnungen von Netflix nutzten rund 100 Millionen das Passwort aus einem anderen Haushalt. Das Vorgehen gegen das Teilen der Accounts ist mit Risiko verbunden: Verärgerte NutzerInnen könnten auch zu einem der vielen Streaming-Dienste der Konkurrenz wechseln.
Netflix setzt jedoch darauf, dass das Angebot an Serien und Filmen so attraktiv ist, dass die Leute lieber mehr bezahlen, als zu wechseln. Diese Rechnung scheint trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds in vielen Ländern aufzugehen. Netflix kam zum Quartalsende auf 247,15 Millionen zahlende KundInnen.
Für das vergangene Quartal hatte Netflix selbst ein Plus von rund sechs Millionen AbonnentInnen in Aussicht gestellt – ähnlich wie im Vierteljahr davor. Das günstigere Abo mit Werbung spielt hier eine wichtige Rolle: In den Ländern, wo es verfügbar ist, entscheiden sich 30 Prozent der NeukundInnen für diese Option. Insgesamt sei die Zahl der KundInnen mit Werbe-Abo binnen drei Monaten um 70 Prozent gestiegen. Für das laufende Vierteljahr rechnet Netflix nun mit einem KundInnen-Zufluss in der Größenordnung des dritten Quartals.
Der Netflix-Umsatz stieg im Jahresvergleich um acht Prozent auf 8,54 Milliarden Dollar (8,08 Mrd. Euro), wie Netflix am Mittwoch mitteilte. Der Gewinn wuchs um rund ein Fünftel auf rund 1,68 Mrd. Dollar.
Netflix setzt weitere Maßnahmen
Netflix betont, dass die Effekte der TrittbrettfahrerInnen-Jagd noch einige Quartale andauern würden: Bisher seien einige Maßnahmen bei einigen NutzerInnen-Gruppen noch gar nicht angekommen. Co-Chef Greg Peters spielte den möglichen Effekt der Preiserhöhungen herunter: So etwas schlage sich stärker eher in den Anteilen der neu abgeschlossenen Abos nieder.
Netflix dominiere aktuell im Streaming-Geschäft und löse sich vom Rest der Branche, sagte Branchenanalyst Rich Greenfield im US-Sender CNBC. Ein wichtiger Schritt für die Zukunft sei, dass die Firma Skydance Animation des früheren Pixar-Stars John Lasseter mit ihren Filmen von Apples Streaming-Dienst zu Netflix wechselte. Das könne Netflix helfen, bei Familien-Unterhaltung zu Disney aufzuschließen.
Das Abo mit Werbung laufe gut, weil sich dafür viele NutzerInnen entschieden, die Netflix bisher nur mit Passwörtern von Freunden oder Familienmitgliedern Netflix nutzten, betonte Greenfield. Netflix nimmt mit seinem Anzeigen-Angebot verstärkt die Werbegelder ins Visier, die bisher ins lineare Fernsehern flossen. (APA, dpa)
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