Deutlich mehr Unfälle

48 Menschen kamen im heurigen Sommer in Tirols Bergen ums Leben

Der Polizeihubschrauber "Libelle" war auch diesen Sommer viel im Einsatz.
© Thomas Böhm

Mehr Tote und Verletzte gab es im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt kamen 147 Menschen in Österreichs Bergen ums leben. Im Zehnjahresmittel gab es deutlich mehr Unfälle, aber im Verhältnis weniger tödliche Unfälle.

Innsbruck, Wien – In Österreichs Bergen sind zwischen Anfang Mai und Mitte Oktober 147 Menschen ums Leben gekommen, um 14 mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres (133). Alleine in Tirols Bergen starben im Sommer 48 Personen. Kräftig angestiegen ist auch die Zahl der Alpinunfälle und der Verletzten. 4802 Menschen waren in 3936 Alpinunfälle verwickelt, teilte das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) in einer Aussendung am Dienstag mit. Davon wurden 3144 Menschen verletzt.

Bergsteiger besonders betroffen

Im Vorjahr waren laut ÖKAS 3850 Personen in 3058 Unfälle verwickelt gewesen, wobei 2705 verletzt und 133 Menschen tödlich verletzt wurden. Im Bundesländervergleich gab es im Sommer 2023 nach Tirol (48) die zweitmeisten Toten in Salzburg (25) zu beklagen, gefolgt von der Steiermark (22), Kärnten (17), Niederösterreich (14), Oberösterreich (elf) und Vorarlberg (zehn). Die mit Abstand meisten Toten gab es mit 75 unter Bergsteigern. Die häufigste Ursache waren dabei Herz-Kreislaufstörungen (33) mit 42 Prozent, gefolgt von Abstürzen (20) und der Kategorie Sturz/Stolpern/Ausgleiten (18). Die zweitmeisten Toten am Berg wurden durch Forstunfälle verursacht (19), gefolgt von Mountainbikeunfällen (zehn). Zudem wurden 15 Suizide verzeichnet.

Auch meiste Unfälle in Tirol

Mit 2160 wurden indes im Bundesländervergleich die meisten Verunfallten in Tirol gezählt, gefolgt von Oberösterreich mit 631, Salzburg mit 502, Vorarlberg mit 437, der Steiermark mit 393, Niederösterreich mit 375 und Kärnten mit 267. Verletzt wurden davon in Tirol 1457, in Oberösterreich 333, in Salzburg 327, in Vorarlberg 293, in Niederösterreich 282, in der Steiermark 268 sowie in Kärnten 161 Personen.

Auffällig war heuer im Vergleich mit dem Zehnjahresmittel, dass die Zahl der Unfälle und der Verunfallten deutlich höher, die Zahl der Toten jedoch im Mittel lag. Im Zehnjahresmittel waren 3740 (2023: 4802) Menschen von 3087 Unfällen (2023: 3936) betroffen, 148 (2023: 147) davon mit tödlichem Ausgang. Übersetzt heiße das, dass es zu mehr Unfällen und mehr Verletzten gekommen sei, davon jedoch im Verhältnis weniger Unfälle tödlich verlaufen waren, hieß es seitens des ÖKAS zur APA.

"Unfallfolgen geringer als erwartet"

"Der Trend zu aktivem und gesundem Leben führt zu deutlich mehr Besucherinnen und Besucher im alpinen Raum", freute sich ÖKAS-Präsident Peter Paal. Das spiegle sich jedoch auch in rund 30 Prozent höheren Unfallzahlen wider. Dass die Zahl der Toten im zehnjährigen Vergleich stabil geblieben sei, zeige, "dass die Unfallfolgen geringer als erwartet waren". Ins gleiche Horn stieß Hans Ebner, Leiter der Alpinpolizei: "Mehr Menschen in den Bergen heißt auch mehr Unfälle und Notlagen."

"Es gibt vereinzelt Stimmen, die beklagen, dass schon zu viel los ist. Trotzdem darf man die positiven Effekte des Bergsports auf die Gesundheit der Menschen nicht außer Acht lassen", erinnerte Ebner. Er mahnte jedoch Bergtouristen, sich gut auszurüsten und vorzubereiten. Das Plus bei den Unfällen fordere die Bergretter besonders und zeige die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen auf, betonte auch Stefan Hochstaffl, Präsident des Österreichischen Bergrettungsdienst (ÖBRD). "Die Sicherheit in alpinen Regionen beruht maßgeblich auf der Eigenverantwortung der und des Einzelnen", erinnerte Hochstaffl.

42 Prozent einheimische Verunfallte

Wenig Veränderung gab es indes hinsichtlich der Herkunft der Verunfallten und Toten im Alpenraum. 42 Prozent der Verunfallten stammten aus Österreich, 39 Prozent aus Deutschland, drei Prozent aus den Niederlanden sowie Tschechien. Im Zehnjahresmittel waren in dieser Statistik 45 Prozent Österreicher und 38 Prozent Deutsche vertreten. Bei den Alpintoten stieg der Anteil der Österreicher indes an: 68 Prozent der Alpintoten des heurigen Sommers waren österreichische Staatsbürger (Zehnjahresmittel: 61 Prozent), 21 Prozent deutsche (Zehnjahresmittel: 27 Prozent). 1511 Personen überstanden Unfälle unverletzt, ebenfalls deutlich mehr als im Zehnjahresmittel (1147).

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Rund die Hälfte der Unfälle waren dem Bereich Bergsteigen und Wandern zuzuordnen, rechnete das ÖKAS vor. Zwei Drittel der Unverletzten fielen zudem in diese Kategorie. Stark angestiegen war im heurigen Sommer auch die Zahl an Verunfallten und Toten im Bereich Mountainbiken. Hier gab es mit 1042 rund 50 Prozent mehr Verunfallte als Zehnjahresmittel (696) und mit zehn auch zwei Tote mehr als im zehnjährigen Vergleich (acht). 420 Alpinisten (Zehnjahresmittel: 383) verunfallten beim Klettern, davon kamen sechs Personen ums Leben. (APA, TT.com)

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