Innsbrucker Kältebus: Fürsorge und ein Platz im Warmen für Menschen in Not
Rund 300 Menschen leben in Innsbruck auf der Straße, doch im Winter soll niemand erfrieren. Der Kältebus bringt Obdachlose bei Gefahr im Verzug in die Notschlafstelle.
Innsbruck – Bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt, eisigem Wind oder Schneefällen kann das Leben auf der Straße lebensgefährlich sein. Die vier Tiroler Notschlafstellen bieten obdachlosen Menschen in der Nacht eine sichere Unterkunft, im vergangenen Winter zählten sie insgesamt 20.000 Nächtigungen. Auch heuer wird mit einer großen Nachfrage gerechnet, die Einrichtungen sind bereits jetzt gut ausgelastet. Das Kältetelefon – erst vor wenigen Tagen wieder aktiviert – ist ein weiteres Projekt, das verhindern soll, dass in Tirol Menschen erfrieren müssen. „Wir haben jetzt schon mehrere Einsätze täglich“, sagt Andrea Cater-Sax von den Tiroler Sozialen Diensten (TSD).
Die Hotline ist seit 1. November bis Ende April sieben Tage pro Woche rund um die Uhr erreichbar, im vergangenen Winter gab es insgesamt 307 Anrufe von besorgten Mitbürgern – 67 mehr als noch im Jahr zuvor. Für diesen Winter geht Cater-Sax von weiter ansteigenden Zahlen aus, denn die Not ist groß. Jeder, der auf eine im Freien schlafende, hilfsbedürftige Person trifft, kann unter dem Motto „Hinschauen und anrufen“ das Team vom Kältetelefon verständigen. Diese Möglichkeit zu helfen hat sich laut TSD inzwischen schon herumgesprochen, die Bürger sind sensibilisiert und melden sich, wenn Hilfe benötigt wird. Erfahrene Mitarbeiter evaluieren in einem Gespräch mit den Anrufenden, welche Unterstützung genau benötigt wird. Handelt es sich um einen Notfall, sollte aber immer gleich die Rettung verständigt werden, so Cater-Sax.
In Innsbruck ist als Ergänzung täglich ab dem Nachmittag bis zum nächsten Morgen außerdem der Kältebus im Einsatz, um Hilfsbedürftigen Tee, eine warme Mahlzeit, warme Kleidung, Decken und Schlafsäcke zu bringen oder sie in die Notschlafstelle zu bringen. Wie viele Menschen auf der Straße leben, ist schwer einzuschätzen, Hilfsorganisationen gehen aber von rund 300 Menschen allein in Innsbruck aus.
Für diesen Winter bittet Cater-Sax dringend um Sachspenden: „Uns fehlen vor allem Schlafsäcke und Isomatten, dafür wären wir sehr dankbar.“ Wer lange ohne Dach über dem Kopf gelebt hat, hält es in geschlossenen Räumen mit vielen Menschen oft nicht aus. Das trifft vor allem auf die psychisch kranken Menschen zu, die auf der Straße leben. „Vor allem wenn sie durchnässt sind, was sehr häufig vorkommt, haben sie aber die Möglichkeit, sich umzuziehen und aufzuwärmen. Sachspenden können in der Notschlafstelle am Schusterbergweg 73 abgegeben werden.
Projekte und Hilfseinrichtungen in Tirol
Die Kältehotline der Tiroler Sozialen Dienste (TSD) ist rund um die Uhr unter 0512/21 44 7 erreichbar.
Der Kältebus rückte im vergangenen Jahr in Innsbruck insgesamt 250 Mal aus.
Notschlafstellen der TSD gibt es in Innsbruck, Kufstein und Lienz, die Einrichtung in Innsbruck (Schusterbergweg 73) ist ganzjährig geöffnet. Im vergangenen Jahr wurden allein dort 30.000 Nächtigungen gezählt. In der Winternotschlafstelle des Roten Kreuzes in Innsbruck waren es insgesamt über 3100 Nächtigungen. Die Stadt stellt dafür das Grundstück zur Verfügung und beteiligt sich am laufenden Betrieb.
Weitere Einrichtungen in Innsbruck sind NoRa, der Notraum für Frauen, und Nikado, ein niederschwelliges Kontaktzentrum, in der sich obdachlose Menschen untertags aufhalten können.