COP28 in Dubai

Kein Land tut genug für das Klima-Ziel

„Wir haben Skeptiker überrascht, Optimisten inspiriert. Der Gipfel könnte mit beispiellosem Ergebnis enden“, sagt COP28-Präsident Ahmed Al-Jaber.
© APA/AFP/LUDOVIC MARIN

Österreich rangiert bei den Maßnahmen zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze auf Platz 32. COP-Präsident erwartet beim UN-Klimagipfel trotzdem ein „beispielloses Ergebnis“.

Dubai – Der UN-Klimagipfel (COP28) geht in seine zweite Verhandlungswoche. COP-Präsident Ahmed Al-Jaber hält ein „beispielloses Ergebnis“ für möglich. Er will offensichtlich den Abschlusstag mit 12. Dezember einhalten.

Doch was ist „beispiellos“? Denn in Dubai ringen fast 200 Staaten darum, wie die Pariser Klimaziele von 2015 eingehalten werden können. Das Ziel, die Erderwärmung bis 2050 auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen, wird jedoch immer unrealistischer.

Doch Al-Jaber zeigte sich optimistisch: Dieser Klimagipfel sei „anders“, meinte er, rief aber auch zur Kompromissbereitschaft auf. Die Konferenz habe bereits „Geschichte geschrieben“. „Wir haben die Skeptiker überrascht und die Optimisten inspiriert“, fuhr er fort. Nun gelte es, auch bei den ehrgeizigen Zielvorgaben beim Abschluss der Konferenz zu einem „beispiellosen Ergebnis“ zu gelangen.

Österreich unverändert auf Platz 32

Doch zurück zur Ausgangslage. Trotz der Klimakrise ist die Klimapolitik zahlreicher Staaten höchstens Mittelmaß – auch in Österreich. Aus dem jährlichen Klimaschutz-Index geht hervor, dass kein Land für die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze genug unternimmt. Österreich rangiert unverändert auf Platz 32 – zwischen Kolumbien (31) und Lettland (33) – und im EU-Vergleich auf Rang 14.

Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) beurteilte das Ranking Österreichs dahingehend, dass in der Koalition mit der ÖVP beim Klimaschutz trotzdem mehr als in vielen Jahren davor weitergebracht worden sei, „aber es ist eine Aufgabe von Jahrzehnten, die daher nicht in ein paar Jahren gelöst werden kann“. Dies erklärte die Ministerin in Dubai. 2022 war zumindest die Freude darüber da, dass Österreich eine Bewegung nach vorne gemacht habe.

Aber auch Vorreiter-Länder wie Dänemark „scheinen weiter vom Erreichen der Pariser Klimaziele entfernt zu sein als in den vergangenen Jahren“, warnte der Mit-Autor Niklas Höhne vom Forschungsinstitut NewClimate Institute. Erstmals seit dem ersten Klimaschutz-Index im Jahr 2005 bekam in der Teilbewertung „Klimapolitik“ kein einziges Land die Note gut. Weil laut den Studienautoren keines der 63 eingehend untersuchten Länder genug für eine sehr gute Gesamtwertung getan hat, bleiben die ersten drei Plätze des Klimaschutz-Index wie in den vergangenen Jahren leer.

Ölstaaten sich Schlusslichter

Den obersten Platz vier belegt erneut Dänemark, Schlusslichter sind drei Ölstaaten: das COP-Gastgeberland Vereinigte Arabische Emirate, der Iran und schließlich Saudi-Arabien auf dem letzten Platz.

Deutschland stieg im Vergleich zum Vorjahr um zwei Plätze auf Rang 14, bekommt in den vier Untersuchungskategorien Treibhausgasemissionen, Erneuerbare Energie, Energienutzung und Klimapolitik aber weiterhin nur mäßige Noten.

Die Gründe dafür lägen „vor allem in einer klimapolitisch zu schwachen Verkehrspolitik, der Abschwächung des Klimaschutzgesetzes sowie einem am Ende verwässerten Gebäudeenergiegesetz“, erläuterte Co-Autor Jan Burck von Germanwatch.

International betrachtet gibt der Untersuchung zufolge ein weltweiter Boom der erneuerbaren Energien, Batterien, Wärmepumpen und Elektromobilität „Grund zur Hoffnung“. „Noch nie wurden weltweit so viele Kapazitäten installiert wie 2022“, heißt es. Dieser Zuwachs müsse nun aber auch „exponentiell weitergehen, um die nach wie vor dominanten fossilen Energieträger zurückzudrängen“.

Die Berichtautoren erhoffen sich von der Weltklimakonferenz in Dubai einen „Schub beim notwendigen Klimaschutz“. Dazu müssten die Verhandler aus fast 200 Staaten aber „bindende Beschlüsse“ fassen für eine Verdreifachung der weltweiten Erneuerbaren-Kapazitäten und eine Verdopplung der Energieeffizienz bis 2030 sowie eine Halbierung der Treibhausgas-Emissionen bis 2030 insbesondere durch ein Zurückfahren der Nutzung von fossilen Energieträgern wie Öl und Kohle. (APA, AFP)

Verwandte Themen