Nobelpreisträger Fosse: Worte für das Unsagbare
Am Sonntag erhält Jon Fosse den Literaturnobelpreis. In seiner Preisvorlesung umriss der Norweger seine Poetik.
Schweden –Die traditionelle Pressekonferenz im Vorfeld der Nobelpreisvergabe hat Jon Fosse abgesagt. Er habe bereits so viele Interviews gegeben, dass inzwischen alles über den Preis, den der 64-jährige Norweger für seine innovativen Theaterstücke und Prosa erhält, gesagt sei.
Seine Nobelpreisvorlesung, sie gehört zum Pflichtprogramm, hat Fosse gehalten – und darin seine Poetik umrissen. Er habe, führte Fosse aus, als Heranwachsender aus Angst vor dem Vorlesen in der Schule zu schreiben begonnen. „Ich erlebte, wie mir das Sicherheit gab, das Gegenteil von Angst. Ich fand gewissermaßen einen Ort in mir drinnen, der nur mir gehörte, und an diesem Ort konnte ich schreiben, was nur mir gehörte.“
Das Wichtigste kann nur geschrieben werden
Als Lyriker und Romanautor habe er immer versucht, das Unsagbare herbeizuschreiben, unterstrich Jon Fosse: „Das Wichtigste im Leben kann nicht gesagt, kann nur geschrieben werden.“
Die Arbeit fürs Theater ermöglichte es ihm, diese „stumme Sprache“ anders zu nutzen: Durch die Pausen beginne die Stille zu sprechen, sagte er.
Jon Fosse, Jahrgang 1959, zählt zu den international meistgespielten Gegenwartsdramatikern. Zu seinen bekanntesten Stücken zählen „Da kommt noch wer“ und „Die Nacht singt ihre Lieder“. Seine Romane, Erzählungen und Gedichte wurden bislang in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Sein neuer Roman „Ein neuer Name“ erscheint dieser Tage bei Rowohlt in deutscher Übersetzung. Der Literaturnobelpreis, den er am 10. Dezember in Stockholm erhalten wird, ist mit elf Millionen Kronen (etwa 950.000 Euro) dotiert. (jole)
🔗 Mehr dazu
Nobelpreis für Literatur 2023
Nobelpreisträger Jon Fosse: Des Unsagbaren Stimme
Neues Trakl-Handbuch
Eine Fundgrube fürs Verstehen finsterer Verse
Kopf des Tages