USA kündigen multinationalen Einsatz im Roten Meer an
Die USA haben die Schaffung einer multinationalen Allianz zur Sicherung der Schifffahrtsrouten im Roten Meer bekannt gegeben. Der Einsatz trage den Namen Operation Prosperity Guardian (etwa: Schutz des Wohlstandes), erklärte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Montag. Beteiligt sind demnach auch Großbritannien, Bahrain, Kanada, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen, die Seychellen und Spanien.
Geplant seien gemeinsame Patrouillen im südlichen Roten Meer und dem Golf von Aden. Austin, der sich derzeit in der Region aufhält, teilte mit, es handle sich um eine internationale Herausforderung, die ein gemeinsames Vorgehen erfordere. Alle Länder, die die freie Schifffahrt aufrecht erhalten wollten, müssten sich zusammentun. Die "jüngste Eskalation der rücksichtlosen Houthi-Angriffe" bedrohe den freien Handel, die Sicherheit der Seeleute und verstoße gegen das Völkerrecht. Das Rote Meer sei für den internationalen Handel von entscheidender Bedeutung.
Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um einige Tage.
Der Krieg im Gazastreifen zwischen Israel und der Hamas wirkt sich zunehmend auf die Sicherheit der internationalen Schifffahrt im Roten Meer und um die Südküste des Jemens aus. Im Roten Meer sei der Tanker "Swan Atlantic" von einem Gebiet aus beschossen worden, das die Houthi-Rebellen im Jemen kontrollieren, hieß aus US-Regierungskreisen.
Der norwegische Eigner Inventor Chemical Tankers teilte mit, ein Objekt habe die "Swan Atlantic" getroffen, die Besatzung sei unversehrt. Das britische Amt für Seeschifffahrt (UKMTO) berichtete zudem von drei möglichen Explosionen vor der Küste des Jemen. Dort werden weite Gebiete von den Houthi-Rebellen kontrolliert, die die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen unterstützen. Sie haben mehrfach Frachter im Roten Meer angegriffen, denen sie eine Verbindung zu Israel unterstellen, und Raketen auf Israel selbst abgefeuert. Den Houthi-Rebellen zufolge sind nur israelische Schiffe im Roten und Arabischen Meer in Gefahr. Alle anderen seien sicher, erklärte der Houthi-Sprecher Mohammed Abdulsalam auf X (ehemals Twitter).
Die "USS Carney", ein Zerstörer der US-Marine, habe auf den Notruf des Frachters reagiert und Kurs auf ihn genommen, hieß es in den US-Kreisen. Auf die "Swan Atlantic" seien mehrere Geschosse abgefeuert worden.
Das Amt für Seeschifffahrt UKMTO teilte mit, ein Vorfall habe sich in der Nähe des Bab al-Mandab ereignet, der das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet. Ein zweiter Vorfall sei von einem Gebiet rund 30 Seemeilen nordwestlich von Mocha berichtet worden, ein dritter rund 24 Seemeilen südöstlich dieses Hafens. Auch das britische Unternehmen für Schifffahrtssicherheit Ambrey teilte mit, es habe Informationen über eine mögliche Explosion im Wasser in der Nähe eines Schiffes 30 Seemeilen südlich von Mocha erhalten.
Mehrere Reedereien, darunter die weltweit größte Container-Reederei MSC, haben reagiert und meiden den Suez-Kanal - was allerdings deutlich längere Wege um die Südspitze Afrikas und damit höhere Kosten bedeutet. Man habe sich zu dem Schritt entschieden, weil die Houthis ihre Angriffe verstärkt hätten, hatte die in der Schweiz ansässige Mediterranean Shipping Compnany (MSC) am Wochenende mitgeteilt. Zuvor hatten die Houthi-Rebellen die MSC "Palatium III" mit einer Drohne im Bab al-Mandab angegriffen. Bereits am Freitag hatte die dänische Groß-Reederei A.P. Moller-Maersk alle ihre Containertransporte durch den Bab al-Mandab gestoppt. Auch die französische Reederei CMA CGM folgte dem Schritt. An den Börsen zogen die Aktien von Reedereien in Erwartung höherer Frachtpreise an.
Die Houthi hatten angekündigt, ihre Angriffe fortzusetzen, bis Israel seine Offensive im Gazastreifen beendet. Montagabend zeigten sie sich kämpferisch angesichts der US-Überlegungen zu einer gemeinsamen Allianz gegen die Gruppe. Man sei bereit, sich jeder von den USA geführten Koalition im Roten Meer entgegenzustellen, sagte Mohammed al-Buchaiti, ein Mitglied des Houthi-Politbüros, dem Sender Al-Jazeera. Einige Länder, darunter die USA, hätten "indirekten Kontakt" aufgenommen im Bemühen, sie zu einer Einstellung ihrer Einsätze zu bewegen.