Gesegnete Weihnachten! Taten der Nächstenliebe stiften Hoffnung
Im Grunde ist es ja so: Mögen die Zeiten noch so verrückt sein, Weihnachten kommt jedes Jahr so verlässlich wie das Amen im Gebet.
Von Michael Landau
Wenn alle Geschenke ausgepackt und alle Kekse gegessen sind, vielleicht das Weihnachtsevangelium im Kreis der Familie gelesen ist, bietet dieses Fest hoffentlich auch die Möglichkeit, durchzuatmen und Kräfte zu sammeln. Die Möglichkeit, füreinander da zu sein und aufeinander zu achten.
Ich möchte das Fest nicht verklären – ich weiß auch um die persönlichen Krisen, die stille Not der Einsamkeit, darum, dass Beziehungen gerade zu den Feiertagen schwierig und die Erwartungen an das Fest (zu) groß sein können – aber ich glaube, in uns allen steckt diese Sehnsucht nach gelingendem Leben. Wir alle sehnen uns nach Frieden. Heuer vielleicht noch mehr als sonst. Zumindest mir geht es so. Die Geburt Jesu in der Krippe ist ein solches Zeichen des Friedens. Sie ist Zusage Gottes an uns Menschen. Die Menschwerdung Gottes ereignete sich in keinem Palast, sondern in einer Krippe. Das Kind kam schutzlos auf diese Welt. Damit verbunden war Weihnachten durch alle Zeiten hindurch immer auch ein Fest der Hoffnung. Es ist die Hoffnung, dass das Licht am Ende stärker ist als die Dunkelheit, das Leben stärker als der Tod. Die Gewissheit, dass uns Gott aufrichten und stärken möchte, dass uns sein Weg (auch im kommenden Jahr) in die Weite führen kann. Ich glaube: Diese Hoffnung und Zuversicht ist wichtig.
Wenn Krisen Konjunktur haben, ist es entscheidend, der Hoffnung Raum zu geben. Damit sie wachsen kann – in unserem eigenen Herz, aber auch an Orten, die im Dunkeln liegen. Weil Menschen unter den Folgen des Krieges leiden. Im Nahen Osten oder in der Ukraine. Oder weil Menschen die Folgen von Armut und Teuerungen spüren. Auch bei uns.
Wenn wir also in dieser letzten Woche des Jahres Luft holen, können wir uns die Frage stellen, welche Spur wir im nächsten Jahr ziehen wollen. Im eigenen Leben, im Leben anderer und in der Gesellschaft insgesamt. Ja, klar: Gute Vorsätze sind leicht gefasst, aber ungleich schwerer durchzuhalten. Dennoch lohnt die Anstrengung um eine bessere Welt. Weil es auf jede und jeden Einzelnen ankommt.
Während ich Ihnen schreibe, befindet sich ein Team der Caritas gerade auf dem Weg zurück aus der Ukraine. Ein Mitarbeiter erzählte mir die Geschichte eines Jungen aus einem unserer Kinderhäuser in Kyiv. Er fragte das Kind, wann der Krieg in seiner Heimat vorbei sein würde. Und der Bursch antwortete: „Nächstes Jahr am 27. Mai.“ Der Mitarbeiter wollte wissen, warum er sich da so sicher sei. Und das Kind antwortete: „An diesem Tag habe ich Geburtstag und ich wünsche mir Frieden.“ Dieses Kind trägt Hoffnung in sich. Wir alle tragen Hoffnung in uns, große und kleine, für uns und andere. Als Verantwortlicher der Caritas weiß ich um die Hilfe, die so viele Menschen möglich machen – in Tirol, in Österreich und weltweit. Diese Gesten und Taten der Nächstenliebe sind weihnachtlich: Sie richten auf, machen Mut, weiten das Herz und stiften Hoffnung. Gerade jetzt und im Blick nach vorne. Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben zuversichtliche, gesegnete Weihnachten!