Schellhorn übernimmt wieder

„Will bei Gemeinderatswahl all-in gehen“: NEOS-Abgeordnete Seidl legt NR-Mandat zurück

Bei einer "persönlichen Erklärung" am Freitagvormittag gab Julia Seidl ihr Antreten als Bürgermeisterkandidatin bekannt – der Rückzug aus dem Nationalrat sei da nur "konsequent".
© Michael Domanig

Gemeinderätin Julia Seidl geht bei den Innsbrucker Gemeinderatswahlen nicht nur als NEOS-Spitzenkandidatin ins Rennen, sondern wirft auch im Bürgermeisterduell ihren Hut in den Ring. Zugleich legt sie mit Ende Jänner ihr Nationalratsmandat zurück, der Fokus solle "zu 100 %" Innsbruck gelten. Im Nationalrat feiert damit Sepp Schellhorn sein Comeback.

Innsbruck, Wien – Dass Gemeinderätin Julia Seidl (42) als Spitzenkandidatin für die NEOS in die Innsbrucker Gemeinderatswahl am 14. April geht, stand schon länger fest. Nun ist fix: Sie kandidiert auch für das Bürgermeisterinnenamt – neben Elisabeth Mayr (SPÖ) als zweite Frau unter den bislang bekannten BürgermeisterkandidatInnen.

Sie habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sagte Seidl am Freitagvormittag in einer "persönlichen Erklärung": Aber sie wolle "keine halben Sachen machen", sondern "all-in gehen". Zugleich legt Seidl ihr Nationalratsmandat zurück

Sepp Schellhorn feiert Comeback im Nationalrat, folgt auf Seidl

Sie habe die Arbeit auf nationaler Ebene, u. a. als Sprecherin für Kultur und Tourismus, genossen, "aber man kann nicht gleichzeitig auf zwei Hochzeiten tanzen", begründet Seidl ihren Schritt. Sie wolle den Fokus jetzt zu 100% auf die Innsbrucker Gemeinderatswahlen legen, daher sei es "konsequent, das zweite Mandat zurückzulegen". Denn es sei ein großer Unterschied, ob man "nur" als Gemeinderätin oder als Bürgermeisterkandidatin in einem Wahlkampf agiere.

Seidl war im Nationalrat 2021 auf einem Bundeslisten-Mandat für Sepp Schellhorn nachgerückt. Und der kehrt jetzt wieder zurück auf das politische Parkett und übernimmt Ende Februar Seidls Mandat.

NEOS wollen in Innsbruck zulegen

Zurück nach Innsbruck: Seidl führte aus, warum ihr ein Antreten so wichtig sei. Ein "neuer Stil in der Politik" sei immer ihr Ziel gewesen, "Anstand, Glaubwürdigkeit, saubere Politik". Gerade im Innsbrucker Gemeinderat seien diese Werte in den letzten sechs Jahren "nicht immer vertreten" worden, kritisiert Seidl die anderen Fraktionen. "Die Periode war geprägt von Streitereien, es ist nix weitergegangen."

Nun, da "endlich" neu gewählt werde, sei die Auswahl extrem groß (bislang 13 Listen, Anm.): "Das macht es wohl noch schwieriger." Die NEOS-Werte drohten "immer stärker unter die Räder zu kommen", sagt Seidl, das wolle man verhindern. Ihr Ziel sei, stärker zu werden als bisher (zwei Mandate). Und: Sie werde in Innsbruck bleiben, egal, wie die Wahl ausgeht. Arbeit für ihre Heimatstadt sei schließlich alles andere als ein "Trostpreis".

"Lösungen statt Ideologie in den Vordergrund stellen"

"Es braucht die NEOS in diesem Gemeinderat", ist Seidl überzeugt. Man habe in den letzten Jahren sehr konstruktiv parteiübergreifend gearbeitet und werde weiter versuchen, Gemeinsames vor Trennendes zu stellen, lösungsorientiert statt rein ideologisch zu agieren. Seidls Vorschlag: Alle SpitzenkandidatInnen sollten sich zeitnah zusammensetzen "und abreden, wie man in Zukunft arbeiten soll". Denn: "Innsbruck soll morgen besser dastehen als gestern."

"ÖVP tut sich nichts Gutes mit zwei Listen"

Dass sie in einem wohl stark auf "Alpha-Männer" zugespitzten Wahlkampf nur Außenseiterchancen hat, streitet Seidl nicht ab, sie ist aber zuversichtlich, punkten zu können. Prognosen über den Ausgang wolle sie keine abgeben, nur so viel: "Die ÖVP tut sich nix Gutes, mit zwei Listen anzutreten". Gemeint sind "das Neue Innsbruck" mit Spitzenkandidat Florian Tursky und die Liste "JA – jetzt Innsbruck" des aus der ÖVP ausgeschlossenen Johannes Anzengruber.

Im Gemeinderat sitzt Seidl seit der Wahl im Jahr 2018. Die Pinken sind mit zwei Mandataren im Stadtparlament vertreten. Bei der Gemeinderatswahl 2018 kamen sie auf 4,73 Prozent.

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