Große Urlauber-Nachfrage

Tourismus segelt trotz Teuerung auf Rekordkurs

In den Tiroler Tourismusregionen herrscht trotz Preiserhöhungen reger Andrang von UrlauberInnen.
© Rita Falk

Große Urlauber-Nachfrage trotz vieler Verteuerungen, kräftig gestiegene Kosten und Zinsen drücken aber auf die Erträge der Tourismusbetriebe.

Innsbruck, Wien – Corona ist praktisch kein Thema mehr, und selbst die Teuerungen auf breiter Front (gerade auch bei den Urlaubskosten selbst) haben die Nachfrage nach Winterurlaub in Österreich nicht abkühlen lassen. „Nach dem Allzeithoch bei den Herbstbuchungen waren auch Weihnachten und Silvester stark“, sagt der Obmann der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, Robert Seeber. Sogar das bisherige Rekordhoch der Wintersaison 2018/19 könnte heuer erreicht oder übertroffen werden. „Wir sind guter Dinge, die Buchungszahlen sprechen dafür.“ Der Tourismus sei ein Fels in der Brandung in der ansonsten schwächelnden Wirtschaft.

Russen-Ausfall kompensiert

Im stärksten Tourismus-Bundesland Tirol laufe die Wintersaison sehr gut, betont die Geschäftsführerin der Tirol Werbung, Karin Seiler. Ein Jännerloch, das anderswo teilweise beklagt wird, gebe es nicht – wenn auch naturgemäß die Auslastung nach den starken Weihnachtswochen bis zu den Ferienwochen im Februar schwächer sei. Es sei aber auch etwa der Ausfall der Russen großteils kompensiert worden. Erfreulich ist laut Seiler, dass die Gäste durchaus ausgabefreudig sind und auch der Städtetourismus gut läuft. Preisbewusster sei man teils bei Leihski oder teuren Weinen im Hotel. Seiler hofft auf einen sehr starken Winter. Auch die jüngsten Schneefälle hätten geholfen. Die Saison sei noch sehr lang.

Bundesweit laufe es in den Ferienregionen sehr gut, der Städtetourismus und auch das Kongressgeschäft seien aber verhalten, sagt Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP). „Das so genannte Jännerloch ist wieder da.“ In Wien liege die Auslastung bei den Vier-Sterne-Hotels im Jänner und Februar statt wie früher bei 70 bis 80 nur bei 50 bis 60 Prozent. Der Februar verspreche aber volle Betten, weil heuer die Faschingsferien in Deutschland und den Niederlanden mit den Semesterferien in Österreich zusammenfallen. Positiv sei auch der frühe Ostertermin. Es gebe aber viele Unwägbarkeiten, so Kraus-Winkler. „Man muss immer auf alles gefasst sein.“

Tourismus-Bundesobmann Seeber beklagt neben dem Arbeitskräftemangel auch einen „Mix aus Belastungen“ wie etwa stark steigenden Personal- und Energiekosten, höheren Vorleistungen, der hohen Inflation und dem starken Zinsanstieg. Dieser „Giftcocktail“ mache das Wirtschaften schwer. In seinem eigenen Betrieb in Linz sei allein die Stromrechnung von 60.000 auf 165.000 Euro explodiert.

Nur 10 Prozent der Betriebe geben die Teuerung laut einer market-Umfrage vollständig an die Gäste weiter, 20 Prozent großteils. 84 Prozent leiden unter den höheren Stromkosten, 76 Prozent unter den Heizkosten und 64 Prozent unter dem teureren Wareneinsatz.

Kritik übt die Branche unterdessen auch am Umstand, dass noch immer rund 140 Mio. Euro an Corona-Förderungen nicht ausbezahlt worden seien. (va, APA)

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