Pop-Duo „Anger“ arbeitet auf der Bühne am Mythos
Halb Konzert, halb Stück: Das mythologische Pop-Projekt „Metamorphosen“ kam an den Vereinigten Bühnen Bozen zur Uraufführung.
Bozen – Seine erste Spielzeit als Intendant der Vereinigten Bühnen Bozen hat Rudolf Frey mit „Pop“ überschrieben. Da hat sich eine Kooperation mit Südtirols derzeit erfolgreichstem Pop-Export Anger angeboten. Halb Konzert, halb Theaterstück ist „Metamorphosen“, das noch bis Sonntag, 28. Jänner, im Bozner Stadttheater gespielt wird. Es will am Mythos der Mythen arbeiten, die alten Geschichten von Prometheus, Euridike und Orpheus und Arachne zum Beispiel ausstellen, befragen und auf ihre Gültigkeit prüfen. Entwickelt und in Szene gesetzt wurde „Metamorphosen“ von Felix Hafner, der in Innsbruck zuletzt „Gondelgschichten“ machte.
Schön ist die Idee, dass nicht nur das Stück – es behauptet, Probe zu sein –, sondern auch das Bühnenbild (Elisabeth Weiß) nach und nach zusammenfindet, pädagogisch wertvoll der Einfall, Erzählstrukturen am Beispiel eines Disney-Films zu illustrieren. Und die vom Ensemble (Kerstin Jost, Jasmin Mairhofer, Tamara Semzov, Lukas Spisser und Paolo Tosin) vehement formulierte Forderung, neue Maßstäbe an die alten Mythen anzusetzen, ist eine Notwendigkeit. Ungerechtigkeiten und Übergriffe sind „unserer“ Kultur eingeschrieben – Frauen taugen nie zum Helden, sind selten echte Figuren, sondern Erzählfunktionen – People of Color nicht einmal das. Mehr als an der Oberfläche kratzt „Metamorphosen“ aber selten. Bevor es wirklich spannend oder tatsächlich schmerzhaft wird, stimmen Anger (Julian Angerer und Nora Pider) ein neues Lied an. Die Songs gehen ins Ohr. Das neue Album erscheint im Herbst. (jole)
Metamorphosen
mit Kerstin Jost, Jasmin Mairhofer, Tamara Semzov, Lukas Spisser und Paolo Tosin
Live-Musik: Julian Angerer, Nora Pider und Moritz Kolmbauer
Regie: Felix Hafner
Bühne & Kostüme: Elisabeth Weiß
Bis 28. Jänner im Stadttheater Bozen.