Musikalische Zeitreise beim Kammerkonzert im Haus der Musik
Beim jüngsten Kammerkonzert sind nicht nur die Musiker die Stars, sondern auch ein fast 200 Jahre altes Instrument.
Innsbruck –Das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (ab Mitte 2024 umbaubedingt eine Großbaustelle) nennt manchen Instrumenten-Schatz sein Eigen. Mehrere Hammerflügel, die Art von Klavier zur Zeit Mozarts und Beethovens, werden gehegt und gepflegt. Manchmal darf eines hinaus in die Welt, um von fachkundigen Händen gespielt werden.
Beim Kammerkonzert Freitagabend im Haus der Musik in Innsbruck steht ein Hammerflügel auf dem Podium, gebaut von Conrad Graf in Wien anno 1835. Mit Andreas Staier sitzt ein Star (ohne jegliche Allüren), ein ausgewiesener Spezialist an den Tasten des besonderen Schmuckstücks. Dieses stellt anschlagtechnisch hohe Anforderungen und klingt, im Vergleich zum modernen Flügel, so unnachahmlich weich, rund und hell.
Gefordert ist ein filigranes, feinfühliges Klavierspiel. Andreas Staier zeigt es mustergültig vor. Er weiß in jeder Phase, wo der Hammer hängt (um es salopp zu formulieren). Zusammen mit Daniel Sepec an der Violine und Roel Dieltiens am Cello begibt sich Staier für zwei Stunden auf eine Zeitreise zurück. So beglückend muss sich Kammermusik zu Beginn des 19. Jahrhunderts angehört haben.
Der Genuss für die Ohren wächst, dramaturgisch folgerichtig, mit jedem Beitrag. Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel, Mozart und Haydn sind mit Klaviertrios im Programm vertreten. Da wird jede Stimmung bedient, von melancholischer Süße bis zu virtuosem Spaß an der Spielfreud’.
Eine Steigerung scheint kaum möglich. Doch in Teil 2 nimmt sie mit Beethovens Klaviertrio in G-Dur Gestalt an. Es ist das zweite von drei Stücken, die der Komponist als gerade gut genug empfand, um sie als sein Opus Numero 1 zu kennzeichnen.
Das Publikum erlebt vier Sätze Beethoven von betörender Klangfülle und Brillanz. (mark)