Nicht nur Signa ist betroffen: Jede achte Firma säumig bei Bilanzen
Verspätete Bilanzen, falsche Zahlen: Gläubigerschützer sehen dringenden Handlungsbedarf, gegen Firmen-Versteckspiele vorzugehen.
Wien – Wer Firmenbilanzen verspätet veröffentlicht, kann gegenüber der Öffentlichkeit, Gläubigern, Zulieferfirmen etc. etwaige Probleme vorübergehend kaschieren und hat lediglich eine Geldstrafe zu befürchten. Diese können kleinere Firmen bzw. deren Chefs zwar schmerzen, für Konzerne sind die Geldbußen dagegen nur ein Taschengeld. Die Signa-Gruppe um René Benko hat diese gelebte Intransparenz auf die Spitze getrieben, Bilanzen oft jahrelang nicht veröffentlicht und die Geldstrafen hingenommen. Grünen-Justizministerin Alma Zadić hat unlängst einen 5-Punkte-Plan vorgelegt, um dies zu ändern.
Signa steht aber nicht alleine da. Wie eine Analyse des Gläubigerschutzverbandes KSV1870 zeigt, hat jedes achte Unternehmen, das zur Bilanzlegung verpflichtet ist, für das Geschäftsjahr 2022 noch keinen Jahresabschluss vorgelegt. „Das ist nicht nur gesetzeswidrig, sondern auch im Sinne eines professionellen Risikomanagements und Gläubigerschutzes unverantwortlich“, kritisiert KSV-Experte Ricardo-José Vybiral. Weitere 3,8 Prozent der Unternehmen veröffentlichten ihre Bilanz verspätet. „Im Bereich der fristgerechten Bilanzlegung besteht dringender Handlungsbedarf“, betont der KSV.
Darüber hinaus fehle es vielen Jahresabschlüssen an entsprechender Qualität. So nehmen etwa einzelne Bilanzpositionen einen Wert an, der faktisch nicht möglich ist (z. B. negativer Kassabestand), Aktiva und Passiva sind nicht ident oder ‚Gewinn und Verlust‘- und Bilanzpositionen ergeben nicht den ausgewiesenen Endwert. Zudem komme es vor, dass Unternehmen über Jahre hinweg dieselben Bilanzwerte einreichen, was de facto unmöglich ist.
Diese ganze Entwicklung sei eine Folge dessen, dass die Informationen, die eingereicht werden müssen, im Laufe der Zeit sukzessive reduziert wurden. „Als KSV1870 plädieren wir für eine Rückkehr zu früheren Veröffentlichungsbestimmungen.“ Zudem fordert der KSV strengere Strafen. Auch sollten Firmen für die Folgen verspäteter Bilanzveröffentlichungen haften.