"Jahr des Drachen" löst Babyboom in China aus
Chinas Bevölkerungszahl sank. Doch weil das aktuelle chinesische Tierkreiszeichen als glücksverheißend gilt, werden mehr Babys erwartet. Der Boom wird allerdings von kurzer Dauer sein – etwa wegen Problemen mit der Kinderbetreuung.
Hongkong – Im gerade begonnenen "Jahr des Drachen" wird in China ein kleiner Babyboom erwartet. Eine erste Auswertung von Daten aus Geburtskliniken nach dem Neujahrsfest am 10. Februar zeigten einen "deutlichen" Anstieg der Zahl der Neugeborenen, wie die Finanzzeitung "Yicai" am Freitag berichtete. Ein Krankenhaus in Wuxi im Osten Chinas meldete demnach einen Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
72 Prozent mehr Neugeborene
Eine Klinik in der nordwestlichen Provinz Shaanxi berichtete von 72 Prozent mehr Neugeborenen. Das chinesische Tierkreiszeichen Drache gilt als besonders glücksverheißend: Es steht in der chinesischen Mythologie etwa für Intelligenz und Reichtum. Demografen gehen allerdings davon aus, dass der "Drachenbaby"-Boom wahrscheinlich nur von kurzer Dauer sein wird. Ein Grund dafür ist die teure Kinderbetreuung: Die Kosten für die Erziehung eines Kindes bis zum 18. Lebensjahr betragen in der Volksrepublik das 6,3-Fache der Wirtschaftsleistung pro Kopf, heißt es in einer Analyse des in Peking ansässigen Forschungsinstituts YuWa Population. Zum Vergleich: In Australien liegen die Kosten beim 2,08-Fachen des Bruttoinlandsproduktes pro Kopf, auch in Frankreich (2,24), in den USA (4,11) und in Japan (4,26) ist es weniger teuer.
Besorgt über Geburtenrückgang
Die chinesischen Politiker sind besorgt über den Geburtenrückgang in einer rasch alternden Bevölkerung. Präsident Xi Jinping erklärte im vergangenen Jahr, dass es notwendig sei, "aktiv eine neue Kultur der Heirat und des Kinderkriegens zu pflegen". Viele junge Menschen entscheiden sich jedoch dafür, ledig zu bleiben oder das Heiraten aufzuschieben. Schlechte Berufsaussichten und die Rekord-Jugendarbeitslosigkeit gelten als Gründe dafür.
Die Geburtenrate - die durchschnittliche Zahl der Kinder, die eine Frau bekommt - lag im vergangenen Jahr bei etwa 1,0. Chinas Bevölkerungszahl ist auch deshalb 2023 das zweite Jahr in Folge gesunken. Die Zahl der Neugeborenen liegt mittlerweile nur noch etwa halb so hoch wie 2016. Indien hat die Volksrepublik inzwischen als einwohnerstärkstes Land der Welt abgelöst. (APA)