Protestkundgebung vor dem Lorenz-Böhler-Spital
In Wien hat am Mittwoch die Belegschaft gegen die vorübergehende Schließung des Traumazentrums Wien-Brigittenau - besser bekannt als Lorenz-Böhler-Spital - protestiert. Bei einer vom Betriebsrat organisierten Kundgebung vor dem Krankenhaus wurden die Pläne harsch kritisiert. Gedroht wurde auch mit Streik. Ein entsprechender Grundsatzbeschluss dazu sei bereits gefallen, wurde mitgeteilt.
Der Betreiber des Spitals, die AUVA, will bau- und brandschutztechnische Maßnahmen im Haus durchführen. Laut einem Sachverständigen ist eine rasche Absiedlung nötig, da die Mängel im Bereich Brandschutz groß sind. Die Absiedlung soll bis April erfolgen.
Bis dahin hält die Berufsfeuerwehr Wien beim Spital Bereitschaft. Die stationären Leistungen werden während der Schließung im AUVA-Traumazentrum Meidling und im AKH Wien erbracht. Laut AUVA laufen zudem Gespräche mit der Stadt Wien, um weitere Kapazitäten zu sichern. Eine Streichung von Stellen sei nicht geplant, wurde beteuert.
Die Personalvertretung ließ sich aber nicht von ihrem Protest abbringen. Bei einer - lautstark von Trillerpfeifen untermalten - Versammlung wurde gegen das Vorhaben demonstriert. Ihren Unmut machten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch auf zahlreichen Transparenten Luft. "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns das Böhler klaut", war da etwa zu lesen.
Auch Standhaftigkeit wurde versprochen: "Wir bleiben hier für unsere Patienten." Der "Patient Böhler" dürfe nicht sterben, hieß es weiter. Der Protest, so wurde zudem klargestellt, richte sich nicht gegen die Führung des Spitals, sondern gegen jene der AUVA.
Brandschutz sei eine "teuflische Sache" in einem Spital, zeigte sich der Präsident der Ärztekammer, Johannes Steinhart, in seiner Wortmeldung überzeugt. Maßnahmen könnten aber nur gemeinsam mit dem Personal umgesetzt werden: "Sie müssen eingebunden sein in alle zukünftigen Schritte." Auch die Patientenversorgung müsse gewährleistet bleiben, betonte er. Steinhart sicherte erneut die Unterstützung der Ärztekammer zu. Auch ein Runder Tisch in der Causa wurde von der Standesvertretung heute erneut gefordert.
Der Betriebsratsvorsitzende der AUVA, Erik Lenz, präsentierte zum Auftakt seiner Rede ein Foto. Darauf zu sehen war ein Stau von Rettungsfahrzeugen vor dem Spital - aufgenommen an einem Tag, an dem in Wien Glatteis herrschte, wie er ausführte. Mehr als 100 Rettungszufahrten habe es an dem betreffenden Tag gegeben. "Das Krankenhaus hat funktioniert", versicherte er.
In der Generaldirektion der AUVA funktioniere es hingegen nicht so gut, zeigte er sich überzeugt. Die Chefitäten sehen sich nun auch mit einem drohenden Streik konfrontiert. Denn es gebe dazu bereits einen entsprechenden Beschluss, berichtete Lenz. Den Verantwortlichen wurde heute eine Woche Zeit gegeben, um Forderungen, die heute präsentiert wurden, zu erfüllen. Andernfalls könnte es zum Arbeitsausstand kommen.
Konkret pocht man auf eine Vereinbarung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um die Arbeitsbedingungen abzusichern. Weiters fordert man ein Konzept bzw. den konkreten Zeitplan, wann wieder zum Normalbetrieb zurückgekehrt werden soll.
Auch die Unterlagen, die zu der Entscheidung geführt haben, möchte man sehen. Es sei gesetzlich vorgesehen, dass der Betriebsrat in die Planungen eingebunden werde, hielt Lenz fest. Wobei er sogleich bezweifelte, dass es überhaupt Planungen gab oder gibt. "Das ist ein pures Chaos", konstatierte er.
Barbara Teiber, die Chefin der Gewerkschaft GPA, verwies auf persönliche Erfahrungen: "Ich stehe hier heute nicht nur als Vorsitzender der GPA, sondern auch als unglaublich zufriedene ehemalige Patientin." Sie habe am selben Orte auch bereits einmal protestiert, nämlich als die frühere schwarz-blaue Bundesregierung die AUVA auflösen und die Spitäler schließen wollte, um "Großspendern" eine Beitragssenkung zu ermöglichen, erzählte sie.
"Damals hat sich unser Einsatz ausgezahlt." Dies werde auch jetzt so sein, zeigte sie sich zuversichtlich. Das Vorgehen der AUVA sei ein Affront: "Das kann man sich so nicht gefallen lassen." Es sei noch völlig offen, was das für die Arbeitsbedingungen bedeute. Völlig unklar sei auch, wie es um die Operationstermine stehe und wie es mit den Nachbehandlungen aussehe. Es bestehe die Gefahr eines dauerhaften Abschieds vom Traumazentrums. "Das werden wir keinesfalls zulassen", schwor Teiber.