50 Jahre Zivildienst: Vom „Wehrdienst-Verweigerer“ zur „tragenden Säule des Sozialsystems“
Vor 50 Jahren fiel der Beschluss zum Wehrersatzdienst. Traten im ersten Jahr gerade einmal 344 Männer an, ist der Zivildienst ein halbes Jahrhundert später längst etabliert. Die zuständige Staatssekretärin Plakolm lobt ihn als „tragende Säule des Sozialsystems“.
Wien – Der Zivildienst wird 50. Anfangs oft als „Drückeberger“ bezeichnet, sind die Zivildiener mittlerweile an vielen Orten gerne gesehen, sei es in Spitälern, Behindertenrichtungen, Kindergärten oder auch an der Straße, um Kindern einen sicheren Schulweg zu ermöglichen. Insgesamt haben beinahe 425.000 junge Männer den Wehrersatzdienst geleistet, der aktuell neun Monate dauert.
Vom Außenseiter zum Erfolgsmodell
Es hatte nach Wiedererlangung der österreichischen Souveränität und der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht recht lange gedauert, bis ein Zivildienst etabliert war. Erst seit 1975 gibt es die Möglichkeit, aus Gewissensgründen den Wehrersatzdienst anstatt eines Dienstes ohne Waffe beim Bundesheer zu leisten. Der Beschluss dazu fiel im März 1974, daher jetzt das 50-Jahr-Jubiläum.
Im ersten Jahr traten gerade einmal 344 Zivildiener ihren Dienst an. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2017 gab es 14.907 Zuweisungen. Rund 45 Prozent der Wehrpflichten entscheiden sich mittlerweile Jahr für Jahr für den Zivildienst.
Zuständig für den Zivildienst war viele Jahre das Innenministerium, ehe er ins Landwirtschaftsministerium wechselte und mittlerweile im Bundeskanzleramt angekommen ist. Zuständig für den Bereich ist Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm von der ÖVP.
📽️ Video | Staatssekretärin Plakolm zu 50 Jahre Zivildienst
Plakolm bedankt sich 424.913 Mal
Am Dienstag hat Plakolm anlässlich des Beschlusses vor 50 Jahren das Bestehen des Zivildienstes in einer Pressekonferenz gewürdigt – sie sei „stolz“ auf diese Entscheidung. War der Zivildienst damals oft kritisch gesehen worden, man „hat von Wehrkraftzerstörung oder Wehrdienstverweigerern gesprochen“, wisse man heute, dass Zivildiener viel mehr als eine tragende Säule im Sozialsystem seien.
„Zivildiener sind helfende Hände in der Pflege, sie sind Kameraden bei der Rettung und auch bei den Feuerwehren. Ich sage von Herzen 424.913 Mal Dankeschön“, verwies sie auf die Zahl derjenigen jungen Männer, die seit der Einführung den Wehrersatzdienst geleistet haben.
Kein Rütteln an Wehrpflicht und Dauer des Zivildienstes
Die Einführung vor 50 Jahren sei jedenfalls eine „goldrichtige Entscheidung“ gewesen und sie sei auch froh, dass die Volksbefragung über die Wehrpflicht im Jahr 2013 daran nichts geändert hat, betonte die Staatssekretärin. Damals hatten sich 52 Prozent der Bevölkerung für die Beibehaltung der Wehrpflicht ausgesprochen. An der Dauer des Zivildienstes von aktuell neun Monaten wolle sie nicht rütteln, er dürfe auch keine Konkurrenz zum Wehrdienst sein, sagte sie. (APA, TT.com)
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